Man fühlt sich schnell willkommen und zuhause

Lydia Steckel | LL.M. Studentin

Wo
The University of Queensland

Zeitraum
2018

Was
Master of Laws

Studienprogramm
Masterstudium

Förderung
IRH Förderprogramm

30.12.2018

Australien ist ein wunderschönes Land und super geeignet für ein Auslandssemester

Master of Laws Australien

Australien ist ein wunderschönes Land und super geeignet für ein Auslandssemester. Die Kultur/Lebensweise ist der europäischen ähnlich und außerdem sind die Australier so herzlich und freundlich, dass man sich schnell willkommen und zuhause fühlt. Welche Stadt und welche Uni man sich aussucht (allein Brisbane hat 3!), ist sicherlich Geschmackssache. Brisbane punktet mit Küstennähe und ganzjährig milden Temperaturen und ist außerdem eine wunderbar grüne Stadt mit einem entspannten Flair. Trotz der über 2 Millionen Einwohner hat es auf mich nie wie eine Großstadt gewirkt. Bitte macht aber nicht den gleichen Fehler wie ich und denkt, Brisbane sei am Meer. Der nächste Strand ist ca. eine Autostunde entfernt!

Dieser Bericht soll euch eine kleine Hilfe für die Vorbereitung und Eingewöhnung in Brisbane sein. Insgesamt kann ich erfreulicherweise sagen, dass ich auf keine wirklichen Probleme gestoßen bin. Ranke-Heinemann und die Uni versorgen euch mit allen nötigen Informationen und hier vor Ort ist alles gut organisiert.

Vorbereitung

Ich habe mich über das Institut Ranke-Heinemann beworben. Meine Betreuerin hat mir exakt aufgezählt, welche Unterlagen ich für die Bewerbung benötige. Unter anderem ist ein transcript of records auf Englisch erforderlich. Während das bei Bachelor/Masterstudiengängen wahrscheinlich vollkommen unproblematisch ist, muss man dies als Jurastudent an der Universität Bonn selbst erstellen, übersetzen und sich dann unter Vorlage der entsprechenden Leistungsnachweise ausstellen lassen. Dies hat bei mir durchaus einige Zeit in Anspruch genommen. Die vollständigen Unterlagen habe ich sodann an meine Betreuerin geschickt, die die online-Bewerbung für mich übernommen hat. Ein weiterer Vorteil der Bewerbung über Ranke-Heinemann ist, dass man eine Studienbeihilfe in Höhe von zehn Prozent der Studiengebühren für das erste Semester erhält.

Die UQ hat sich mit der Zusage über sechs Wochen Zeit gelassen, bewerbt euch also nicht zu spät, insbesondere falls ihr die Zusage von der Uni für Stipendiums-Bewerbungen benötigt.

Ist die Bewerbung erfolgreich, erhält man eine offizielle offer der Uni, die man sodann annehmen muss. Hat man das certificate of enrolment erhalten, muss man das Visum beantragen (die Gebühr betrug meinerzeit AUD 560), das in meinem Fall direkt bewilligt wurde. Außerdem sind deutsche Studenten verpflichtet, eine spezielle Krankenversicherung abzuschließen, die sogenannte OSHC (Overseas Student Health Cover). Sie ist nicht beliebig teuer (etwa 300 Euro für ein ganzes Jahr), übernimmt aber auch immer nur bestimmte Prozentsätze des staatlich empfohlenen Gebührensatzes, den die Ärzte auch überschreiten dürfen. Wer rundum geschützt sein will, muss also noch eine Zusatzversicherung abschließen, z.B. eine deutsche Auslandskrankenversicherung. Die UQ kooperiert mit einem bestimmten Anbieter (ich glaube, es war Allianz). Dessen Angebot ist zwar etwas teurer, hat dafür aber den Vorteil, dass alle mit der Uni verbunden Ärzte direkt mit dieser Versicherung abrechnen, ohne dass ihr erst in Vorleistung gehen müsst. Bei den anderen Versicherern ist dies nicht immer der Fall.

Ich habe außerdem schon von Deutschland aus ein australisches Bankkonto bei der ANZ eröffnet, da Ranke-Heinemann eine Kooperation mit dieser Bank hat. Im Nachhinein würde ich mich eher für ein Konto bei der Commonwealth Bank entscheiden. Die ATM-Dichte ist zumindest in Brisbane höher und zwei Commonwealth Kunden können sich unter Angabe der jeweils anderen Telefonnummer Geld schicken (meine Freunde haben das viel genutzt - wer wie die meisten hier viel reist, schuldet ständig jemanden Geld für das Benzin, das Hostel etc.).

Den Flug habe ich über STA Travel gebucht (auch hier hat Ranke-Heinemann eine Kooperation) mit festem Hinflug und kostenfrei umbuchbarem Rückflug. Das kann ich nur empfehlen, kann man am Anfang des Aufenthalts doch noch schwer einschätzen, wann genau es zurück nach Hause gehen soll. Gleichzeitig ist es nach meiner Erfahrung in der Regel teurer, die Flüge einzeln zu buchen.

Eine Wohnung habe ich mir erst vor Ort gesucht, gerade in den privaten Studentenwohnheimen wie urbanest, Atira, unilodge etc. buchen allerdings viele ihr Zimmer schon von zuhause aus, was dazu führen kann, dass kaum noch Zimmer verfügbar sind, wenn ihr erst bei eurer Anreise kurz vor Semesterbeginn anfragt. Ich finde Studentenwohnheime allerdings sowieso nicht besonders empfehlenswert, dazu aber später mehr.

Die UQ schickt einem schon im Voraus unheimlich viele Informationen zu. Es war schön, schon einen Eindruck der Uni und des Programms zu bekommen, aber wie so oft lässt sich vieles am besten vor Ort klären.

Die ersten Wochen

Es gibt einiges zu erledigen, aber auch hier hilft euch die UQ - es gibt sogar eine eigene App (UQ checklist), in der die wichtigsten Vorbereitungen und ersten Schritte in Australien in einer Checkliste zusammengefasst sind (perfekt für alle, die gerne Listen abhaken).

Die UQ bietet einen kostenlosen shuttle-Service vom Flughafen zu eurer Unterkunft an. Ich habe die ersten Nächte in einem Hostel verbracht (Breeze Lodge in Kangaroo Point: sauber, modern und Frühstück ist im Preis mit inbegriffen).

Bezüglich Wohnung gibt es grob drei Alternativen: College, Wohnheim, WG. Die Colleges liegen meist auf dem oder in Nähe des Uni Campus in St. Lucia. Zimmer dort sind teuer, enthalten aber meist volle Verpflegung, was ich persönlich eher einschränkend als praktisch fände. Für mich sind gemeinsame dinner mit meinen Freunden ein wichtiger Bestandteil meiner Zeit hier. Sonstige Studentenwohnheime sind in Brisbane in privater Hand. Anbieter sind etwa Urbanest, Atira, Unilodge und Scape. Viele von ihnen (aber längst nicht alle!) liegen sehr zentral, oft in Southbank. Sie bieten in der Regel verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten an (Einzimmerwohnung, WG, Zweierzimmer,…). Auch hier sind die Zimmer (bis auf die Zweierzimmer) deutlich teurer als in WGs. Ein WG-Zimmer ist sicher die günstigste Alternative, dafür ist die Suche aber auch am aufwendigsten. Mögliche Anlaufstellen sind der accomodation service der UQ, flatmates.com.au, gumtree.com. Eine Freundin von mir hat außerdem gute Erfahrungen mit der Vermittlung padrooms gemacht.

Ich bin eine gute Woche vor der orientation week angereist und hatte das Gefühl, dass die meisten guten Wohnungen zu diesem Zeitpunkt schon weg waren. Ich würde euch deswegen empfehlen, möglichst früh anzureisen. Außerdem würde ich nach einer möglichst zentral gelegenen Wohnung Ausschau halten. Während eines Auslandssemesters ist man viel unterwegs, da ist es schön, wenn die Wege kurz sind. Tagsüber ist eine Wohnung weiter außerhalb in der Regel kein Problem, da das Busnetz gut ist. Die Busse hier sind zuverlässig und wegen vieler reiner Busstraßen auch schnell. Unter der Woche fahren allerdings keine Busse mehr nach Mitternacht. Wer also nicht jedes Mal mehrere Kilometer laufen oder ein uber nehmen möchte, sollte sich um eine zentral gelegene Unterkunft bemühen. Besonders schön finde ich die Viertel West End (viele Bars und Restaurants, das Kunst- und Hippieviertel) und Southbank (direkt gegenüber des CBD auf der anderen Seite des Flusses). Wenn wir abends unterwegs waren, dann meist in West End, Southbank oder im CBD bzw. Fortitude Valley (das Ausgehviertel). Von Southbank Station aus ist man überdies schnell an der Uni. Ich persönlich würde nicht nach St. Lucia in die Nähe des Campus ziehen. Dort kommt man gerade abends/nachts schlecht hin/weg. Die Mietpreise in Brisbane sind gesalzen, für ein anständiges WG-Zimmer in einer zentralen Lage zahlt man mindestens 200 Dollar pro Woche.

In den ersten Tagen sollte man seinen Studentenausweis an der Uni abholen und sich eine go card für den öffentlichen Nahverkehr besorgen. Mit dem Studentenausweis kann man eine 50-Prozent Ermäßigung beantragen!

Außerdem solltet ihr unbedingt an der orientation week (die Woche vor Vorlesungsbeginn) teilnehmen. Neben zahlreichen Infoveranstaltungen gibt es jede Menge give-aways, Campusführungen, Konzerte, einen market day, an dem sich die zahlreichen und zum Teil skurrilen Clubs der UQ vorstellen, sowie in unserem Semester zum ersten Mal wieder am Freitagabend eine Great Court Party. Außerdem hat meine Fakultät ein postgraduate welcome event veranstaltet, bei dem man in lockerer Atmosphäre die Professoren und Kommilitonen kennenlernen konnte.

Die Uni und das Programm

Die UQ ist eine riesige Uni mit einem wunderschönen, parkähnlichen Campus und einer internationalen Studentenschaft, wobei Asien klar dominiert. Insgesamt ist der Großteil der Studenten sehr jung, etwa zwischen 18 und 23.

Ich habe den einjährigen LL.M. by coursework gemacht. Dafür muss man jedes Semester vier Kurse belegen und bestehen. Die Kurse sind aus einer durchaus ansehlichen Liste frei wählbar, mit einer Ausnahme: Studenten aus einer civil law jurisdiction (wie z.B. Deutschland) müssen in ihrem ersten Semester den Kurs fundamentals of the common law belegen. Fundamentals of the common law bei Ann Black und private law bei Timothy Thomas fand ich wirklich gute und interessante Einführungen in das australische Rechtssystem. Wir waren sogar einmal im Supreme Court. Im Großen und Ganzen war ich von dem Programm aber eher enttäuscht. Weil viele der einheimischen Masterstudenten voll berufstätig sind, wird die Großzahl der Kurse als sogenannte intensive courses unterrichtet, d.h. man hat insgesamt vier volle Tage Kurs, oft am Stück und übers Wochenende, manchmal aufgeteilt auf zwei mal zwei Tage. In dieser Zeit wird dann so viel Stoff wie möglich vermittelt, aber weil zwischendurch keine Zeit für Hausaufgaben/Selbststudium bleibt, kam das Ganze nie über eine Einführung hinaus. Ganz abgesehen davon, dass 7-8 Stunden Vorlesung an einem Tag die Aufnahmekapazitäten der meisten Personen wohl übersteigt. Außerdem fand ich die assignments oft schlecht gewählt. Meist werden essays über abstrakte Themen verlangt, anstatt fallbezogen zu arbeiten.

Den nötigen Zeitaufwand für die Uni hier sollte man nicht unterschätzen. Gerade im Vergleich zu einem Erasmus-Semester hat man viel zu tun. Zeit für die schönen Dinge im Leben bleibt trotzdem genug, vor allem wenn ihr euch die Zeit gut einteilt.

Freizeit / Reisen

Deine Freizeitmöglichkeiten in und um Brisbane sind endlos! Für Sportbegeisterte bietet die UQ zahlreiche Sportclubs und ein Fitnessstudio mit Schwimmbad und Fitnesskursen. Die Vereinigung der internationalen Studenten (QUEST) bietet außerdem mehrmals die Woche ein kostenloses bootcamp an. Die Küste ist nicht weit entfernt. Sowohl gold coast als auch sunshine coast bieten hervorragende Surfstrände. Die wunderschönen Nationalparks Tamborine und Springbrook sind genauso wie die Glasshouse Mountains weniger als zwei Autostunden entfernt. Die Stadt Brisbane bietet kostenlose Stadtführungen an. Fast jedes Wochenende ist irgendein Event. Außerdem hat die Stadt zumindest am Wochenende ein nennenswertes Nachtleben. Ich könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen, aber das werdet ihr alles selbst entdecken, wenn ihr erst einmal hier seid!

Ihr solltet überlegen, QUEST beizutreten. Sie organisieren Wochenendtrips, Partys und wöchentliche pub nights. Gerade die Trips bieten eine tolle Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen.

Natürlich solltet ihr nicht nur in Brisbane bleiben, sondern wenn ihr schon mal in Australien seid, die Gelegenheit nutzen und dieses wundervolle Land erkunden! Australien ist wirklich wunderschön und Brisbane ein toller Ausgangspunkt für Reisen an der Ostküste! Das ist übrigens der große Vorteil an den Intensivkursen: wenn ihr sie clever wählt, könnt ihr auch unter dem Semester längere Perioden für Reisen frei haben! So war ich z.B. im Mai knapp drei Wochen am Stück unterwegs.

Einziger Wehmutstropfen: das Leben und vor allem Reisen und sonstige Freizeitaktivitäten sind hier wirklich teuer! Für ein Bier zahlt ihr in einer Bar ab 7 Dollar, ein Mittagessen unter 9 Dollar dürfte schwierig werden (die Uni hat keine subventionierte Mensa, das Essen ist auf dem Campus genauso teuer wie anderswo), eine Nacht im Hostel gibt es ab etwa 30 Dollar. Wenn etwas Eintritt kostet, dann oft direkt 20 Dollar. Wenn man sich darauf einstellt, kann man aber auch hier immer wieder günstige Angebote finden. Im cineplex in Southbank z.B. zahlen Studenten nur AUD 6,50.

Fazit

Wie jeder Erfahrungsbericht kann auch dieser euch nur einen kleinen Einblick geben. Ein Auslandssemester/-jahr ist unheimlich bereichernd, auch wenn ihr sicherlich eure ups and downs erleben werdet. Weil die Australier im Allgemeinen und die Leute in Brisbane im Besonderen aber so unfassbar nett und hilfsbereit sind, sind Probleme meist schnell aus dem Weg geräumt.

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