Vom Arzt verschrieben - Kunst auf Rezept

Ein neues Programm der University of New South Wales in Australien sieht vor, dass Gesundheitsexperten wie auch Allgemeinmediziner Rezepte für ihre Patienten ausstellen, mit denen diese Kunstkurse besuchen können.

Associate Professor Chris Poulos

Da zunehmend mehr empirische Beweise für die positiven Auswirkungen von Kunst auf sowohl das körperliche als auch das mentale Wohlbefinden veröffentlicht werden, warum sollte Kunst nicht ebenso problemlos zugänglich sein wie pharmazeutische Medikamente?

Auf der jährlichen International Arts and Health Conference der Art Gallery New South Wales in Australien werden die Professoren Chris Poulos und Roslyn Poulos ihr Konzept der Arts on Prescription vorstellen. Dieses basiert auf einem Modell aus Großbritannien, in welchem Gesundheitsexperten für ihre Patienten Rezepte ausstellen, damit diese an Kunstkursen teilnehmen können. „Dieses Konzept wird immer mit traditioneller Gesundheitsversorgung verbunden, aber es geht darüber hinaus, um Gesundheit und größeres Wohlbefinden zu erreichen", sagt Chris Poulos.

Das Programm wurde ausgerichtet auf Personen im Alter von über 65 Jahren, die nicht nur mit einer, sondern mit einer Vielzahl an gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Zu diesen gehört Gebrechlichkeit, abnehmende körperliche Funktionen, Ängste, Depressionen, milde kognitive Beeinträchtigungen, schwere Verluste, soziale Isolation oder eine hohe Pflegebelastung.

Gruppen von sechs bis acht Teilnehmern arbeiteten für zwei Stunden pro Woche über einen Zeitraum von zehn Wochen in einem Kunstbereich ihrer Wahl mit professionellen Materialien und gemeinsam mit einem speziell geschulten Künstler. Mögliche Kurse beinhalteten bildende Kunst wie das Malen mit Öl und Aquarell sowie Grafikkunst, Tanz und Bewegung oder Musik und Fotografie. Viele Teilnehmer wählten mehr als einen Kurs. Der Bereich wurde von den Patienten selbstständig ausgewählt, da das eigene Engagement das wichtigste Ziel war und angenommen wurde, dass viele verschiedene Formen von Kunst einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hätten, beispielsweise in Form von Sozialisierung, Bewegung und Kreativität.

Die Daten von 139 Teilnehmern des Programms wurden ausgewertet und mit Interviews und Fokusgruppen ergänzt, um sich anekdotisch mit den Erfahrungen der Patienten zu befassen. Laut Roslyn Poulos konnte eine signifikante gesundheitliche Verbesserung nach dem Programm festgestellt werden, ebenso wie eine statistisch signifikante Verbesserung in selbst wahrgenommener Kreativität und Häufigkeit von kreativen Aktivitäten. „Teilnehmer berichteten, dass das Programm ihnen einen neuen Sinn und ein neues Ziel gegeben hätte, ebenso wie ein neu erschlossenes Talent", sagt sie. „Die Kunstaktivitäten in einer Gruppe durchzuführen gab den Teilnehmern auch eine Gemeinsamkeit, sodass sie gute Verbindungen zueinander entwickelten."

Chris und Roslyn Poulos sind beide davon überzeugt, dass Kunst auf Rezept ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Programm darstellt, was von australischen Allgemeinmedizinern in Anspruch genommen werde sollte, wobei Empfehlungen von einer Reihe von Gesundheitsexperten wie Sozialarbeitern, Krankenschwestern, seelsorgerischen Betreuern und Teams für Altenpflege ausgestellt werden können.

Die neunte jährliche International Arts and Health Conference „The Art of Good Health and Wellbeing" findet vom 30. Oktober bis zum 1. November 2017 statt.

Weitere Informationen:

Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Gabrielle Dunlevy
Tel.: 0061 2 9385 1933
Email: g.dunlevy@unsw.edu.au

Kontakt aufnehmen Kontakt aufnehmen