Warum Einkaufen nicht immer glücklich macht

Anthony James, Dozent an der Swinburne University of Technology in Melbourne, hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, weshalb ein ausgeprägtes Konsumverhalten nicht unbedingt für mehr Lebensfreude sorgt und was es für alternative Maßstäbe für ein glückliches Leben geben kann.

Einer Studie zufolge, auf die sich Autor Frank Trentmann in seinem Buch „Empire of Things: How We Became a World of Consumers, from the Fifteenth Century to the Twenty-First“ bezieht, besitzt ein durchschnittlicher deutscher Haushalt 10.000 Gegenstände, während die Ressourcen unseres Planeten durch dieses Konsumverhalten immer weiter aufgebraucht werden.

Anthony James von der Swinburne University in Melbourne findet deshalb, dass besonders die Nachweihnachtszeit dazu geeignet ist, zu hinterfragen, worin eigentlich der Sinn unseres Konsums liegt.

Wenn Konsum dazu gedacht ist, Lebensqualität zu verbessern, dann sind die Mengen von Geld, Energie usw. nur die Zutaten, aber nicht das Endprodukt dieser Lebensqualität. Deshalb vergleicht James unser Konsumverhalten mit dem Backen eines Kuchens. Er fragt, ob es Sinn macht, beim Backen so viele Zutaten wie möglich zu benutzen. Und natürlich ist die Antwort nein. Doch das Motto „Mehr ist immer besser“ hat sich tief unserer modernen Gesellschaft verankert und somit auch in unserem Wirtschaftssystem. Denn schließlich gibt es einen nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Lebensqualität und dem Konsum von bestimmten Gütern.

Doch diese Wechselwirkung beginnt schwächer zu werden. Denn inmitten von noch nie da gewesenem Reichtum, aber auch Gefahren (von Klimawandel zu Massenaussterben bis hin zu Ungleichstellung und sozialer Spaltung) kann es eine Chance sein, über die Konsummaschinerie hinauszuwachsen und sich Dingen in unserem Leben zu widmen, die wirklich zählen.

James fragt deshalb, was die optimale Menge an Zutaten ist und wie wir unseren Konsum optimieren können, um die maximale Lebensqualität zu erlangen.

Die erste konkrete Frage in diesem Zusammenhang lautet dann, was die optimale Höhe des Gehaltes sowie des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Wahrnehmung eines glücklichen Lebens sein muss. Einer Studie aus dem Jahre 2000 zufolge, verbessert sich, bei steigendem Wert des BIP, die individuelle Lebenszufriedenheit ab einem persönlichen Einkommen von etwa 15.000 $ kaum noch weiter. So wiesen Länder wie Dänemark, Schweden Neuseeland und Irland ein höheres Level an Lebenszufriedenheit aus, als die USA, obwohl erstere deutlich geringere Einkommen hatten.

Im Vergleich lag, zum Zeitpunkt der Studie, der BIP pro Person in den USA bei 26.980 $, in Dänemark bei 21.230 $, in Schweden bei 18.540 $, in Neuseeland bei 16.360 $ und in Irland bei 15.680 $. Der BIP ist also ein schlechter Richtwert, wenn es darum geht, das Wohlbefinden einer Gesellschaft zu messen. Denn durch den BIP wird Wohlstand nur in Bezug zu materiellen Gütern definiert.

James beschäftigt sich deshalb mit der Frage, wie man den Konsumzwang hinter sich lassen kann. Doch da es kein inhärentes oder vorgefertigtes Konzept gibt, welches einen Richtwert für einen optimalen Reichtum- oder Konsumwert vorgibt, empfiehlt James, dass wir selber entscheiden, was uns zu einer bestimmten Zeit am wichtigsten ist. Dies ist jedoch nicht nur eine persönliche Sache, sondern es gibt bereits viele Projekte, auch politische, die sich dem Problem stellen, gute Maßstäbe für passende Werte an Lebensqualität zu ermitteln.

Dies ist auch wichtig, denn es stellt sich heraus, dass unser optimales Level an Ressourcennutzung und Einkommen deutlicher geringer ausfällt, als normalerweise angenommen. Somit wird deutlich, dass ein „gutes Leben“ nach unseren Maßstäben nicht an die Steigerung des Konsums oder unseres Einkommens geknüpft ist. Stattdessen geht eine Reduzierung unseres exzessiven Konsums und dessen negative Folgen mit der Aussicht auf eine Verbesserung unserer Lebensqualität einher.
Es wird jedoch befürchtet, dass eine Reduzierung unseres Kaufverhaltens auch mit einer Reduzierung des BIP verbunden ist, wodurch die Angst vor einer Rezession zum Problem werden kann.

Doch James argumentiert, dass ein sinkender BIP kein Hindernis sein muss, wenn neue Maßstäbe für eine nachhaltige, hohe Lebensqualität funktionieren. Die neuen Maßstäbe können uns dann dabei helfen, die notwendigen Änderungen bezüglich unseres Umgangs mit Geld, Arbeit und Konsum durchzuführen. Denn ein steigender BIP macht laut James nicht viel Sinn, wenn dafür unser eigentliches Ziel eines erfüllten Lebens verloren geht.

Deshalb empfiehlt James, die Nachweihnachtszeit dazu zu nutzen, sich mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen und dieses anzupassen sowie dahingehend zu optimieren, was uns im Leben am wichtigsten erscheint.

Ein Vorschlag lautet zum Beispiel, anstatt materielle Güter zu verschenken, Geschenke für mehr gemeinsame Zeit oder eine gute Gesundheit zu vergeben oder aber auch weniger Schulden und Stress auf sich zu nehmen. Denn letztendlich, sagt James, ist klar geworden, dass wir den Mythos von notwendigem, exzessivem Konsumverhalten nicht aufrecht erhalten müssen, um ein glückliches Leben zu führen.

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