Gehirnstrukturen geben Aufschluss über im Alter nachlassende Risikobereitschaft

Neue Erkenntnisse in der Gehirnforschung zeigen, dass sich unsere Strategien zur Entscheidungsfindung mit zunehmenden Alter nicht nur aufgrund unserer wachsenden Erfahrungen verändern, sondern auch vermehrt veränderte Strukturen in unserem Gehirn dafür verantwortlich sind.

Die University of Sydney forscht seit mehreren Jahren zu den Faktoren, die Menschen bei ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen. Bisher war es jedoch nicht möglich zu sagen, ob unsere Tendenz, mit zunehmenden Alter weniger risikoreiche Entscheidungen zu treffen, daran liegt, dass wir durch jahrlang gesammelte Erfahrungen weiser sind oder ob unsere sich verändernden Gehirnstrukturen dabei eine Rolle spielen.

Dr Tymula von der University of Sydney und ihre Ko-Autoren von der New York University, Yale University, vom University College London und dem Trinity College haben jetzt eine Studie im Nature Communications Magazin veröffentlicht, welche veranschaulicht, dass eine zunehmende Risikovermeidung besser mit Veränderungen im Volumen der grauen Substanz im menschlichen Gehirn zu erklären sind als mit dem Alter an sich.

Dr. Tymula erklärt, dass es zwar bekannt sei, dass Menschen mit zunehmenden Alter risikoscheuer werden. Doch es scheint, als ob etwas an der Aussage stimmt, dass Leute unterschiedlich schnell altern. So weisen die Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Gehirnstrukturen verändern, einen größeren Einfluss auf unsere Risikotoleranz hat, als unser tatsächliches Lebensalter.

Für das Forschungsprojekt wurden Erwachsene zwischen 18 und 88 Jahren gebeten, sich zwischen einem Lotterielos mit einem garantierten Gewinn von 5$ oder einem risikoreicheren Lotterielos mit einer bloßen Gewinnchance von bis zu 120$ zu entscheiden. Im direkten Vergleich bevorzugten ältere Teilnehmer die garantierte Gewinnchance im Gegensatz zu den jüngeren Teilnehmern.

Überraschenderweise stellte sich bei der Auswertung dann heraus, dass die Entscheidungsfindung maßgeblich im Zusammenhang mit der neuronalen Dichte – also der Dicke oder Dünne der grauen Substanz - im Gehirn stand.

Mit Blick auf den fortschreitenden demografischen Wandel, durch den die Anzahl von Menschen über 60, die Anzahl von Kindern übertreffen wird, ist ein solches Verständnis der Entscheidungsfindung besonders interessant. Es hilft nämlich zu verstehen, welche Auswirkungen dieser Wandel in der Entscheidungsfindung auf unsere Gesellschaft in Bezug auf politische sowie ökonomische Fragen haben kann. So hilft das Verständnis unserer Gehirnstrukturen dabei, vorherzusehen, wie sich unsere Entscheidungen und die anderer mit zunehmendem Alter verändern wird.

Dr Tymula verfasste die Arbeit mit Associate Professor Ifat Levy of Yale University, Professor Paul Glimcher der New York University, Professor Michael Grubb der Trinity College (Connecticut) und Dr Sharon Gilaie-Dotan der University College London.

Die Arbeit ist in Nature Communications verfügbar.

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