16.100km Luftlinie, 24 Stunden Reisezeit, zwei Studenten, ein Abenteuer

Christian Siebert | FH Wien

Wo
Queensland University of Technology

Zeitraum
2016 - 2017

Was
Applied Finance

Studienprogramm
Master

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2016

Masterstudium an der Queensland University of Technology

Story Bridge

16.100km Luftlinie, 24 Stunden Reisezeit, 9 Stunden Zeitverschiebung, zwei Studenten, ein Abenteuer. Diese zwei Studenten haben sich allerdings bereits vor etwa zweieinhalb Jahren auf einem Auslandssemester in Kanada kennengelernt und sind seit dem mal mehr mal weniger unzertrennlich. Das gemeinsame Auslandssemester war jedoch mit einer der Hauptgründe für das jetzige Abenteuer, denn neben allgemeinem Fernweh und dem Wunsch, etwas neues zu erleben haben wir gemerkt, dass uns die kanadische Lebenseinstellung sehr gut getan hat.

Bei unserer Recherche nach Möglichkeiten für einen weiteren längeren Auslandsaufenthalt ist allerdings Kanada schnell ausgeschieden, da das Angebot an Masterprogrammen dort eher dürftig ist. Eine ähnliche Lebenseinstellung und „etwas“ wärmere Temperaturen findet man wohl nur in Australien. Das Masterangebot in Australien ist riesig, die Zulassungshürden nicht allzu hoch und die internationale Ausrichtung der australischen Universitäten ist das Tüpfelchen auf dem i.

Nachdem die Entscheidung auf Australien gefallen war standen wir jedoch vor der Frage: welche Stadt? Australien ist riesig und jede Region hat wohl ihre Vor- und Nachteile. Zugegebenermaßen waren hier zu Beginn die Lebenshaltungskosten eines der Hauptargumente. Geht man danach, sind Melbourne und Sydney wahrscheinlich (insbesondere auf Grund der hohen Mietpreise) die teuersten Städte in Australien. Schnell galt unser Interesse Brisbane: warmes Klima, Großstadt, etwas günstiger und drei Universitäten zur Auswahl.

Nachdem unsere Wahl auf Brisbane gefallen war, informierten wir uns über die Studienmöglichkeiten vor Ort und wurden schnell auf das IRH aufmerksam, das im deutschsprachigen Raum als Anlaufstelle für Studieninteressierte dient. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass es auch in Wien die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch mit dem Institut gibt. Mehr oder weniger gut vorbereitet (ich hatte meine Studienentscheidung bereits gefällt, meine Freundin allerdings noch nicht) machten wir einen Termin aus. Wir wurden sehr herzlich empfangen und die Beratung hat uns bei der Entscheidung für eine Universität sehr geholfen. Vor allem aber konnten wir durch die Bewerbungsabwicklung über IRH sicherstellen, dass unsere Bewerbungsunterlagen vollständig und korrekt bei den Universitäten einlangten. Schlussendlich bewarben wir uns bei der QUT und der Griffith University, entschieden uns jedoch dann beide für die QUT, da die selbe Universität auf jeden Fall unsere Wohnungssuche vereinfachen würde. Ich habe in Wien einen Bachelor in BWL gemacht und mich für ein zweijähriges Masterstudium „Applied Finance“ an der QUT entschieden.

Wie es der Zufall wollte absolvierte ich zu dieser Zeit gerade ein Praktikum. Eher beiläufig erwähnte ich im Gespräch, dass unser Ziel wohl Brisbane sei. Es stellte sich heraus, dass eine Arbeitskollegin vor mehr als 25 Jahren eine Zeit lang in Brisbane gewohnt hat und noch immer Kontakt zu Freunden dort hat. Schnell hatten wir den ersten Kontakt auf Facebook geknüpft. Eigentlich wollten wir nur nach ein paar Tipps fragen, allerdings boten sie uns dann plötzlich an, dass wir für den Beginn und die Zeit während der Wohnungssuche bei ihnen wohnen könnten. Mit einem etwas seltsamen Gefühl, da wir eine solche Gastfreundschaft nicht gewohnt waren, willigten wir ein. Wie sich später herausstellen sollte, war das wohl die richtige Entscheidung.

Nun ging es an die Planung: Flug buchen, alte Wohnung kündigen, Möbel verkaufen, Familie überzeugen. Wie sich schnell herausstellte bieten viele Airlines relativ günstige Studentenpreise an. Als Tipp: Für den Flug sollte man auf alle Fälle etwas gegen Reisekrankheit mitnehmen, wir durften dies dann bei unserem Zwischenstopp in Dubai kaufen.

Nach der 24-stündigen Reise landeten wir früh morgens in Brisbane, wo uns ein Taxi-Service der Uni zu unseren Bekannten brachte. Noch kaputt vom Flug wurden wir bei unserem ersten Kontakt mit der australischen Luft fast vom tropisch, schwülen Wetter erschlagen. Hier braucht man auf alle Fälle ein paar Tage um sich daran zu gewöhnen. Unsere „quasi“ Gastfamilie hat uns herzlich empfangen, uns direkt am ersten Tag die Umgebung gezeigt und uns vor allem wachgehalten, damit wir möglichst schnell den Jetlag loswerden.

Das Wetter war natürlich Anfang Februar schon eine Umstellung von deutschem „Winter“ zum australischen Spätsommer, jedoch hatten wir nicht allzu viel Zeit und mussten uns schnell auf die Suche nach einer eigenen Unterkunft begeben. Wir hatten uns bereits vorher ein paar Gedanken gemacht und so war für uns eigentlich klar, dass ein Studentenheim auf Grund der relativ hohen Preise für spärlich bemessenen Raum nicht in Frage kommen würde. Zu Beginn versuchten wir eine möblierte Wohnung zu finden, allerdings wurde uns schnell klar, dass diese zumindest in unserer günstigen Preisregion eher ein Sammelsurium von alten Möbel inkludierten. Da wir tatkräftige Unterstützung von unseren Bekannten hatten, entschieden wir uns dann auf die Suche nach einer unmöblierten Wohnung zu gehen und dann günstige Möbel zu kaufen. 

Während der Zeit der Wohnungssuche wurde uns schnell deutlich, dass Brisbane unerwartet hügelig ist und alles was sich nicht im CBD (central business district) befindet meist nur beschwerlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist. Auf Grund vielerlei Empfehlungen und der Lage versuchten wir dann im Stadtteil „New Farm“ eine Wohnung zu finden. Dies gilt als hippes und grünes Stadtviertel, welches am Fluss gelegen ist und nur etwa 4km mit dem Rad vom QUT Gardens Point Campus entfernt ist. Der Campus liegt direkt im CBD und grenzt an den Botanischen Garten an, der sich für eine kleine Auszeit im Freien bestens eignet. Angrenzend an „New Farm“ liegt das „Fortitude Valley“ welches Brisbanes Ausgehviertel ist und auch vielerlei Wohnmöglichkeiten bietet. Allerdings sollte man für eine Wohnung hier vielleicht auch den Hang zu etwas lauterem Nightlife haben.

Allgemein sollte man mit höheren Mieten als in Deutschland rechnen und vor allem ist hier der Mietpreis immer pro Woche angegeben, also nicht verwirren lassen. In Australien ist es zudem immer wichtig Referenzen für alles zu haben: Wohnung, Job, etc.. Für die Bewerbung auf die Wohnung mussten wir mindestens zwei Referenzen sowie Kontaktdaten des ehemaligen Vermieters angeben, Einkommen bzw. Kontoauszug mit genügend Ersparnissen nachweisen und auch einen Nachweis erbringen, dass wir bisher immer pünktlich die Miete gezahlt hatten. Man kann also auf alle Fälle sagen, dass es relativ schwierig ist als internationaler Student ohne Einkommen in Australien eine „normale“ Wohnung zu ergattern und ich denke, dass unsere australischen Bekannten als Referenz ihren Beitrag dazu geleistet haben. Mit tatkräftiger Unterstützung schafften wir es dann in den verbleibenden zwei Wochen vor Semesterstart noch unser kleines Studio-Apartment mit allen nötigen Möbeln auszustatten. Wenn man also ohne vorhergebuchte Unterkunft anreist, sollte man auf alle Fälle genügend Vorlaufzeit einkalkulieren.

Durch die gute Organisation der QUT und den zahlreichen Anlaufstellen bei Problemen gelang uns ein reibungsloser Semesterstart. Die open-door policy vieler Lektoren (man hat hier wirklich das Gefühl jederzeit willkommen zu sein) und die große Anzahl an Assignments und Mid-terms stellte wohl die größte Umstellung für uns dar. Die Zeit, die während des Semesters aufzubringen ist, ist auf jeden Fall wesentlich höher als während meines Bachelorstudiums. Die offene Einstellung der Lektoren sollte man auf alle Fälle aber auch mitbringen um sich zurecht zu finden und Kontakt zu Australiern zu knüpfen. Zu einem Bier hat übrigens noch kein Australier Nein gesagt ;)

Durch den relativ hohen Arbeitsaufwand haben wir es eigentlich erst in den Osterferien geschafft einen etwas längeren Ausflug zu machen. Dieser führte uns nach Fraser Island, die größte Sandinsel der Welt. Nur mit 4WD befahrbar und allein dadurch schon abenteuerlich, aber auch auf Grund der fantastischen Landschaft auf jeden Fall eine Reise wert. Den Ausflug haben wir mit einem Aufenthalt an der Sunshine Coast verbunden (etwa 2h von Brisbane mit dem Zug). Noch schneller ans Meer gelangt man an der Gold Coast (etwa 1h von Brisbane mit dem Zug). Beides ist mit der GoCard zu erreichen die in Brisbane für den öffentlichen Nahverkehr genutzt wird und auf einem Prepaid System basiert. Zum Glück gibt es hier einen Rabatt für Studenten, sodass man nur 50% des Normalpreises zahlt.

Nach dem wir die Final Exams hinter uns gebracht hatten haben wir zum ersten Mal näheren Kontakt mit australischen Tieren gesucht. Das Lone Pine Koala Sanctuary, welches sich am äußeren Rand von Brisbane befindet, gibt einem die Möglichkeit auf Tuchfühlungen (und Streichelnähe ;) ) mit Koalas und Kängurus zu gehen. Das Abenteuer mit dem Linksverkehr haben wir uns bis zum Schluss der Ferien aufgehoben. Es lohnt sich aber auf alle Fälle ein Auto zu mieten. Man sollte sich aber mit dem Straßenverkehr vertraut machen und idealerweise zu Beginn immer einen Beifahrer dabei haben der auch darauf achtet, dass man nicht mal auf der falschen Straßenseite landet. Wir haben das angenehm warme Wetter im „Winter“ genutzt um mit dem Auto in den Lamington National Park und Mount Glorious zu erkunden. Aber auch ein Trip zu einem großen schwedischen Möbelhaus blieb uns nicht erspart um ein paar letzte fehlende Teile für unsere Wohnung zu organisieren. In den dreimonatigen Sommerferien werden wir dann hoffentlich noch viele weitere Gegenden Australiens erkunden können.

Abschließend möchte ich mich noch einmal bei dem IRH bedanken, das uns bei unserer Planung und der Bewerbung tatkräftig unterstützt hat und uns somit dieses Abenteuer erst ermöglicht hat.

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