One day Baby, we’ll be old …
Student in Australien

Felix Röhren | Elektroingenieur, Paderborn

Wo
The University of Newcastle

Zeitraum
2016

Was
Advanced Electromagnetism (Elektromagnetische Wellen) Electronics (Schaltungstechnik) Analog and Digital Communications (Nachrichtentechnik)

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH - Studienbeihilfe 1. Preis Wettbewerb Erfahrungsberichte Studium in Australien (1.000 €)

30.06.2016

Gastsemester Elektrotechnik an der University of Newcastle

Strand in Australien

"...and think of all the stories that we could have told”. Dieser Ohrwum hängt vielleicht hier und da noch im Kopf und er klingt nach Fernweh und Abenteuer. Was liegt da näher, als zum Studieren ins Ausland zu gehen und neuen Erzählstoff für Geschichten zu sammeln?

Vorbereitung

Ausgesucht hatte ich mir dafür das Semester 1 (Februar bis Juni) im Jahr 2016 und passenderweise kam das Institut Ranke-Heinemann im Sommer vorher an meine Heimuniversität in Paderborn, um über das Studieren in Down Under zu informieren. Nach diesem Vortrag stand für mich fest, wo es hingehen sollte und ich fing an, nach Hochschulen in Neuseeland und Australien mit passenden Kursen zu suchen, was nicht ganz leicht war, da ich im 5. Semester noch einige Pflichtmodule zu belegen hatte und diese, falls überhaupt vorhanden, auch im richtigen Semester angeboten werden mussten und davon möglichst viele.

Um in der Auswahl an Hochschulen, die mit dem Institut Ranke-Heinemann kooperieren nicht zu versinken, habe ich zuerst die Technik-Unis ins Auge gefasst. Mein erster Favorit war die Auckland University of Technology, nachdem ich dort passende Kurse gefunden hatte und die Professoren in Paderborn grünes Licht für eine Anrechnung gaben. Leider wurde der Zeitplan für diese Kurse erst im September veröffentlicht und es stellte sich heraus, dass diese zum falschen Zeitpunkt (Semester 2) angeboten wurden. Ich wollte jedoch unbedingt für das Semester 1 ins Ausland, da bereits ein Praktikum zur Überbrückung der Zeit zwischen Ende des Sommersemesters 2015 und dem Semesterstart in Australien Anfang 2016 vereinbart wurde. Also musste eine Alternative her.

Unterstützung und Motivation fand ich dabei jederzeit über die telefonische Beratung in Essen, wo mir erneut Mut gemacht wurde, dass es trotzdem noch mit dem Auslandaufenthalt klappen wird, weil die meisten Unis noch bis kurz vor Semesterstart Bewerbungen akzeptieren. Denn immerhin sind Study-Abroad-Studenten eine wesentliche Einnahmequelle der Hochschulen.

Einer meiner Professoren, der erst kürzlich aus Newcastle (Australien) nach Paderborn gewechselt war, empfahl mir, das Kursangebot der UoN (University of Newcastle) zu überprüfen und tatsächlich war die Übereinstimmung sogar besser als an der AUT. Was mir an der UoN außerdem direkt gefallen hatte, war die klar strukturierte Internetseite und der übersichtliche Kurskatalog, dessen Syllabi genug Informationen enthielten, um eine Anrechnung im Vorfeld absichern zu können.

Bezüglich der Bewerbungsunterlagen hatte ich einen DAAD- Sprachtest (15€) mit C1 bzw. (b) Niveau absolviert und dies hat für die Bewerbung ausgereicht. Falls Ihr auch das Problem haben solltet, dass Eure Heimuniversität kein Transcript auf Englisch ausstellt, könnt Ihr dieses auch selber übersetzen und zur Prüfung an das Institut schicken! So kann ich schon an dieser Stelle sagen, dass viele Steine im Vorfeld vom Institut aus dem Weg geräumt worden sind!

Abgeschickt habe ich die Bewerbung dann Mitte Oktober und im Dezember (6-8 Wochen Wartezeit sind normal) erhielt ich den „Offer Letter“, worauf der Platz durch eine Anzahlung der Studiengebühren (10%), der „Student Services and Amenities Fees“ und optional der Kosten für die „OSHC“ (Overseas Health Cover) angenommen wurde (insgesamt rund 1200 AUD).

Mich hat es etwas nervös gemacht, dass man beim Visumsantrag ohne das CoE noch nicht wirklich einsehen kann, was danach eventuell noch benötigt wird. Und dabei war es auch nicht unbedingt hilfreich, so viel wie möglich über die Anforderungen des 575 Visums („Non Award Sector Visa“, Gastsemester) zu lesen, da dort von beglaubigten finanziellen Nachweisen, Passbildern usw. die Rede ist, was man am Ende aber überhaupt nicht braucht, da nach Eingabe des CoE-Codes nur noch Fragen zur Person gestellt werden und die Zahlung von 550 (+Kreditkartengebühr) AUD verlangt wird. In meinem Fall hatte ich die „Visa Grant Notification“ noch am gleichen Tag der Antragstellung! Wichtig zu erwähnen wäre dabei noch, dass der Reisepass für mindestens 6 Monate gültig sein muss.
(Information zum Visum Stand Januar 2016)

Um Gebühren für Eure Heimuni zu sparen, könnt Ihr euch während der deutschen Semesterzeiten beurlauben lassen. Falls Ihr jedoch vor/nach dem Auslandssemester noch Klausuren in Deutschland schreiben wollt, wird dies schwierig, weil man durch eine Beurlaubung keine Prüfungen ablegen darf.

Kurz vor der Abreise habe ich noch ein DKB-Konto eingerichtet, da man mit der viel gelobten VISA Kreditkarte auf der ganzen Welt kostenlos Bargeld abheben kann.

Nachdem dieser Orga-Marathon überstanden war, konnte es endlich losgehen! Also nur Mut, auch wenn es nicht direkt mit der ersten Uni klappt und eventuell etwas an Arbeit umsonst war!

Die Hochschule

Die University of Newcastle hat ca. 30.000 Studenten, wovon der Großteil am Campus in Callaghan zu finden ist. Ansonsten existieren noch Standorte in Singapur, Sydney und Ourimbah (nahe Central Coast). Callaghan ist dabei ein Ortsteil von Newcastle und die Uni hat ihre eigene Postleitzahl, da der Campus so unglaublich groß ist!

Das Gelände ist durchzogen von einem riesigen Wald und es ist wunderschön, zwischen all den hochgewachsenen Eukalyptus-Bäumen zur Vorlesung zu gehen. Durch diese schiere Größe und dem dezentralen Campusstandort war es, abgesehen von den PKW-Stellflächen, nie auch nur ansatzweise so überfüllt, wie man es teilweise von Unis in Deutschland gewohnt ist.

In der Orientierungswoche wurden zuerst alle internationalen Studenten mit einer Ansprache und einem kostenlosen Mittagessen in der „Bar on the Hill“ eingeladen, worauf in folgenden Tagen die fakultätsgebundene Einführung folgte. Am Ende der Woche wurde eine Exkursion zu Aborigine-Stätten in der Nähe der Central Coast angeboten, wo die Ureinwohner über die Ansichten ihres Volkes bezüglich der Natur erzählten und uns ihre traditionellen Tänze und Musik vorführten. Traurig ist, dass die naturverbundenen Aborigines, denen das Land eigentlich gehört, nun resigniert am Rand der Gesellschaft leben.

Am Abend ging es dann für die Semesterstart-Party wieder zur Bar on the Hill und später mit kostenlosen Bussen in die Stadt. Da der Campus in Callaghan ca. 10 km vom Stadtzentrum an der Küste entfernt ist und die Studenten im Semester immer mittwochs feiern gehen, gab es diesen Busverkehr danach jede Woche an diesem Tag.

Gefühlt gab es in der Orientierungswoche ständig kostenlose BBQs, bei denen schnell neue Leute kennengelernt werden konnten und an diese kostenlosen Mittagessen konnte man sich sogar gewöhnen, da sie ab sofort jeden Dienstag angeboten wurden!

Einst der wichtigsten Themen ist natürlich die Mobilität bzw. der Weg zur Uni. Ein Semesterticket gibt es nicht und um die öffentlichen Busse zu nutzen, kauft man sich am besten eine „OPAL Card“, die bei jedem Ein-und Austeigen („Tap on/off“) benutzt wird, um für die Fahrt zu zahlen. Australische und Austauschstudenten zahlen dabei nur ermäßigte Preise („Concession“), wohingegen Study-Abroad Studenten den vollen Preis bezahlen müssen!!! Drei Ausrufezeichen, weil ich es unverständlich finde und unheimlich sauer darüber war, aber dies scheint in ganz New South Wales zu gelten und wird dabei genutzt, um die ermäßigten Preise zu subventionieren. So musste ich jedes Mal für ca. 10 min Busfahren 3,5$ bezahlen, also 7$ für einen Uni Tag. Wenn ich an einem Tag zum Strand und zur Uni wollte, waren dann schnell 14$ fällig. Wer die Semestertickets aus Deutschland gewöhnt ist, sieht das schnell als Wucher an.

Auf der anderen Seite war ich total begeistert von den sogenannten „Bike Hubs“. Nicht nur, weil man in diesen kleinen Gebäuden sein Fahrrad sicher abschließen kann, kostenlose Spinde und Duschen hat, sondern weil am „Bike Hub East“ ein Fahrradverleih angegliedert ist, bei dem man für eine Kaution von $50(!) ein Fahrrad für bis zu 2 Jahre leihen kann. Die perfekte Lösung für alle Gaststudenten!

Und selbst wenn man eine Reparatur benötigt, kann man dort für wenig Geld sein Fahrrad wieder instand setzen lassen! Die Räder zwar nicht die Besten, aber ich war sehr zufrieden! Positiver Effekt durch die Busfahrpreise war, dass ich fast jeden Tag mit dem Fahrrad zu Uni gefahren bin.

Wer Live-Musik liebt, kommt hier absolut auf seine Kosten. Jede Woche gab es verteilt an mehreren Stellen unterschiedliche Acts von Solo-Künstlern oder ganzen Bands und es war einfach herrlich z. B. mittags im Innenhof des Shortland Buildungs auf Liegestühlen in der Sonne zu liegen und der Musik zu lauschen.

Wenn dann während der Pause der Magen knurrte, konnte man unweit vom Innenhof an mehreren Stellen Mittagessen kaufen, darunter u.a. auch „German Bratwurst“. Da ich aber nicht jeden Tag (teures) Fast-Food essen wollte, habe ich mir meistens Sandwiches von zu Hause mitgenommen und abends gekocht (was in Australien auch üblich ist). Eine Mensa findet man hier leider nicht.
Felix Röhren: Streichelzoo

Clubs

Während der Orientierungswoche wurden die Clubs der Uni vorgestellt und das Angebot ist wirklich gigantisch. Aus über 150 kann man davon wählen und dabei ist von Sport- über Musik-, Politik- und Religionsgruppen usw. bestimmt für jeden etwas dabei. Ich hatte mich für Basketball, den Mountaineering Club NUMC, den Goon Club, den Naturschutzverein NUSEC, die Studentenvereinigung NUSA und den Club der internationalen Studenten UNESN angemeldet. Dies ist eine der besten Chancen auch mal etwas Neues auszuprobieren, wie z.B. Rockclimbing an der hauseigenen 12 Meter hohen Kletterwand des NUMC clubs!

Einen Surf-Club gibt es leider nicht, aber dafür einige Surf-Schulen unten am Strand, die vorzugsweise am Nobbys Beach (niedrige Wellen) ihren Unterricht anbieten. Wir haben mit unserer Gruppe $35 für 80 min pro Person gezahlt und einen Kurs sollte man möglichst noch im Sommer/Herbst machen, weil die Schulen über Winter geschlossen sind. Nachdem ich mir über Gumtree einen Wetsuit besorgt und mir ein Kommilitone sein Board geliehen hatte, ging es dann sogar bis Juni noch in die Wellen, da das Wetter ungewöhnlich lange warm geblieben war.

Wer Tauchen gehen möchte, sollte sich dem Scuba Diving Club anschließen. Dies habe ich selber zwar nicht gemacht, aber Freunde von mir waren sehr begeistert und brachten ständig tolle Unterwasserfotos von ihren Tauchgängen mit!

Wer möchte kann außerdem Mitglied bei „The Forum“ werden, und dadurch die riesige Sporthalle mitsamt Kraftraum und Schwimmbecken nutzen.

Einige Wochen an der Uni waren durch ein Motto geprägt, wie die „Less stress week“ kurz vor Beginn der Klausuren. Während dieser gab es (wie kann es auch anders sein ;)) jeden Tag ein kostenloses Mittagessen auf einem der Sportplätze und Live-Musik. Hier konnte außerdem die ganze Woche Bubble-Soccer gespielt werden und jeden Tag gab es einen neuen Programmpunkt. Sogar ein Streichelzoo war dabei.

Kurse

Das Uni-Leben war ziemlich verschult, da es (in meinem Fall) viele Pflichttermine durch Laborpraktika und Tutorien gab und bereits in der zweiten Woche das erste Assignment eingefordert wurde. Im Gegensatz zu Deutschland, wo am Ende die Abschlussklausur die komplette Note bildet, sammelt man in Australien über das ganze Semester Prozentpunkte und die final exams zählen „nur noch“ 50%.

Generell hatte ich das Gefühl, dass die Kurse mehr Praxis als in Deutschland einbinden, da wirklich jeder von Ihnen ein eigenes Laborpraktikum auf dem Plan hatte. Im Regelfall werden 3-4 Kurse belegt, wobei jeder Kurs 10 units erbringt, was einen „Workload“ von 30-40 units im Semester entspricht. Die Veranstaltungen beginnen dabei immer 5 min nach der vorgeschriebenen Zeit und enden 5 min vorher, sodass genug Zeit bleibt, die Räume zu wechseln, falls der Stundenplan eng ist.

Ich hatte angedacht 4 Kurse zu belegen, aber durch Zeitüberschneidungen im Stundenplan habe ich es bei 3 belassen und war damit im auch genug beschäftigt:

PHYS3360 Advanced Electromagnetism (Elektromagnetische Wellen)
ELEC3240 Electronics (Schaltungstechnik)
ELEC3540 Analog and Digital Communications (Nachrichtentechnik)

Der Vorteil beim Wählen von Kursen in Australien ist, dass man diese auch im Rahmen eines Gastsemesters online vor Semesterstart belegen kann, wohingegen in den USA zum Beispiel das sogenannte „Class crashing“ üblich ist, wobei die Studenten in den ersten Wochen bei jedem Professor einzeln um Zustimmung bitten müssen, um den Kurs belegen zu dürfen. Also gerade wenn es bestimmte Kurse gibt, die man unbedingt braucht, ist Australien dafür super geeignet!

Bereits im Offer Letter wurde mir die Teilnahme bestätigt! Die Noten werden in High Distinction (HD), Distinction (D), Credit (C), Pass (P), Ungraded Pass (UP) und Fail (FF) angegeben und während man in Deutschland nach einer Klausur achselzuckend aber optimistisch „4.0 Gewinnt“ sagt, heißt es in Australien „P’s get degrees“.

Die Stadt

Im Gegensatz zu Brisbane oder Melbourne liegt Newcastle wirklich direkt am Meer und wer auf der Suche nach einer Stadt ist, in der man super schnell in den Wellen landet, ist hier genau richtig! Gleich drei Strände (Nobbys Beach, Newcastle Beach und Bar Beach) laden zum Baden im kühlen Nass ein und selbst wenn das nicht reichen sollte, kann man mit einer Fähre in den Norden zum Ortsteil Stockton fahren, von wo auf einer Länge von 32 km entlang der Küste die größten Wanderdünen der südlichen Südhalbkugel bis nach Port Stephens führen! Ein optimaler Ort für Sand Boarding!

Und das Beste: Diese Strände sind meistens leer! Die meisten Australier gehen, abgesehen von den beiden heißesten Sommermonaten, fast nie zum Strand und so trifft man nur auf ein paar Surfer und eine handvoll von Badegästen. Wer sich hier am Strand verabredet, kann sich auch tatsächlich finden!

Und falls man am Strand nicht nur Wellenreiten gehen möchte, sondern auch ungestört ein paar Bahnen ziehen möchte, findet mit den Ocean Baths, ein mit Meerwasser gefülltes Schwimmbad am Newcastle Beach, die optimale Lösung! Mit Schwimmbrille kann man dann beim Kraulen sogar ein paar Fische sehen.

Wie überall in Australien üblich findet man auch in Newcastle kostenlose Wasserspender, sodass das Kaufen und Schleppen (!) von Wasserflaschen aus dem Supermarkt überflüssig wird. Man kauft sich einmal eine auswaschbare Trinkflasche und füllt sie einfach immer wieder auf.

Leider teilt man sich die Stadt mit vielen „American Cockroaches“ (und ja, das sind die großen Kakerlaken), die sich auch mal ins Haus verirren können, was jedoch kein Problem ist, solange es bei den einzelnen Tierchen bleibt und sie nicht unbedingt in der Dusche landen.

Die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel ist leider nicht so gut und ich wäre ohne Google Maps am Anfang ganz schön aufgeschmissen gewesen. Zum einen haben die Haltestellen keinen wirklichen Namen (Google Maps nennt sie dann „Street 1 near Street 2“) und wenn man im Bus sitzt, gibt es keinerlei Information, welche Haltestelle als nächstes angefahren wird. Besonders ärgerlich wird es, wenn man in der Dunkelheit unterwegs ist und schlecht erkennen kann, wo man sich gerade befindet, sodass ich meinen Standort teilweise per GPS auf dem Handy verfolgt habe.

Ansonsten kann man sich aber auch in die Nähe des Busfahrers setzen und ihm vorher sagen, wo man hin will. Die Busfahrer sind super hilfreich und lassen Leute auch mal ohne zu bezahlen durch, wenn sie viel Wechselgeld geben müssten ;-)

Dabei ist es eine nette Geste, dass man sich beim Austeigen immer mit einem lauten „Thank you!“ (auch von weit hinten) bedankt. Der einstige Hauptbahnhof nahe der Küste wurde außer Betrieb genommen, weil der Schienenverkehr für zu viel Stau auf den Straßen gesorgt hat, sodass die Züge jetzt von Hamilton aus abfahren. Als Ersatz gibt es einen kostenlosen Shuttle-Bus der Linie 110, der regelmäßig zwischen Newcastle und Hamilton verkehrt.

Man kann also nicht mehr von Newcastle direkt mit dem Zug bis zur Haltestelle Warabrook an der Uni!

Abgesehen von den Stränden lohnt sich ein Besuch des Hunter Stadions, in dem die heimische Rugby Mannschaft der Newcastle Knights spielen. Während des Semesters fand dort ein Testspiel der Rugby League Mannschaften von Australien (Kangaroos) und Neuseeland (Kiwis) statt. Bis zu diesem Spektakel wusste ich gar nicht, dass zwischen Rugby League und Rugby Union unterschieden wird, wobei sich beide Spielarten stark ähneln und letzteres z. B. durch die All Blacks aus Neuseeland eher bekannt ist. Das erste Mal einen Haka-Tanz zu sehen und das folgende Spiel war auf jeden Fall ein bleibendes Erlebnis!

In der Hafenregion befindet sich entlang der „Honeysuckle Dr“ eine Fülle von Bars und Restaurants, in denen man gerade Abends mit Blick aufs Wasser eine super Zeit verbringen kann. Dabei hat es mich auch nicht gestört, dass die friedliche Stille regelmäßig durch ein lautes Schiffshorn zerrissen wird, wenn wieder eins der riesigen Transportschiffe einfährt. Wer sich das alles Mal von oben anschauen will, kann bei tagsüber kostenlos auf den „Queens Wharf Tower“ steigen und den Blick über den Hafen genießen.

Da Newcastle den größten Kohle-Exporthafen der Welt hat, ist im Hafenbereich immer  ordentlich Betrieb angesagt. Abgebaut wird die Kohle teilweise sogar im Stadtgebiet und ich war im ersten Moment schon etwas geschockt, als ich auf Google Earth sah, dass ein Abbaugebiet sogar direkt an Wohngebiete grenzt. Durch all das ist die Industrie sehr präsent in der Stadt, was das Bild der Stadt nicht unbedingt verschönert, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.

Wohnung

Ironischerweise bin ich später sogar im Ortsteil Mayfield gelandet, der unweit von eben diesem besagten Kohleabbau ist. Wenn ich abends eine Runde Joggen ging, kam ich häufig an diesem lichtdurchfluteten Areal mit den riesigen Baggern vorbei.

Die erste Frage bezüglich des Wohnens in Newcastle, ob man „on- oder off-campus“ leben möchte, ist wirklich nicht leicht, aber in meinem Fall wurde sie dadurch beantwortet, dass ich erst recht spät (Dezember) über eine Bewerbung für ein Wohnheim nachgedacht habe, weil ich vorher immer der Meinung war, am Strand leben zu wollen.

Die Plätze sind recht begehrt, weswegen sich auch hier frühes Bewerben empfiehlt. Außerdem finde ich es übertrieben, dass man alleine $100 zahlen muss, nur damit man sich überhaupt für den Wohnraum auf dem Campus bewerben kann! Dafür bietet dieser jedoch auch einige Vorteile: Der Weg zur Uni ist natürlich kurz, man findet in den Wohnheimen tendenziell mehr Freunde, man kann Essen hinzubuchen und es gibt ein breites (Sport-)Programm. Dabei spielen die einzelnen Häuser wie in Hogwarts in verschiedenen Sportarten über das Semester verteilt gegeneinander um den Hauspokal. Außerdem sind die Zimmer bereits möbliert und man muss kaum etwas an Hausrat organisieren.

Gerade in den neu gebauten „Residences“ ist die Miete jedoch recht hoch und da der Campus sehr groß ist, macht es bezüglich des Anreisewegs kaum einen Unterschied ob man „on-campus“ oder in einem der benachbarten Ortsteile (Birmingham Gardens, Waratah West) wohnt. Außerdem ist der nächste Supermarkt (Jesmond) recht weit entfernt und wer in der Woche feiern geht, kommt nur mit dem Taxi zurück. Man merkt dabei schon, dass die Wohnheimplätze von der UoN gehypt werden, damit auch immer alles belegt ist.

Ich habe mich also schließlich für die Off-Campus Variante entschieden und über Gumtree, Flatmates und Realestate.au nach Zimmern gesucht während ich im YHA Hostel am Strand gewohnt habe. Ein Zimmer in Nähe der Küste wäre natürlich toll gewesen, aber dort sind die Preise eben entsprechend höher und der Anreiseweg zur Uni sehr lang.

Schließlich habe ich ein Zimmer in Mayfield gefunden und die Lage stellte für mich einen Kompromiss zwischen Uni- und Strand-Nähe dar. Es ist sicher nicht der schönste Ortsteil von Newcastle, aber er ist durch die Linie 100, die Uni und Strand verbindet, gut erreichbar und es gibt einen sehr schönen Fahrradweg, der von Mayfield entlang des Flusses und der Hafenpromenade bis zu Nobbys Beach führt, sodass man sich viel Ärger im Straßenverkehr sparen kann.

Die Miete betrug wöchentlich $150 und umgerechnet bedeutete dies ca. 400€ für 28 Tage, was leider schon eine günstige Miete für Australien darstellt. In Newcastle ist das Mietpreisniveau im Vergleich noch niedrig und durch die Besichtigungen habe ich auch Zimmer für weniger (bis zu $110) gesehen, aber dann in Mega-Wgs mit mehr als 20 Personen.

Meine zwei Mitbewohner, beide Australier, haben mir dabei sehr geholfen, das zu Anfang leerstehende Zimmer zu füllen und ich hätte nicht gedacht, dass dies so einfach und günstig sein könnte. Viele Leute stellen Möbel und Hausgeräte einfach an den Straßenrand, wenn sie keine Verwendung mehr dafür haben. Meinen Kleiderschrank haben wir kostenlos von den Nachbarn bekommen und einfach über die Straße in mein Zimmer getragen. Selbiges galt für meinen Schreibtisch, dessen Vorbesitzerin einfach froh war, ihn loszuwerden. Dabei musste ich häufig an den bekannten Satz „One man’s trash is another man‘s treasure denken“, wie ihn Macklemore in „Thrift Shop“ singt. Das einzig Neue war mein Bürostuhl, für $50 von Aldi. Ja genau, in Australien kann man im Aldi (Süd) einkaufen gehen. Aldi (Nord) hätte auf der Südhalbkugel ja auch wenig Sinn gehabt. Das teuerste der Einrichtung war schließlich ein Schlagzeug, das ich über Gumtree erwarb und ab sofort für Jam-Sessions mit meinem Mitbewohner, der Gitarre spielt, herhalten musste, wobei die Nachbarn sich nicht ein einziges Mal beschwert haben!

Also schreckt nicht vor dem Stichwort „unfurnished“ zurück, wenn Euch die Wohnung gefällt! Sofern ihr eine Möglichkeit habt, Möbel zu transportieren, kann man ein Zimmer schnell mit (teilweise kostenlosen!) second-hand Möbeln einrichten!

Nun endlich das beste Kapitel - Reisen

Newcastle ist ein idealer Ausgangspunkt für Tages- oder Wochenend-Touren in (fast) alle Richtungen. Da wäre im Süden natürlich erst einmal Sydney. Vom Bahnhof in Hamilton bis zur Central Station fährt man ca. 3 Stunden und bezahlt dafür selbst ohne Ermäßigung nur $8,8! Falls die Fahrt auf einen Sonntag fällt, zahlt man sogar nur $2,5 da an diesem Tag in NSW egal wohin, egal wie lange, egal wie oft man fährt, höchstens dieser kleine Betrag fällig wird! Wem Newcastle also zwischendurch zu klein ist, kann jederzeit für wenig Geld in eine der berühmtesten Städte der Welt fahren!

Direkt nach dem Semesterstart hat der Club der Exchange Students UNESN eine Bootsparty im Hafen von Sydney organisiert und es ist wirklich unglaublich durch den Darling Harbour zu fahren und das Opera House mal vom Wasser aus zu sehen. Dieses habe ich mir später dann mal im Rahmen einer TEDx Veranstaltung auch mal von innen angeschaut. Abgesehen davon lohnt ein Besuch des Aquariums, des Sydney Towers, Bondi Beach und des Botanischen Gartens.

Zwischen Sydney und Newcastle liegt außerdem der Reptile Park, in dem Spinnen, Schlangen und Krokodile aus der Ferne bzw. Kängurus, Koalas und Emus ganz nah (im Streichelzoo) erlebt werden können. Dies war übrigens der einzige Ort, an dem ich die berüchtigte Funnel Web Spider gesehen habe.

Wer nicht ganz so weit nach Süden möchte, sollte unbedingt einen Abstecher zum Lake Macquarie machen, welcher ca. 30 min von Newcastle entfernt liegt und als Binnensee nur durch eine schmale Landzunge vom Ozean getrennt ist. Hier ist man direkt von beiden Seiten von Wasser umgeben und man kann wunderbar am Abend an einem der vielen kostenlosen BBQ-Plätze Abendessen! Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass man Besuch von neugierigen Pelikanen bekommt.

Generell würde ich demjenigen, der auf die Idee gekommen ist, ganz Australien mit kostenlosen BBQ-Herdplatten zu übersähen, die Füsse küssen, denn den eigenen Grill kann man hier getrost zu Hause lassen und man braucht nur eigenes Essen mitzubringen.

Noch näher an Newcastle ist die Glenrock Conversation State Area, in der wir mit dem NUMC Club einem Wanderweg entlang eines Flusses bis zur Mündung in den Ozean gefolgt sind

Wer sich von Newcastle aus Richtung Westen aufmacht, sieht sich schon bald inmitten von riesigen Weinrebenfeldern, dem Hunter Valley. Die von der Uni organisierte Wine-Tour kann ich dabei nur empfehlen! In dieser Region werden Spitzen-Weine abfertigt und die Kostprobentour garantiert eine Menge Spass, auch wenn ich zugeben muss, dass ich als Nicht-Weinkenner, nicht den größten Unterschied geschmeckt habe.

Wer von dort aus wieder südlicher zieht, erreicht mit Katoomba das Herzstück der Blue Mountains. Hier können die Three Sisters im Morgen/ Abendlicht bestaunt werden und es ist als stünde man am Rand eines zweiten Grand Canyon. Auch hierhin hatte der fleißige UNESN Club eine Wochenend-Tour organisiert.

Im Norden von Newcastle liegt die Bucht Port Stephens und im richtigen Monat kann man an diesem beliebten Ferienziel neben Delphinen sogar Wale beobachten! Wer dort auf den Gan-Gan-Lookout steigt, hat eine atemberaubende Aussicht auf die ganze Bucht und das angrenzende Meer.

Gerade wenn es dann etwas weiter weg gehen soll, bieten sich die Ferien super an. Im Semester 1 hatten wir einen Easter Break von 2 Wochen und haben diesen genutzt, um eine Rundreise durch Tasmanien, Melbourne, die „Big Ocean Road“ und Canberra zu machen. Tasmanien ist seitdem für mich der Inbegriff für (weitgehend) unberührte Natur denn ich habe vorher noch nie so klare Luft (Nähe zur Antarktis) geatmet bzw. so klares Wasser gesehen und wo man hinschaut ist alles Grün. Entlang der Ostküste Tasmaniens sollte man sich Port Arthur, die Wineglass-Bay und Bay of Fires nicht entgehen lassen! Bei der Ankunft am Flughafen in Hobart wird sogar noch genauer geschaut, dass keine Lebensmittel mitgebracht werden, indem ein Spürhund über das Förderband des aufgegebenen Gepäcks geführt wird.

Mit der Fähre (Spirit of Tasmania) fuhren wir über Nacht weiter vom Norden Tasmaniens nach Melbourne, um nach ein paar Tagen Stadtbesichtigung, die Big Ocean Road abzufahren.

Die Big Ocean Road gehört zu Recht zu den schönsten Routen der Welt, da man an der Südseite Australiens zwischen Meer und Regenwald herfährt und permanent eine atemberaubende Kulisse vor sich hat. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Koala die Straße kreuzt oder Kängurus euch während einer Pause Gesellschaft leisten. Wohl durch die vielen Touristen sind einige Papageien sehr zutraulich und fliegen schnell mal auf den Kopf. Die „Twelve Apostel“ stellen das berühmteste Reiseziel da, wobei von den 12 Felsen lediglich 7 übrig geblieben sind, weil die anderen bereits zerfallen sind.
Felix Röhren: Brisbane

In Canberra waren wir nur für einen Tag und haben diesen genutzt, um das War Memorial und das angrenzende Museum zu besuchen. Es ist dabei erschreckend, wie viele Hakenkreuzflaggen-markierte Gegenstände, Autos, Flugzeuge und Waffen man dort vorfindet.

Nach dem Ende des Semesters ging es immer Richtung Norden- denn etwas anderes kann man im australischen Winter temperaturbedingt auch nicht wirklich machen. Zu viert haben wir dafür einen Campervan gemietet und dies ist für mich seitdem die beste Art zu reisen, weil man an keinerlei Fahrplänen von Bussen gebunden ist und sich nicht dauernd um genügend Betten in Hostels kümmern muss. Mehr Flexibilität geht kaum. Lediglich den Abgabetermin sollte man einhalten und für jede Nacht einen Campingplatz finden, denn Wildcampen steht unter Strafe und gibt saftige Geldbußen.

Zum Mieten von Autos/ Vans braucht man hier den internationalen Führerschein und den sollte man sich besser in Deutschland anfertigen lassen, da er dort mit 15€ deutlich günstiger ist und beim Bürgerbüro ausgestellt werden kann. In Australien muss man dafür zur Botschaft oder zum Generalkonsulat (nur mit Termin!) und 40€ bezahlen.

Auf der Strecke Newcastle- Brisbane sind verschiedene Nationalparks und an Städten sind Port Maquaire, Coffs Harbour, Byron Bay und Gold Coast sehenswert. Alles nördlich von Brisbane habe ich leider verpasst, weil ich krank geworden bin. Gehört halt auch dazu.
Felix Röhren: Crystal Bay auf Nusa Pedina

Ich hätte nie gedacht, dass ich Australien einmal für ein wärmeres Land verlasse, aber zum Abschluss ging es dann nach Indonesien auf die Insel Bali. Da der Flieger dort nachts auf dem Flughafen der Hauptstadt Denpasar landete, wurde die erste Nacht einfach dort verbracht und ich habe, noch nie besser auf einem Flughafen geschlafen! Auf der zweiten Etage des internationalen Terminals gibt es eine Menge an Sofas (teilweise sogar mit Steckdose!) und freies Wlan rund um die Uhr und es hat niemanden gestört, dass dort Leute schliefen.

Von Denpasar ging es in die Stadt Ubud, welche das kulturelle Zentrum der Insel darstellt. Dort kann man durch einem Affenwald mit über 500 Tieren streifen, Tempel besichtigen, auf den Vulkan steigen, kostenlos Kaffee auf den Plantagen kosten, Wildwasserkanu fahren und sehr, sehr lecker und günstig Essen gehen!

Die Währung IDR (Indonesische Rupiah) ist sehr inflationär und wurde zu dem Zeitpunkt mit ca. 1 AUD = 10.000 IDR gerechnet. Ein Abendessen konnte man dort bereits für $5 haben. Dabei sollte man unbedingt die frisch gepressten Säfte (Wassermelone) ausprobieren!

Für zwei Tage haben wir noch einen Abstecher auf die Insel „Nusa Pedina“ gemacht, um mit Manta-Rochen zu schnorcheln und in der Crystal Bay zu schwimmen. Am Ende ging es dann noch nach Kuta zum Surfen und Feiern.

Vorsicht: wer nur die OSHC hat und von Australien z.B. nach Indonesien oder Neuseeland reisen will, ist nicht versichert!

Zum Abschluss

Australien gehört wohl zu den teuersten Ländern der Welt und das ganze Thema Auslandssemester ist mit einigem Aufwand verbunden. Aber das, was man dieser Zeit abgewinnt, ist viel mehr wert, als investiert wird! Die Australier sind super hilfsbereit und offen, sodass man praktisch mit jedem auf der Straße sprechen kann, ohne dass es komisch wirkt. Man findet hier schnell Freunde aus aller Welt und man kann neben weltberühmten Städten unglaublich schöne Naturlandschaften erkunden.

Während viele Tiere sonst nur im Zoo oder Fernsehen gesehen werden können, findet man hier Delphine, Wale, Pelikane, Kängurus, Koalas und viele mehr in freier Wildbahn. Natürlich sollte man einigen von denen nicht zu nahe kommen, aber das eigentlich gefährliche sind nicht Spinnen und Schlangen, wie Red-Back-Spider und Taipan, sondern die starke Sonne und die gerne unterschätzten Distanzen zwischen Städten (immer ausreichend Benzin und Trinkwasser dabei haben). An den Links-Verkehr gewöhnt man sich, aber Vorsicht: Dieser ist sogar für Fussgänger gefährlich, wenn man es gewohnt ist, beim Überqueren einer Straße nur in die Richtung zu schauen, aus der (normalerweise) die Autos kommen!

Es gibt kaum eine angenehmere Art, seine Englischkenntnisse zu verbessern und man stellt mit der Zeit fest, dass es viel leichter fällt, Filme und Bücher auf Englisch zu sehen bzw. zu lesen. Sogar beim Hören von Musik, die man eigentlich schon seit Jahren kennt, versteht man nun Wörter, die man vorher nur durch Songtexte erkannt hätte.

“Don’t die for a deadline” ist womöglich einer der wichtigsten Sätze, den ich aus Australien mitnehmen werde. Er steht häufig auf Anzeigetafeln neben den Autobahnen und beschreibt kaum besser, dass man sich für nichts auf der Welt zu sehr abhetzen sollte.

Außerdem die Erkenntnis: Es ist ein riesen Glück, dass die Hochschulbildung in Deutschland kostenlos ist. In Australien müssen die Studenten später einiges an Schulden zurückzahlen, sofern sie $50.000 oder mehr verdienen. Interessant ist: obwohl die Studenten praktisch hoch verschuldet sind, sind sie trotzdem sehr spendabel und gastfreundlich!

Wer in Down Under studiert, wird auf jeden Fall eine große Geschichte mehr zu erzählen haben.

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