Die Vorlesung am Strand per Laptop durcharbeiten
Drolshagen Erfahrungsbericht Studium Australien

Kevin Drolshagen | Student an der Hochschule Niederrhein

Was
Wirtschaftsinformatik

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2017

Abwechslungsreich und praxisorientiert

Auslandssemester Australien

Dieser Erfahrungsbericht gilt für das Semester1/2017 an der RMIT University, Campus Melbourne. Dort habe ich die letzten verbleibenden Module meines Masterstudiums der Wirtschaftsinformatik verbracht.

Ablauf/Organisatorisches

Da alle Universitäten einen Nachweis über das Sprachniveau verlangen, muss man sich weit vor geplantem Studienbeginn über die Anforderungen an den zur Auswahl stehenden Universitäten informieren. Sofern man sich zunächst nicht festlegen oder sich parallel an mehreren Universitäten bewerben möchte, so empfiehlt es sich, die höchste Anforderung (vermutlich Level C1) und die zumeist akzeptierte Zertifikatsform zu identifizieren und sich dieses zu besorgen. Prüftermine sind teilweise selten und auch ein wenig Vorbereitungszeit sollte berücksichtigt werden. Das Englisch-Vertiefungsmodul an meiner deutschen Hochschule hatte beispielsweise lediglich das Niveau B2, ebenso die meisten Englisch-Leistungskurse an Gymnasien.

Bei der Auswahl der Universität ist das Kursangebot ein maßgebender Faktor, wenn man die Anrechnung der Kurse erstrebt. Da ein Auslandssemester mit längerer Vorlaufzeit geplant wird, ist zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht immer eine bestätigte Liste der im kommenden Semester angebotenen Kurse veröffentlicht, sodass man an dieser Stelle etwas pokern muss und sich auf die Vergangenheitsdaten der vorherigen Semester verlassen muss. Diese sind jedoch recht verlässlich, da das Kursangebot tendenziell eher erweitert wird, als dass Kurse gestrichen werden.

Sobald man die Zusage einer Universität hat, kann man die Semesterdaten herausfinden und anhand dieser die Flüge buchen. Open-return Tickets sind hier wohl die Regel, wenngleich ich eine One-way Buchung empfehlen würde. So hat man den Vorteil nicht nur zeitlich flexibel zu bleiben, sondern auch hinsichtlich der Route. Seit sich Australien zum Mallorca der Südhalbkugel entwickelt hat, ist das Flugangebot groß und Airlines unterbieten sich in ihren Preisen.

Nachdem der Semesterbeitrag gezahlt wurde, erhält man zudem die CoE (Confirmation of Enrolment) welche eine Voraussetzung für den Visumsantrag ist. Dieser läuft komplett online und nach etwa drei Wochen wird das Visum dann in der Regel problemlos per Mail erteilt. Lästige Wege zur Botschaft entfallen.

Die Wohnungssuche sieht man am besten nach Anreise vor. Viele Vermieter schließen ausschließlich 6- oder mehr- Monatsverträge ab, sodass man sich die Wohnung zunächst einmal angeschaut haben sollte, bevor man sich festlegt.

Sehr empfehlenswert ist es, die Orientierungswoche zu besuchen. Hier werden alle internationalen Studenten gesammelt willkommen geheißen und nützliche Hinweise gegeben. Man lernt sehr einfach viele Leute kennen und kann sich u.a. bei der Wohnungs-/WG-Suche behilflich sein, Partys und Trips planen etc.

Für den gesamten Prozess, von der Entscheidung pro Auslandssemester bis hin zur Orientierungswoche vor Ort, werden häufig 12 Monate empfohlen. Man schafft es jedoch auch in 4 Monaten.

Das Institut Ranke Heinemann unterstützt bei allen Fragen und hilft bei den Vorbereitungen. Sie fungieren ans Ansprechpartner, sodass alle Formulare und Unterlagen an deren deutsche Adresse gesendet werden können. Nach formaler und inhaltlicher Prüfung werden diese dann durch das Institut nach Australien weitergeleitet. Insgesamt ist das eine große Hilfe. Zwar ist es auch möglich, sich direkt an die Zieluniversität zu wenden, ich würde jedoch ausdrücklich empfehlen, das Angebot vom Institut Ranke Heinemann in Anspruch zu nehmen. Zudem ist es nicht nur kostenlos, sondern man erhält auch einen Teil der Studiengebühren zurück (s. U.)

Anrechnung Module

Zur Anrechnung der im Ausland erbrachten Studienleistungen, wird ein sogenanntes Learning Agreement abgeschlossen. Dieses enthält eine Aufstellung, welche Module der deutschen Hochschule durch Module im Ausland ersetzt werden. Die Genehmigung der Anrechnung obliegt Anforderungen wie fachlicher Gleichheit, ähnlichem Workload etc. Die RMIT University bietet eine große Auswahl an Studiengangs übergreifend wählbaren Modulen, was insbesondere bei Querschnittsprogrammen hilfreich ist.

Reisen

Beim Thema Reisen kommt es ein wenig auf Glück an. Idealerweise lassen sich die Vorlesungen auf zwei bis drei aufeinanderfolgende Wochentage verteilen, sodass man jede Woche ein Zeitfenster von vier bis fünf Tagen zum Reisen hat. Immerhin erreicht man innerhalb von 4h (Flug) eine ganze Reihe sehenswerter Ziele. Für längere Trips eignen sich dann insbesondere die mid-semester break oder der Monat nach dem Semester bis zum Ablauf des Visums. Bei Reisen während des Semesters sollte man jedoch nicht den Arbeitsaufwand pro Kurs insbesondere im Hinblick auf Vor- und Nachbereitung sowie für die zahlreichen Tests innerhalb des Semesters unterschätzen. Die Vorlesungen an sich entsprechen lediglich etwa 20% des Zeitaufwandes!

Unterschiede

Offensichtlich wird in Englisch gelehrt. Dozenten bedienen sich jedoch einer etwas vereinfachten Sprache und sind sehr, insbesondere vor dem Hintergrund des Aussie-Slang und einem sehr hohen Anteil internationaler Studenten, um Verständlichkeit bemüht. Als deutscher Student liegt man, nach meiner Erfahrung, über dem durchschnittlichen Sprachniveau der Studenten.

Der Kontakt zu Dozenten erfolgt auf einer freundschaftlichen, Rat gebenden Ebene im Gegensatz zum eher distanzierten deutschen System.

Die Prüfungsleistung besteht zumeist aus vielen kleinen, untersemestrigen Assignments, welche kumuliert etwa die Hälfte der Note beschreiben. Zum Abschluss folgt oft eine klassische Prüfung, in meinen Fall zwei Stunden pro Modul und schriftlich. Insgesamt ist der Workload ein wenig höher als an der deutschen Hochschule, jedoch abwechslungsreicher und praxisorientierter. Lehrinhalte sind zudem häufig aktueller, insbesondere weil viel mit wissenschaftlichen Papers gearbeitet wird.

Aufgrund der Größe der Universität werden pro Modul häufig mehrere Veranstaltungen zu verschiedenen Zeiten angeboten, sodass sich der Stundenplan nach persönlichen Präferenzen, z.B. alle Kurse möglichst früh am Morgen, gestalten lässt. Viele Veranstaltungen werden mit Ton und Bild aufgezeichnet. Bei sonnigen Tagen, kann man sich die Vorlesung daher herunterladen und am Strand per Laptop durcharbeiten.

Kosten/Finanzierung

Dieser Punkt fällt selbstverständlich sehr individuell aus. Bei starker Zurückhaltung kann man diese jedoch auf ein Niveau bringen, welches dem deutschen*2 entspricht. Ausdrücklich davon ausgenommen ist jedoch die Miete, welche sich zurzeit für ein annehmbares Apartment in annehmbarer Distanz zum Campus bei etwa 400$ pro Woche eingependelt zu haben scheint. Studiengebühren, Visum, Flüge etc., all dies sind voraussehbare Posten.

Ein Studentenvisum erlaubt das Arbeiten von 40h/ fortnight (14 Tage), wobei die Gehälter deutlich höher liegen als in Deutschland. Zu bedenken ist, dass zahlreiche Studenten und Backpacker um Teilzeitjobs konkurrieren, das Angebot ist jedoch entsprechend groß. Des Weiteren erhält man möglicherweise Auslands-Bafög, welches etwas höhere Grenzwerte berücksichtigt als das Inlands-BAföG.

Auf keinen Fall vergessen sollte man jedoch, sich für Stipendien zu bewerben. Bei Aufnahme in ihr Förderprogramm erstattet das Institut Ranke-Heinemann zum Beispiel 5-10% der Studiengebühren.


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