Roadtrip durch Westaustralien – Teil 2

Die Reise geht weiter! Nachdem wir in Teil 1 unseres Reiseführers im Ningaloo Reef Marine Park endeten geht es nun weiter ins Landesinnere. Durch Aborigine-Siedlungen und Klettertouren immer weiter Richtung Darwin. Seien Sie gespannt!

Roadtrip durch Westaustralien

Studierende im Outback in Westaustralien

Zurück auf dem Highway 1 biegt am Nanutarra Roadhouse die State Road 136 in Richtung Landesinnere, genauer gesagt Richtung Tom Price, ab. Die Straße führt geradewegs zum Karijini National Park, den man nach 340 km erreicht. Hier findet man Australiens spektakulärsten Schluchten sowie hohe Wasserfälle, die Joffre Falls, vor. Die State Road 136 führt nach dem Nationalpark geradewegs weiter zum Northern Highway (Hwy 912), dem wir in nördlicher Richtung folgen und nach etwa 450 km Port Hedland erreichen, Westaustraliens größten Industriehafen. Folgt man von hier aus dem Highway 1 in nordwestlicher Richtung gelangt man zwischen dem Pardoo Roadhouse und Sandfire zum Eighty Mile Beach und nach 500 weiteren Kilometern zur Kleinstadt Broome. Das 10.000 Einwohner fassende Städtchen hat sich bis heute noch ein Flair von Hippiekultur erhalten, was zum einen auf die bunt gemischte Bevölkerung von Japanern, Aborigines, Malaysiern und Europäern, zum anderen auf die nostalgischen Holz- und Wellblechbauten zurückzuführen ist. Broome liegt an der Spitze einer Halbinsel. Dank der damit verbundenen sanften Meeresbrise ist das Klima hier ein wenig milder als in der umgebenden tropischen Kimberley-Region. Nur wenige Kilometer entfernt vom Strand liegt der Gantheaume Point, an dem bei extremem Niedrigwasser 120 Millionen Jahre alte Fußabdrücke von Dinosauriern zu erkennen sind!

Folgt man von hier in westlicher Richtung erneut dem Highway 1, erreicht man nach etwa 200 km die Stadt Derby, das Verwaltungszentrum der Region. Derby ist reich an Erinnerungen an den Kampf der Aborigines, die in den 1880er Jahren heftigen Widerstand gegen die Besiedlung durch Europäer leisteten. Heutzutage wohnen die ursprünglichen Bewohner Australiens am Stadtrand von Derby in der Siedlung Mowanjum, was übersetzt „zu guter Letzt angesiedelt“ bedeutet. Mowanjum war eine der ersten unabhängigen Aborigines-Siedlungen der Kimberley- Region. Typisch für die Gegend sind riesige Affenbrotbäume, die Baobabs oder von den Australiern auch einfach nur „boab“ genannt. Sie sehen aus wie Flaschen und können einen Umfang von bis zu 14 m erreichen. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Gegend ist einer dieser Bäume oder vielmehr sein mächtiges hohles Wurzelwerk. Der 1.500 Jahre alte Boab Prison Tree befindet sich 7 km südlich vom Stadtzentrum und wurde um das Jahr 1900 von der Polizei als natürliches Gefängnis benutzt.

Der weitere Weg von Derby aus nach Darwin kann nun entweder weiter über den Highway 1 oder – sollte man sich zu Beginn der Reise für ein Allradantrieb-Auto entschieden haben – über die legendäre Gibb River Road durch die Region Kimberley führen. Dieses Areal im Nordwesten des Landes gehört zu den letzten großen fast unberührten Wildnis-Gebieten Australiens. Während der Regenzeit (November bis März) verwandeln sich die Flüsse der Kimberley-Region in reißende Ströme, die tiefe Schluchten in die Kalksteinformationen graben. Obwohl sich die Trockenzeit (April bis Oktober) weniger spektakulär präsentiert, empfehlen zahlreiche Reiseveranstalter und -führer dennoch in dieser Zeit die Gegend zu bereisen, da das Gebiet zur Regenzeit wochenlang unpassierbar sein kann. Hat man sich für den Highway 1 entschieden, durchquert man die Stadt Fitzroy Crossing, die aufgrund ihrer berühmt-berüchtigten Pubs auch als Bierinsel bezeichnet wird. Neben Kneipen findet man hier auch einen Supermarkt, eine Tankstelle, die Polizei, ein Krankenhaus und das Postamt. Süßwasserkrokodile kann man gelegentlich im etwa 20 km westlich gelegenen Geikie Gorge National Park sehen. Am besten besichtigt man die Schlucht zwischen März und November auf einer Bootsfahrt auf dem Fitzroy River, der die Schlucht einst geformt hat.

Der nächste Stopp ist ein Ort, der aufgrund des Horror Films „Wolf Creek“ bereits in aller Munde war. Die Rede ist vom Wolfe Creek Meteorite Crater Reserve, einem der landschaftlichen Höhepunkte dieser Gegend. Der Wolfe Creek Meteorite Crater ist vor 50.000 Jahren entstanden und mit einem Durchmesser von 850 m und einer Tiefe von 49 m der zweitgrößte Meteoritenkrater der Welt. Man gelangt über die State Route 130, die in Halls Creek vom Highway 1 in Richtung Süden abzweigt, zu dieser beeindruckenden Kraterlandschaft. Wieder zurück auf dem Highway 1 gelangt man nach etwa 110 km nördlich von Halls Creek auf einen nur für Allradwagen zugelassenen Track, der in den Purnululu National Park führt. In einer beeindruckenden Schluchtenlandschaft trifft man hier auf 360 Millionen Jahre alte Felsformationen. Die Oberfläche dieser Felsen erinnert in ihrer Struktur an die von Bienenkörben. Zwischen den Felsformationen liegen grün bewachsene Schluchten, in die Wasserfälle herabstürzen. Die Strecke durch den Park beträgt zwar nur 55 km, jedoch sollte man dafür aufgrund des unwegsamen Geländes 2-3 Stunden einplanen. Während der Regenzeit ist der Park komplett geschlossen.

Auf dem Highway 1 weiter nach Norden gelangen wir in den Ort Kununurra, der gleichzeitig die letzte Station in Westaustralien ist. Von hier aus führt der Victoria Highway in westliche Richtung nach 45 km ins Northern Territory. Hier befindet sich auch der durch ein Aborigine-Gebiet geteilte, noch kaum erschlossene Gregor National Park, den man entweder von dem Ort Timber Creek oder dem Victoria River aus erreichen kann. Im Nationalpark kann man beispielsweise auf Buschwanderungen und Klettertouren gehen oder zwischen April und Oktober auf einer Bootsfahrt die fishing camps erkunden. Der Victoria Highway trifft in Katherine auf den Stuart Highway, von wo aus es dann nur noch 321 km bis zur Hauptstadt des Northern Territory sind.

Nach insgesamt mehr als 3.700 km entlang der Westküste Australiens, von Perth bis nach Darwin, haben wir einen Landstrich kennen gelernt, der jeden, der ihn besucht, mit seiner wunderschönen Natur, seinen freundlichen Menschen und seiner beeindruckenden Geschichte fasziniert und in seinen Bann zieht.

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