Wenn sich die Chance bietet, ein Auslandssemester zu machen, mach es!

Stefan Hahn | Student

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31.12.2015

Gastsemester an der QUT

City in Australia

Bevor ich auch nur irgendein Wort über mein Auslandssemester in Australien an der QUT in Brisbane verlieren möchte, möchte ich gerne eines sagen: Wenn sich für dich die Chance bietet, ein Auslandssemester zu machen, mach es! Der Aufwand wird sich spätestens bei der Ankunft im Ausland definitiv bezahlt gemacht haben. 

Nun zu meinem Auslandssemester. Ich habe in der Zeit von Juli 2015 bis November 2015 an der Queensland University of Technology in Brisbane studiert. Zuhause in Deutschland, an der Hochschule Furtwangen University, studiere ich Medieninformatik. Mein Auslandssemester habe ich in meinem sechsten Semester absolviert.

Jetzt, wo ich schon ziemlich am Ende meines Aufenthalts in Australien bin, kann ich auf jeden Fall sagen, dass es sich mehr als gelohnt hat. Allein dieses andere Land kennen zu lernen, in einer völlig neuen Umgebung zurecht zu kommen, wo man doch praktisch nichts und niemanden kennt, das war für mich eine neuen und spannende Erfahrung. Am bedeutendsten für mich waren die Unterschiede in der Gesellschaft im Vergleich zu Deutschland. Das fing schon am ersten Tag an, als mir auffiel, dass sich die Menschen hier im Bus beim Aussteigen beim Busfahrer bedanken. Als ob es nicht selbstverständlich wäre, dass der Busfahrer die Leute von A nach B fährt.

Weiter ging es dann für mich damit, was die Stadt ihren Einwohnern so alles bietet. Überall gibt es gratis Trinkbrunnen. Alle paar Blocks landet man beim Erkunden der Stadt in einem neuen Park. Praktisch jeder Park hat öffentliche Toiletten, die man sogar ohne Ekel verwenden kann. Dazu noch schöne Sitzgelegenheiten und Gas-Grillplätze, für die man nichts mitbringen muss. Abgesehen vom Essen natürlich.

Dann ist da noch der öffentliche Nahverkehr. In Brisbane besteht das Netz größtenteils aus Bussen. Diese sind aber wirklich schnell, unter anderem weil sie teilweise auf eigenen Busstraßen fahren. Bezahlen geht hier ganz schnell, da man mit einer Go Card, einer Prepaid-Karte für den Nahverkehr, einfach per NFC bezahlt. Also kein Kleingeld mehr rauskramen. Noch dazu sind die Preise angemessen. Als Student zahlt man sogar nur die Hälfte.

Dazu kommen dann noch die Züge für weitere Strecken. Und die Fähren für Fahrten über den Fluss. Die Fähren gehören in Brisbane so selbstverständlich zum Nahverkehr wie in Deutschland eine Straßenbahn. Man zahlt auch nicht mehr oder weniger, man hat die normalen Preise.

Doch es geht auch noch günstiger. Durch die Innenstadt fahren gratis Ringbusse und auch über den Fluss verkehrt alle 30 Minuten eine Gratisfähre. Hier kommt die Stadt den Anwohnern wirklich entgegen.

Und das war auch noch gar nicht alles, was man gratis bekommt. In South Bank, direkt am Fluss, gibt es ein großes, kostenloses Schwimmbad. Im Winter, also so in der Zeit um Juni bis September, ist es vielleicht noch ein wenig zu kalt zum Schwimmen im Brisbane, aber ab November wird man den Ersatz für den Strand, den Brisbane leider nicht hat, wirklich zu schätzen wissen.

Weiter geht es mit atemberaubenden botanischen Gärten. Da wäre zum einen der erste, direkt neben dem Innenstadt-Campus der QUT. Noch beeindruckender ist aber der botanische Garten am Mount Coot-tha. Ein paar Busminuten außerhalb der Innenstadt, schon befindet man sich in einer anderen Welt. Ein Regenwald mitten in der Stadt!

Was mir in Brisbane noch aufgefallen ist: Anscheinend ist den Australiern Essen extrem wichtig. Praktisch in jedem Einkaufzentrum gibt es einen Food Court. Also viele kleine und große Läden, die alles Mögliche an Essen anbieten. Beinahe wöchentlich gibt es eine andere Veranstaltung in der Stadt, wo sich wieder alles um Essen dreht. Sei es ein großer Asia-Markt oder das Riverfire-Fest, dessen zentrales Element eine große Dinner-Theater-Show ist. Riverfire ist aber auch als solches wirklich zu empfehlen. Lieber nicht von South Bank aus, mit etwas Distanz von den Kangaroo Point-Klippen aus, schaut das Feuerwerk bestimmt beeindruckend aus.

Generell scheint mir Brisbane eine ziemliche Multi-Kulti-Stadt zu sein. Hier gibt es beinahe keine Nation, die wohl nicht irgendwie vertreten ist. Sehr überrascht war ich aber von der schieren Menge an Asiaten. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ist aber auch sehr interessant, da mit den Menschen auch ein Teil ihrer Kultur und Welt mit nach Australien kommt. So kann man selbst in Brisbane viel Asiatisches erleben. Und dazu muss man noch nicht mal nach China Town in Fortitude Valley.

An der QUT selbst sind auf jeden Fall die Ausflüge des International Student Service sehr zu empfehlen. Allein dadurch habe ich einiges von Australien sehen können. Wer also nicht die Möglichkeit hat, selbst zu reisen, kann auch so nach Byron Bay oder in einen der vielen Nationalparks.

Mein Studium an der QUT selbst war eigentlich weniger spannend. Studieren halt. Ich will damit nicht sagen, dass es schlecht ist, aber wer studiert, kennt das wohl. Die Kurse waren ziemlich gut, wie ich fand. Entgegen einiger Hinweise, die Undergraduate-Kurse in Australien seien nicht sehr fordernd, war ich doch selbst bei einem Drei-Kurs-Programm mehr als deutlich ausgelastet. Kann aber natürlich auch an meiner Fächerwahl liegen.

Das Bewerben an der QUT war eigentlich recht unkompliziert. Man sucht sich ein paar Fächer aus der Unit Search aus, die einen interessieren, trägt die in ein Formular ein, und wartet dann. Lange. Das größte Problem für mich war die späte Antwort der QUT auf meine Bewerbung. Das hat den nachfolgenden Prozess mit Visum-Bewerbung, Flugbuchung, Wohnungssuche, Auslands-BAföG und Studienkredit recht deutlich verzögert. Ein Jahr Vorlauf ist da wirklich am besten.

Der Antrag für ein Studentenvisum ist wirklich simpel. Im Gegensatz zu deutsche Ämtern ist hier die gesamte Bewerbung online möglich. Natürlich braucht man einen Reisepass, den sollte man am besten schon sehr früh besorgen. Am besten direkt, wenn die Entscheidung für ein Auslandssemester generell steht.

Das wohl nervenaufreibendste war die Flugbuchung. Denn von so Webseiten wie fluege.de oder Expedia wird man wirklich konsequent belogen. Seien es zu niedrige Preise, die bei einer normalen Kreditkartenzahlung eh nicht gelten, bis hin zu günstigen Flugpreisen, die normal in der Ergebnisliste angezeigt werden, aber schon seit Stunden oder sogar Tagen gar nicht mehr verfügbar sind. Aber das erfährt man leider erst nach Eingabe aller Daten…
Am unkompliziertesten dürfte wohl für Studenten die Agentur sta travel sein. Dort bekommt man auch noch einen kleinen Studentenrabatt. Wer selbst suchen will, sollte skyscanner.com verwenden und dann gegebenfalls doch lieber bei der Airline direkt buchen. Das ist bei weitem stressfreier als diese deutschen Flugvergleichsseiten.

Bei der Wohnungssuche sollte man wirklich aufpassen, auf welche Angebote man sich einlässt. Ich wäre fast einem Betrug aufgelaufen, wäre es nicht etwas auffällig geworden, dass der angebliche Anbieter, der sich in China befände, nicht mit einer ghanesischen Handynummer aus Afrika bei mir angerufen hätte. Hier einfach mal die Bilder des Angebots in der Google Bildersuche hochladen. So hab ich die Quellen der Bilder gefunden. Da war dann sofort klar, dass es sich um einen Betrug handelt.
Ziemlich in Ordnung sind die Angebote von Padrooms und The Pad. Die Zimmer sind manchmal ein wenig teuer, dafür bekommt man aber auch ein bisschen was geboten. Gerade der regelmäßige Putzdienst ist in Studenten-WGs wirklich Gold wert.

Und noch etwas, was mir im Auslandssemester wirklich weitergeholfen hat, war mein deutsches Konto bei Number26. Im Gegensatz zu Deutschland zahlt man in Australien nämlich beinahe überall per Kreditkarte. Und Number26 bietet eine kostenlose Kreditkarte, die auch im Ausland keine Extrakosten oder –gebühren Verursacht. Noch dazu ist der Wechselkurs wirklich sehr nah am tagesaktuellen Kurs. Mit der Karte, die an ein deutsches Girokonto bei Number26 gekoppelt ist, kommt man in Australien wirklich gut weg. Inklusive Bargeld ohne Extrakosten an ANZ-Bankautomaten.

Nach all‘ dem würde ich mich wirklich sehr darüber freuen, einfach in Australien zu bleiben. Aber die drei Monate reisen zwischen Semesterende und Rückflug sind für ‘s Erste ein guter Kompromiss.

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