Eine sehr wertvolle und prägende Erfahrung
Erfahrungsbericht Lorenz Porträt mit Koala

Thomas Lorenz | Student an der RUB

Was
Sales Engineering and Product Management

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2017

Ich werde das Abenteuer und die Bekanntschaften in guter Erinnerung behalten

Erfahrungsbericht Lorenz Palm Beach

Planung und Vorbereitung

Zugegeben, anfangs hat mich der Gedanke, mein Auslandssemester in den USA zu verbringen und für einige Monate dort in die Kultur und den Lifestyle einzutauchen, am meisten gereizt. Aufgrund von einigen organisatorischen Schwierigkeiten habe ich mich davon jedoch verabschiedet und das Ranke-Heinemann Institut kontaktiert, nachdem dieses sich an meiner Uni in Bochum auf einer Infoveranstaltung vorgestellt hatte. Die UTS hat meinen Vorstellungen genau entsprochen, da das Semester dort spät startet und ich meine Klausuren in Deutschland noch schreiben konnte. Außerdem bot sie interessante Fächer, die gut zu meinen Studieninhalten passen und als Englischnachweis hat mein Abitur gereicht. Nach weiteren Recherchen und Meinungen von Freunden über Australien war der Entschluss schließlich gefasst; es soll ans andere Ende der Welt gehen!

Die Bewerbung verlief dann sehr reibungslos und einfach, davor sollte man sich mit der Unterstützung des IRH nicht scheuen. Ich habe lediglich die (z.T. beglaubigten) Dokumente an das IRH-Büro geschickt und mir aus dem Kurshandbuch im Internet einige Fächer gemäß Interessen und Eignung für die Studienrichtung ausgesucht. Die UTS prüft anschließend, für welche Kurse man die Anforderungen erfüllt. Nachdem man eine Rückmeldung erhalten hat, kann man die Einschreibung in die bevorzugten Kurse in einem bestimmten Zeitfenster selber im Internet durchführen, was schnell und simpel getan ist.

Zu den weiteren Vorbereitungen gehören die Krankenversicherung OSHC und das Visum. Der Antrag für das Visum hat mich einen ganzen Tag gekostet, da mir an manchen Stellen nicht ganz klar war, was gemeint war. Dafür habe ich jedoch am nächsten Tag schon eine Grant Notification erhalten. Bei der Wahl der Bank habe ich das Angebot der ANZ wahrgenommen, bei dem man von zuhause schon das Formular zur Kontoeröffnung online einreichen kann. Nützlich zu wissen ist, dass die ANZ an der Uni einen Automaten im „UTS Underground“ hat, also im Untergeschoss des Tower Buildings und dass man Geld nach der Ankunft gebührenfrei am Flughafen wechseln kann. An dieser Stelle kann ich für Auslandsüberweisungen noch die Internetseite transferwise.com empfehlen.

Ankunft und erste Tage

In Sydney angekommen war ich zunächst erschlagen von den ersten Eindrücken. Dort sind wirklich sehr viele Menschen unterwegs und die Straßen sind rappelvoll. Trotzdem ist die Atmosphäre ziemlich entspannt und nicht so hektisch wie man es erwarten würde. Einen Kulturschock wird man wohl nicht erleben, ich empfand es als sehr britisch mit einem Hauch amerikanischem Flair. Andererseits wird man an der Uni (vor allem an der Faculty of Engineering) sehr vielen Asiaten begegnen und allgemein sind manche Gegenden stellenweise in asiatischer Hand. Gestört hat mich das nicht, da ich Diversität begrüße, aber man muss sich definitiv darauf einstellen, dass man nicht nur mit Australiern zu tun haben wird. Der Jetlag macht sich durch Müdigkeit am Tage bemerkbar, wenn man es jedoch schafft, bis abends wach zu bleiben oder die Ankunft auf den Abend zu legen, kommt man schnell wieder in den Rhythmus. Zu den ersten To-Do’s gehören eine Sim-Karte, bei der man die deutsche Whatsapp-Nummer behalten kann, ein kurzer Besuch bei der OSHC und bei ANZ, wo man die Kontoeröffnung abschließen kann.

Die Orientation Week habe ich leider aufgrund meiner letzten Klausuren verpasst, was aber nicht so tragisch war. Die ersten Tage habe ich mit der Wohnungssuche verbracht. Dabei habe ich mich auf Flatmates.com und in der Facebookgruppe „Inner West Housemates“ umgesehen. Der Wohnungsmarkt ist viel schneller, flexibler und nicht so streng geregelt wie in Deutschland. Ich habe schließlich in der Facebookgruppe eine gemütliche Wohnung in Redfern gefunden, in der ich mir für monatlich umgerechnet 670€ ein Zimmer mit einem Deutschen geteilt habe. Es ist wirklich nicht so schlimm, sich ein Zimmer zu teilen. Ich hatte da sehr große Bedenken, aber nach wenigen Tagen hat man sich schon daran gewöhnt. Gegen das Studentenwohnheim habe ich mich entschieden, da man dort sechs Monate mieten muss. Eine Deutsche aus dem Wohnheim hat mir jedoch erzählt, dass es ihr dort sehr gut gefällt und viele Veranstaltungen angeboten werden. Eine Wohnung am Strand war natürlich verlockend, aber ich würde mir wieder eine Wohnung in Campusnähe suchen.

Studium und Uni

Da mir persönlich das Studium und insbesondere das sprachliche sowie fachliche Niveau der Kurse etwas Sorgen bereitet hat, möchte ich auf meine drei Fächer näher eingehen:

1) Materials Handling: Der Tutor kam aus dem arabischen Raum, hat dementsprechend zwar gutes und verständliches Englisch gesprochen, jedoch auch ziemlich einfaches. Das Fach war aus sechs Assignments mit Gewichtung von 5%-15% aufgebaut, die Klausur hat dann noch 30% der Gesamtnote ausgemacht. Der Tutor (selber auch noch ein Student) hat uns sehr gut auf die Assignments und die Klausur vorbereitet, sodass ich das Fach auch mit einer sehr guten Note bestanden habe.

2) Technology and Innovation Management: Die Professorin kam aus Japan und hat ebenfalls relativ einfaches und gut verständliches Englisch gesprochen. Die Endnote hat sich aus einer Gruppenarbeit mit 25%, einem Assignment mit 25%, mehreren kleinen Gruppenarbeiten während der Vorlesung mit insgesamt 15% und der Klausur mit 35% Gewichtung zusammengesetzt. Die Vorlesungen waren sehr interaktiv, es gab mehrere In-Class Activities und zwei kleine Tests. Die große Gruppenarbeit wurde am Ende präsentiert, aber da musste ich nur 2-3 min. etwas sagen. Insgesamt war das Niveau relativ niedrig, aber ein sehr interessantes Fach, das ich auch gut abschließen konnte.

3) Design Optimisation for Manufacturing: Der Professor war chinesischer Abstammung, also sprachlich ähnlich zu den anderen beiden. Das kam mir jedoch bei allen zugute, da es dadurch einfacher war als bei einem Native Speaker. In diesem Fach hatten wir zwei Gruppenarbeiten mit jeweils 15% Gewichtung und zwei individuelle Assignments mit 5% und 15% Gewichtung, sodass die Klausur zu 50% in die Note einfloss. Die Gruppenarbeiten mussten nur von wenigen Gruppen präsentiert werden. Zudem hatten wir mit dem Programm MATLAB einen kleinen praktischen Teil. Ein sehr interessantes Fach mit angemessenem Niveau, der Professor und die Tutoren haben die recht anspruchsvollen Inhalte gut rübergebracht, sodass ich hier letztlich eine zwei erreichen konnte. In allen drei Kursen war Anwesenheitspflicht.

An das neue Studienmodell mit den Assignments während des Semesters muss man sich anfangs sicherlich gewöhnen. Der Aufwand ist definitiv höher, aber verteilt sich auch gleichmäßiger über das Semester. Ich habe das Semester dennoch als aufregend und interessant empfunden und habe gerne Zeit in der Uni verbracht. Die Durchfallquoten sind sehr gering und meine anfänglichen Sorgen waren absolut unbegründet. Ich bin da etwas übermotiviert an die Assignments gegangen, da ich mir auch etwas höheren Druck wegen der Studiengebühren gemacht habe. Rückblickend betrachtet war das jedoch unnötig. Falls man mit einem Fach überhaupt nicht zufrieden sein sollte, hat man nach den ersten Vorlesungen für wenige Wochen die Möglichkeit, das Fach noch zu wechseln. Als kleinen Tipp würde ich empfehlen, die Fächer nach Möglichkeit nicht auf den Beginn der Woche zu legen, damit man keine Abgabetermine auf den Montag gelegen hat und das Wochenende somit entspannter nutzen kann. Ich kann jedem nur raten, es aus finanziellen und zeitlichen Gründen bei drei Kursen zu belassen. Man ist bereits gut ausgelastet, aber mehr Aufwand als mit drei Kursen sollte es nicht sein und ich denke, man könnte damit auch noch 20 Stunden Arbeit pro Woche bewältigen. Ich konnte mir alle drei Kurse anrechnen lassen und habe mir das vorher mit einem Learning Agreement absichern lassen. Als Masterstudent habe ich wegen der Wahlfächer allerdings auch viele Freiheiten, was im Bachelorstudium eventuell schwieriger sein könnte.

Der Campus ist ziemlich überschaubar, ich war meistens im Building 11 oder im Tower Building. Die Bibliothek ist eine Straße weiter, aber da hat es mich nie wirklich hingezogen. Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen und ich hatte nie allzu große Schwierigkeiten, einen Rechner zu ergattern. Die UTS bietet viele gute Möglichkeiten, mit anderen Internationals oder mit Locals in Kontakt zu treten. Sehr empfehlenswert ist das Networking Café, bei dem man andere Internationals kennenlernen kann und bei dem ich die meisten Bekanntschaften gemacht habe. Hier haben sich schnell Gruppen gebildet, oft muss man noch nicht mal den ersten Schritt machen. Dazu kann ich nur sagen, dass man sich immer vor Augen führen muss, dass die anderen in derselben Situation sind! Also ein Funken Mut wird da definitiv schon reichen. Das kostenlose Frühstück am Mittwoch ist auch eine gute Gelegenheit, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Ansonsten gibt es noch die sogenannten Societys zu den verschiedensten Themen. Austauschstudenten finden sich insbesondere in der Society ESAC. Ich war Mitglied der UTS Intent, die Barbecues veranstalten und ein Zeltlager, an dem ich leider nicht teilnehmen könnte. Wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ich der German Society beitreten, da man dort glaube ich am einfachsten Australier sowie andere Deutsche kennen lernen kann, da man sehr schnell Gesprächsthemen findet.

Sydney und Unternehmungen

Zu der Stadt ist eigentlich schon alles gesagt, Sydney ist einfach eine wunderschöne Stadt mit einer sehr freundlichen und stets gut gelaunten Bevölkerung. Die Leute grüßen, entschuldigen und bedanken sich für Dinge, wie man es in Deutschland einfach nicht kennt. Das klassische „No worries“ wird man definitiv des Öfteren zu hören bekommen. Dem „How are you?“ bin ich mit der Gegenfrage entgegengekommen. Man trifft Leute aus aller Welt (also wirklich aus allen Ecken), darunter viele Europäer, aber auch erstaunlich viele aus Amerika. Spinnen waren bei mir übrigens gar kein Thema, ich habe keine einzige gesehen, obwohl ich auch öfter in der Natur unterwegs war. Die größere Gefahr stellt eher die Sonne dar, die in Australien aufgrund des Ozonlochs sehr stark ist. Das wird einem bewusst, wenn man sieht, wie sich die Australier mehrmals mit Sonnenmilch Faktor 50 eincremen.

Australien ist das perfekte Ziel, um Studium und Reisen zu verbinden. Es gibt unzählige Möglichkeiten, am Wochenende oder abends etwas zu unternehmen. In Sydney wird einem ganz sicher niemals langweilig. Der Stadtteil Newtown, die Sidebar oder der Club Ivy werden bestimmt zum Gesprächsthema. Am meisten haben mir jedoch die herrliche und atemberaubende Natur sowie die Strände und die Nationalparks in der Stadt oder nahe der Stadt gefallen. Palm Beach und die Blue Mountains waren besonders traumhaft. Bei den Blue Mountains kann ich die Wentworth Falls wärmstens empfehlen (links am Conservation Hut vorbei entlang des National Pass). Auf dem Weg dorthin wird man einmalige Aussichten erleben. Den drei großen Stränden Bondi, Cogee und Manly muss man auch einen Besuch abstatten. Ich fand Manly am schönsten, von dort kommt man auch zum Harbour National Park. Zwischen den anderen beiden gibt es den berühmten Bondi to Cogee Coastal Walk. Während des Semesters hat mein zwei freie Wochen, die man unbedingt nutzen sollte, um größere Ausflüge zu unternehmen. In der ersten Ferienwoche war ich in Melbourne und habe eine Reise zu den 12 Aposteln unternommen, was mit Abstand das Beeindruckendste war, was ich in meinem Leben je gesehen habe. Die zweite Ferienwoche konnte ich leider wegen eines Abgabetermins nicht nutzen.

Sehr positiv habe ich auch die Sicherheit in der Stadt empfunden. Obwohl ich auch gelegentlich mal nachts unterwegs war, hatte ich diesbezüglich nie Bedenken. Mir sind überhaupt keine bedrohlichen Leute begegnet, was für so eine große Stadt sehr bemerkenswert ist. All das hat allerdings auch seinen Preis, Australien ist wirklich sehr teuer. Bei den Mieten und Getränkepreisen in den Clubs hat mich das nicht schockiert, aber auch die Lebensmittel in den Supermärkten haben ein anderes Level als in Deutschland. Mit Aldi und Coles (beides am Broadway 5-10 min. von der UTS entfernt) kommt man mit etwas Übung aber einigermaßen preiswert über die Runden. Da ich nah zur Uni gewohnt habe, musste ich öffentliche Verkehrsmittel eher selten in Anspruch nehmen. Die Opal Karte, die man für Bus und Bahn benötigt, kann man direkt am Flughafen erwerben und ist eine schnelle und bequeme Lösung zum Bezahlen. Beim Aussteigen sollte man aber nicht vergessen, sich auszustempeln. Auf der Karte ist eine Nummer, mit der man die Karte mit der sehr praktischen Opal-App verknüpfen kann und Guthaben, Fahrtpreise, die eigenen Fahrten sowie den Fahrplan einsehen kann. Die Busse waren insofern etwas chaotisch, dass die Haltestellen oft nicht gut erkennbar sind und während der Fahrt weder angezeigt noch durchgesagt werden.

Nichtsdestotrotz sollte man seinen Wunsch nicht aus finanziellen Aspekten verwerfen. Mit Auslands-BAföG kann man zumindest schon einen Großteil der Studiengebühren abdecken. Um es etwas zu konkretisieren, kann ich verraten, dass ich ca. 4800 € BAföG bekommen habe und ich habe kein Inlands-BAföG erhalten (obwohl ich eine eigene Wohnung hatte!!). Wenn man den Flug zudem früh bucht, kann man maßgebliche Ausgaben schon gut stemmen. Mir wurde des Öfteren nahegelegt (u.a. im International Office meiner Heimatuni), sich nach Stipendien zu erkundigen und es überall einfach zu probieren. Leider habe ich das dann zu lange hinausgezögert, sodass ich damit nicht mehr erfolgreich war.

Das Ranke Heinemann Institut bietet neben der kostenlosen Beratung und Organisation des Studienvorhabens auch Stipendien und Finanzierungsmöglichkeiten an. Die Studienbeihilfe gewährt einen Zuschuss von 5-10% zu den Studiengebühren, was bei den hohen Summen einen beträchtlichen Betrag ergibt. Die Aufnahme ins Förderprogramm erfolgt automatisch mit der Betreuung des Auslandssemesters durch das Ranke-Heinemann Institut und man muss lediglich innerhalb von ca. einem Monat nach dem Semester einen Erfahrungsbericht einreichen. Außerdem kann man sich für das Vollstipendium des RHI bewerben, bei dem im Falle einer Zusage die gesamten Studiengebühren übernommen werden. Letztlich kann man noch einen Reisekostenzuschuss erhalten, der verlost wird und an dessen Verlosung man ebenfalls automatisch mit der Betreuung durch das RHI teilnimmt.

Wieviel Geld man darüber hinaus für Partys oder Reisen ausgeben möchte und ob man die Möglichkeit zu arbeiten in Anspruch nimmt, ist jedem selber überlassen.

Fazit

Abschließend kann ich das Auslandssemester an der UTS bedingungslos empfehlen! Es ist eine sehr wertvolle und prägende Erfahrung, die man so weit weg von zuhause macht und die meine Persönlichkeit definitiv gestärkt hat. Man wird sich zu keiner Zeit verloren oder einsam fühlen und die Einlebungsphase sollte keine große Herausforderung darstellen, zumal alles sehr locker geregelt ist. Man bekommt ein völlig neues Gefühl für die Sprache und intensiver kann man Englisch nicht lernen, als sich in „freier Wildbahn“ in allen Lebenssituationen über die unterschiedlichsten Themen mit Leuten aus aller Welt zu verständigen. Von daher werde ich das Abenteuer Australien und alle Bekanntschaften in guter Erinnerung behalten! Mein herzlicher Dank geht an das Ranke Heinemann Institut und insbesondere an meine Ansprechpartnerin, die mich durchweg geduldig und sehr kompetent betreut und beraten hat!

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