Aussi & Kiwi Traditions – Feiertage Down Under

Andere Länder – andere Sitten: In Australien und Neuseeland gibt es eine Reihe offizieller Feiertage und Traditionen, die man bei uns nicht kennt. Manche Feste gibt es natürlich auch bei uns, zum Beispiel Weihnachten und Ostern, aber kennen Sie die besonderen Kiwi und Aussi-Traditionen an diesen Tagen? Lesen Sie hier, was hinter australischen und neuseeländischen Feiertagen wirklich steckt.

Traditionen Down Under

Schneemann und Hase am Gipfel von Mt Wellington

Waitangi Day

Jedes Jahr am 6. Feburar feiern die Neuseeländer ihren Nationalfeiertag: Waitangi Day. Landesweit finden Festivals, Konzerte und andere Feierlichkeiten statt. In Wellington zum Beispiel feiert man ganz friedlich mit dem One Love Festival: Gäste können zu den Klängen von Dub, Roots and Reggae relaxen, Köstlichkeiten aus aller Welt probieren und auf einem Kunst- und Handwerkermarkt bummeln. Besonders wichtig sind die offiziellen Festlichkeiten in Waitangi selbst: Hier, in der nördlich gelegenen Bay of Islands, wurde nämlich im Jahre 1840 neuseeländische Geschichte geschrieben. Als immer mehr britische Siedler im 19. Jahrhundert nach Neuseeland kamen, entschieden die Briten, dass es an der Zeit sei, Souveränität über Neuseeland auszuüben. Das sollte ihnen mit dem Vertrag von Waitangi gelingen. Er regelte einige wichtige Grundsätze, auf deren Basis eine Regierung in Neuseeland aufgebaut werden sollte. Repräsentanten der britischen Krone und der Maori unterschrieben den Vertrag, welcher als Gründungsdokument Neuseelands gilt. Allerdings gibt es eine englische und maorische Fassung, die in wesentlichen Details voneinander abweichen, was in der Vergangenheit zu zahlreichen Diskussionen geführt hat. 

Australia Day

Viele Australier feiern ihren Nationalfeiertag mit Familie und Freunden:  "Das war so richtig australisch, mit Poolparty und einem Cricketspiel in der Einfahrt. Wir haben Bier getrunken und das Australia Day Programm im Fernsehen angeschaut“, berichtet unsere Stipendiatin Katharina. Wer lieber zu einem öffentlichen Event gehen möchte, hat am 26. Januar die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Festivals und Aktivitäten. Allein in New South Wales finden am Australia Day mehr als 5000 Events statt und zwar zu Land und zu Wasser: Viele der Veranstaltungen fanden im Hafen statt, zum Beispiel ein Wettbewerb um das am besten dekorierte Schiff. Das macht Sinn, denn mit ihrem Nationalfeiertag erinnern sich die Australier schließlich an die Ankunft einer Schiffsflotte: Am 26. Januar 1788 erreichte die First Fleet, die erste britische Sträflingsflotte, bestehend aus elf Schiffen, die Bucht von Sydney. Dies war der Beginn der britischen Kolonie in Australien. In New South Wales etablierte sich der 26. Januar schon früh als Feiertag. 1901 formten die australischen Kolonien einen Nationalstaat und übernahmen mit der Zeit die Tradition des Australia Day. Für die indigene Bevölkerung Australiens markiert der 26. Januar den Beginn jahrelanger Verfolgung, Misshandlung und Unterdrückung durch die Einwanderer. Bereits 1938 erklärten Aborigines während der offiziellen Feiern in Sydney Australia Day zu einem Day of Mourning. Sie protestierten gegen Misshandlungen und forderten volle Staatsbürgerrechte, die sie damals noch nicht hatten. Zur Zweihundertjahrsfeier von Australia Day im Jahr 1988 nannten Aborigines den Tag zu Beispiel in Invasion Day um. 

ANZAC Day

ANZAC Day wird sowohl in Australien als auch Neuseeland am 25. April gefeiert und erinnert an im Krieg gefallene neuseeländische und australische Soldaten. Außerdem werden Soldaten, die im Krieg gedient haben, an diesem Tag geehrt. Noch vor Sonnenaufgang marschieren Soldaten zu Kriegsmahnmälern in Australien und Neuseeland. Mit einem kurzen Gottesdienst wird dort an gefallene Soldaten erinnert. Dawn Services haben ihren Ursprung darin, dass die morgendliche Dämmerung im Krieg die Zeit war, zu der am ehesten Angriffe stattfanden. Deshalb wurden Soldaten noch vor Sonnenaufgang aufgeweckt, um auf eine eventuelle Attacke vorbereitet zu sein. ANZAC Day hat seinen Ursprung im ersten Weltkrieg, als australische und neuseeländische Soldaten (die „ANZAC“) an der Seite Großbritanniens, Frankreichs und Russlands kämpften. Bereits im Jahr 1916 fanden am 25. April in Australien und Neuseeland zahlreiche Gedenkfeiern und Märsche für die gefallenen Soldaten statt, und auch in London marschierten ANZAC Soldaten durch die Straßen. Der Tag wurde ANZAC Day genannt und etablierte sich bald als Gedenktag für alle im ersten Weltkrieg gefallenen australischen und neuseeländischen Soldaten. Im Laufe der Zeit wurde der Tag ausgeweitet auf alle weiteren Kriege, an denen ANZAC Soldaten beteiligt waren.

Ein freier Tag am Queen's Birthday

Elisabeth II ist nicht nur die Queen von Großbritannien und Nordirland, sondern auch von Australien und Neuseeland. Im Commonwealth wird der Geburtstag der Monarchin mit einem offiziellen Feiertag begangen. Neuseeland feiert den Geburtstag der Monarchin am Montag nach dem ersten Wochenende im Juni, die meisten australischen Staaten am zweiten Montag im Juni. Die Ausnahme ist Western Australia, wo Queens Birthday Ende September oder Anfang Oktober gefeiert wird.

Dass der Geburtstag der Queen an so vielen unterschiedlichen Tagen gefeiert wird, mag verwirrend erscheinen. Geboren wurde Elisabeth II schließlich am 21. April. Die Briten feiern den Geburtstag eines Monarchen oder einer Monarchin allerdings schon seit langem an einem anderen Tag als dem eigentlichen Geburtsdatum: Geburtstage in den Wintermonaten laden nicht gerade zu Straßenparaden und anderen Veranstaltungen im Freien ein, und Queen Elisabeth feiert deshalb in Großbritannien an einem Samstag im Juni. In Australien und Neuseeland findet der Feiertag also etwa zur selben Zeit statt, auch wenn es dort im Juni Winter ist. In Neuseeland und Australien werden an diesem Tag Menschen für ihre Beiträge zum Allgemeinwohl mit der Auszeichnung „Queen‘s Birthday Honours“ geehrt. Dazu gehören auch regelmäßig herausragende Studenten, Professoren und andere Mitarbeiter australischer und neuseeländischer Universitäten.

Labour Day

Der internationale Feiertag Labour Day hat sowohl in Australien als auch in Neuseeland eine lange Tradition. An diesem Tag soll den Männern und Frauen gedacht werden, die sich im 19. Jahrhundert für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben. In Australien findet er je nach Staat an ganz unterschiedlichen Tagen statt: In Queensland und im Northern Territory fällt Labour Day auf den ersten Montag im Mai. In New South Wales, South Australia und im Capital Territory fällt Labour Day auf den ersten Montag im Oktober. Tasmanien und Victoria feiern am zweiten Montag und in Western Australia am ersten Montag im März.

Die verschiedenen Daten, an denen dieser Feiertag stattfindet, gehen auf unterschiedliche Meilensteine der Geschichte der australischen Territorien zurück: In Queensland marschierten beispielsweise am 1. Mai 1891 streikende Arbeiter in der Outback-Stadt Barcaldine durch die Straßen, um gegen ausbeuterische Arbeitszeiten und für den Acht-Stunden-Tag zu demonstrieren.

Der neuseeländische Labour Day wird immer am letzten Montag im Oktober gefeiert. Neuseeland war unter den ersten Ländern, deren Arbeiter das Recht auf mehr Freizeit einforderten. Begründer des Acht- Stunden-Tags ist hier Samuel Parnell, ein in London geborener Schreiner, der nach Neuseeland auswanderte. Als er in seiner neuen Heimat 1840 den Auftrag erhielt, ein Lagerhaus zu bauen, nahm er nur unter der Bedingung an, dass er nicht länger als acht Stunden pro Tag arbeiten müsse. Labour Day wurde in Neuseeland erstmals am 28. Oktober 1890 mit Paraden von Gewerkschaftsmitgliedern begangen.

Weihnachten unter dem Palmenbaum

Weihnachten mitten im Hochsommer — das ist für viele unserer deutschen Studenten, die Study Abroad auf der Südhalbkugel machen, erst mal gewöhnungsbedürftig. Bei 30 Grad Celsius kann einem in Sydney schon mal der Weihnachtsmann im dicken roten Mantel entgegenkommen, und die Schaufenster sind mit Schneeflocken dekoriert. So ungewöhnlich dies für viele Europäer ist, so normal ist dies für die Weihnachtszeit in Down Under. Einige Traditionen unterscheiden sich deshalb von unseren, andere sind gleich: so verteilen auch dort die Menschen Geschenke an ihre Liebsten — allerdings nicht 24. Dezember, sondern erst am Tag danach. Viele Australier und Neuseeländer verbringen die offiziellen Feiertage am Strand oder bei einem Grillfest.

Auch einige Weihnachtslieder sind an die geographischen und klimatischen Gegebenheiten angepasst: Ein bekanntes australisches Weihnachtslied ist zum Beispiel „Six White Boomers“, welches davon handelt, wie Kängeruhs Santas Schlitten durch Australien ziehen. In einem neuseeländischen Weihnachtslied aus den Sechzigern ist es „Sticky Beak the Kiwi“, der bei Santa Clause die Renntiere ablöst. Aus dem typischen Christbaum wird in Down Under übrigens auch mal gern eine Palme. Am Boxing Day, dem 26. Dezember, ist es in Australien üblich, Shoppen zu gehen, denn der Einzelhandel lockt an diesem Tag mit besonders vielen Angebote. Am 26. Dezember ist es für viele Australier außerdem Tradition, Cricket zu schauen: In Melbourne findet an diesem Tag das „Boxing Day Test Match“ zwischen Australien und einem anderen Staat statt.

Der Oster-Bilby bringt die Eier

Auch die australischen Kinder hoffen darauf, dass ihnen der Osterhasen viele leckere Schoko-Eier bringt. Allerdings wurde in den 1990ern eine Kampagne ins Leben gerufen, die den altgedienten Osterhasen durch den Easter Bilby ersetzen will. Der Bilby ist ein vom Aussterben bedrohtes Beuteltier mit langen Ohren. Der Hase, so wie wir ihn kennen, ist nämlich kein einheimisches Tier, sondern wurde von den Europäern eingeführt. Es hat seitdem erheblichen Schaden in der Natur angerichtet. Zu Ostern gibt es in Australien seit der Aktion neben Osterhasen auch Schoko-Bilbys zu kaufen. Eine andere Tradition ist das Essen von Hot Cross Buns an Karfreitag. Das sind würzige Brötchen mit getrockneten Früchten, die mit einem Kreuz dekoriert sind.


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