Ins Land, wo der Eukalyptus blüht, da muss ich hin!
Student in Sydney

Matthias Koelliker | Student aus der Schweiz

Wo
The University of New South Wales

Zeitraum
2017 - 2018

Was
Master of Laws (LL.M.)

Studienprogramm
Master (LL.M.)

Förderung
IRH Förderprogramm

01.01.2018

Auf nach Australien!

The University of New South Wales

Great Southern Land

Auf nach Australien! Während ich erste Erfahrungen als Anwalt sammelte, begann ich, mich vertieft mit der unendlichen Auswahl an LL.M.-Lehrgängen auseinanderzusetzen: Ich suchte nach einem Programm im englischen Sprachraum und außerhalb Europas, weshalb mein erster Gedanke den Vereinigten Staaten galt. Doch dann wurde Australien zufällig Thema, als ich mit zwei australischen Absolventen ins Gespräch kam – sie schwärmten in den höchsten Tönen vom Studium und Leben in Down Under. Ein LL.M. in Australien? Ich weitete meine Recherche neu quer über den Globus aus und begann, mich vertieft mit dem Land – das ich bisher nur aus Büchern und Filmen kannte – auseinanderzusetzen. Da mich meine Frau begleiten würde, stand auch die Frage nach ihrer Arbeitserlaubnis im Raum. Es stellte sich heraus, dass sie in Australien für die Zeit meines Studiums eine Arbeitserlaubnis ohne jegliche Einschränkungen erhalten würde. Irgendwann stand für mich deshalb ausser Frage: Ins Land, wo der Eukalyptus blüht, da muss ich hin!

Bewerbungsprozess und Vorbereitungen

Sydney oder Melbourne – das war die nächste knifflige Frage. Ich beschloss kurzerhand, diese Entscheidung den Universitäten zu überlassen und bewarb mich an dreien: University of Melbourne, University of Sydney und University of New South Wales. Dabei kam ich dank dem Tipp eines Freundes erstmals in Kontakt mit dem Institut Ranke-Heinemann, welches mir während des gesamten Bewerbungsprozesses eine grosse Hilfe war, sämtliche meiner Fragen rasch und kompetent beantwortete und mich mit Rat und Tat unterstützte. Auf der Homepage des Instituts ist das gesamte Bewerbungsprozedere ausführlich dargestellt. Darüber hinaus unterstützt das Institut Ranke-Heinemann die Studierenden mit einer Studienbeihilfe in Höhe von 10% des ersten Semesters, was eine erhebliche finanzielle Unterstützung darstellt. Verglichen mit anderen Ländern hält sich der Papierkrieg bei der Bewerbung an einer australischen Uni in Grenzen, es empfiehlt sich jedoch, sich bereits früh um die notwendigen Dokumente wie Referenzschreiben, Sprachnachweis, Übersetzungen der Zeugnisse etc. zu kümmern. Sämtliche Unterlagen schickte ich an das Institut Ranke-Heinemann, welches die Bewerbungen an die Universitäten weiterleitete.

Bereits nach wenigen Wochen bekam ich die Zusagen von allen drei Universitäten – weshalb ich schließlich doch nicht um die Entscheidung Sydney vs Melbourne herumkam. Ich entschloss mich – nach einem Vergleich der angebotenen Kurse sowie nach Gesprächen mit Alumni – für die UNSW, die University of New South Wales, in Sydney. Drei Monate vor Beginn des Semesters erhielt ich von der Universität per E-Mail die Einladung, mich online für die Kurse des ersten Semesters einzuschreiben. Dies klappte einwandfrei, ich konnte alle meine Wunschkurse belegen (zum Kursangebot und Unileben vgl. Abschnitt «Universität»).

Nun galt es, das Visum für Australien zu beantragen, was ebenfalls online abläuft. Benötigt werden unter anderem die Confirmation of Enrolment der Universität sowie der Nachweis einer Auslandskrankenversicherung (OSHC) für die Dauer des Aufenthaltes. Nachdem ich online (gefühlte) zwanzig Mal bestätigt hatte, über genügend finanzielle Mittel zu verfügen, um meinen Lebensunterhalts in Australien zu bestreiten, und dass ich das Land nach Ablauf dieses Jahres auch sofort wieder zu verlassen gedenke, gab mir auch das Department of Immigration and Border Protection grünes Licht – wenige Tage später erhielt ich mein Visum per E-Mail.

Vor Abreise eröffnete ich ein australisches Bankkonto bei der ANZ (Australia and New Zealand Banking Group), welche Studentenkonti anbietet und vom Institut Ranke-Heinemann empfohlen wird. Um die Kosten der Überweisungen von meinem Schweizer Konto zu senken und einen besseren Umrechnungskurs zu erhalten, griff ich ab dem zweiten Transfer auf den Dienstleister TransferWise (transferwise.com) zurück, welchen ich sehr empfehlen kann.

Ankunft und Wohnungssuche

Etwa einen Monat vor Studienbeginn reiste ich nach Sydney, wobei ich die Gelegenheit nutzte und ein paar Tage in Singapur blieb – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass der Jetlag etwas abgefedert wurde (und ich endlich die berühmte «Singapore Chili Crab» verkosten konnte).

In Sydney kam ich in den ersten Wochen in einem Airbnb im Stadtteil Surry Hills unter. So hatte ich Zeit, erst einmal anzukommen und die verschiedenen Stadtquartiere zu entdecken. Wo wollte ich wohnen? Meine Wahl fiel schlussendlich auf Coogee, in den sog. «Eastern Suburbs» gelegen, direkt am Meer. Es bietet Restaurants, Bars, einen Sandstrand sowie einen wunderschönen Rockwaterpool, das Wylie's Baths. Coogee ist zudem in Gehdistanz von der University of New South Wales, was sich als grosser Vorteil entpuppte, da der Busverkehr in Sydney nicht zu den zuverlässigsten gehört. (Ein schönes Beispiel dafür, wie man im LL.M.-Jahr immer wieder dazu angehalten wird, die eigene Perspektive zu überdenken: Meine ÖV-Klagen wurden von meinen amerikanischen Mitstudenten jeweils nur mit einem müden Lächeln bedacht...)

Auch die UNSW bietet Wohnungen auf dem Campus in Kensington an. Da die Vorlesungen nicht täglich stattfinden, kann man auch problemlos weiter entfernt wohnen – Mitstudenten lebten unter anderem in Bondi, Maroubra, Redfern oder Surry Hills. Letzteres ist ein «upcoming» District voller Restaurants und Bars, nahe des CBD (Innenstadt), jedoch etwas weiter vom Meer entfernt.

Ehe ich mich für eine Wohnung entschied, war ich auf mehreren Wohnungsbesichtigungen, die im Voraus im Internet angekündigt oder individuell mit dem Makler verabredet werden (z.B. allhomes.com.au). Mein Tipp: Besichtigt die Wohnung vor Ort, ehe ihr einen Vertrag abschließt – die Maklerbüros werden hier nicht zu Unrecht «Masters of Photoshop» genannt…

Bei der Bewerbung hilft es, wenn man aufzeigen kann, dass man entweder über ein Einkommen oder über genügend Erspartes (aktueller Bankauszug) verfügt. Auch das Angebot, die Wohnung fix für ein Jahr zu mieten und einige Monatsmietzinse im Voraus zu bezahlen, wird gern angenommen. Gas und Elektrizität müssen meist zusätzlich zum Mietzins bezahlt werden.

Einziehen kann man meist sofort oder wenige Tage/Wochen nach dem Besichtigungstermin. Da meine Mietwohnung unmöbliert war (das heisst i.d.R. ohne Kühlschrank, ohne Waschmaschine), habe ich mich bei der altbekannten IKEA mit dem Notwendigsten eingedeckt und einen kleinen Transporter bei «GoGet» gemietet, einem Carsharing-Anbieter, der von Studenten keine Jahresgebühr verlangt. Auf Plattformen wie Gumtree (gumtree.com.au) können Einrichtungsgegenstände gekauft bzw. wiederverkauft werden und auf hiesigen Garage Sales findet man ebenfalls Brauchbares. Wer keine eigene Wohnung mieten möchte, findet auf Portalen wie «Flatmates» (flatmates.com.au/sydney) Zimmer und Wohnungen zur Untermiete.

Die Wohnungssuche wäre ohne Internetzugang schwierig geworden – da Anschlüsse relativ teuer sind, habe ich von Beginn an bei Vodafone, welche Studentenrabatte gewährt, ein Abonnement mit grosser Datenmenge gelöst und mir jeweils einen Hotspot eingerichtet. Zudem bietet die Uni auf ihrem Gelände kostenloses WLan, so wie auch die meisten Cafés oder Bäder, wo es sich übrigens ebenfalls wunderbar arbeiten lässt…

Universität

Die University of New South Wales befindet sich südlich des Randwick Racecourses (heißgeliebte Pferderennen – nicht nur im Rechtssystem zeigt sich das britische Erbe immer mal wieder) im Stadtteil Kensington. Der Campus erstreckt sich über ein riesiges Gelände: Neben Hörsälen und Bibliotheken sorgen diverse Shops, Restaurants, Cafés, Foodcourts Fitness- und Schwimmcenter für das geistige und leibliche Wohl der Studenten.

Kontakte knüpft man in den Kursen sehr schnell, auch die verschiedenen Studentenvereinigungen führen regelmässig Anlässe wie Pubbesuche, Filmabende etc. durch.

Vieles spielt sich an der Universität online ab: Kursmaterialien werden von den Dozenten über die Plattform Moodle zur Verfügung gestellt, wo auch Arbeiten eingereicht und die Noten publiziert werden. Die Homepage der Bibliothek bietet Zugang zu unzähligen internationalen Publikationen, welche für das Verfassen von Arbeiten verwendet werden können.

Als LL.M.-Student ist man dazu verpflichtet, im ersten Semester den Kurs «Australian Legal System» zu belegen, was einen interessanten Einblick ins stark durch das Common Law geprägte Australische Rechtssystem bietet. Daneben werden im Master of Laws by Coursework pro Semester drei weitere Kurse belegt. Viele Kurse sind als Intensivkurse gestaltet und dauern vier Tage à sechs Stunden, können somit auf eine Woche beschränkt sein. Andere sind auf mehrere Wochen verteilt. Als Leistungsnachweis wurden in meinem Fall nebst kleineren Präsentationen und mündlicher Teilnahme Abschlussarbeiten von 5000 - 8000 Wörtern verlangt, welche spätestens bis Ende des Semesters eingereicht werden mussten. Während des Semesters gibt es somit punktuell viel zu tun, anderseits sind die langen Semesterferien frei zum Reisen. (Ich startete im 2. Semester, nach welchem die Semesterferien drei Monate dauern, im Gegensatz zu einen Monat zwischen dem ersten und dem zweiten Semester.) Was mich zu den nächsten Themen bringt…

Leben und Entdecken

Sydney ist eine grossartige Stadt, in der ich mich von Beginn an sehr wohl gefühlt habe.

Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Opernhaus (Unvergesslich der Moment, wenn man zum ersten Mal vor dem Bauwerk steht – am anderen Ende der Welt angekommen, für ein ganzes Jahr!), der Harbour Bridge oder des Bondi to Coogee-Walks, bietet die Stadt unendlich viele weitere Höhepunkte. Beispielsweise die verschiedenen Stadtquartiere wie Newtown und Surry Hills mit ihren kleinen Läden, Cafés und Pubs, in welchen abends Konzerte stattfinden, oder die weniger touristischen Strände wie Maroubra, Malabar oder La Perouse. Auch kulturell hat die Stadt viel zu bieten, ob Literatur- und Filmfestivals (z.B. das SFF), Museen (z.B. MCA, Carriageworks), Tanz (z.B. die Indigenous Tanzgruppe Bangarra), Theater (z.B. die Sydney Theater Co) oder Kunstgalerien (z.B. das White Rabbit) – es gibt Etliches zu entdecken. Übersicht im breiten Angebot schaffen unter anderem Homepages wie whatson.cityofsydney.nsw.gov.au; theurbanlist.com/sydney oder auch concreteplayground.com/sydney, wo man immer wieder gute Tipps für Events, Restaurants, Bars, Pubs, Shopping etc. findet.

Kulinarisch ist die Stadt ein Traum – international wie sie ist, bietet sie das Beste aus den Kochtöpfen weltweit. Ich hätte während des LL.M.-Jahres jeden Tag drei Mal auswärts essen können und es wohl doch nicht geschafft, alle Restaurants zu besuchen, die ich hätte ausprobieren wollen…

Wer gerne Sport treibt (Habe ich all die guten Restaurants schon erwähnt?) kommt in Sydney voll auf seine Kosten. Die Sydneysider sind extrem sportbegeistert, passiv als auch aktiv: In der Mittagspause wird im Park mitten im CBD Rugby oder Cricket gespielt, in Bootcamps geschwitzt, und die Strände sind schon am frühen Morgen voll Trainierender. Joggen entlang des Bondi to Coogee-Walks, von Coogee nach Maroubra und weiter nach Malabar war für mich etwas vom Schönsten! Auch die Laufveranstaltungen in Sydney sind alle sehr zu empfehlen: Allen voran der unglaubliche City2Surf (city2surf.com.au), mit über 80'000 Teilnehmern der größte Volkslauf der Welt, der die Teilnehmenden über 14 Kilometer von der Innenstadt zum weissen Sand von Bondi führt. Die Teilnahme war eines meiner besten Lauferlebnisse. Zu diesen zähle ich auch den Sydney Halb- bzw. Marathon (sydneyrunningfestival.com.au), welcher über die Harbour Bridge, dem Darling Harbour entlang, zum Opernhaus führt. Auch dieser Lauf ist – im doppelten Sinn – atemberaubend!

Laufen ist nicht so deins? Dann ab ans Wasser! Kajak, Segeln, Schwimmen und – last but not least – Surfen! Das Leben spielt sich hier – zumindest, wenn man in Strandnähe wohnt – im, am und auf dem Wasser ab. Auch Anfänger können dank den zahlreichen Surfschulen bald in Maroubra, Manly oder Bondi erste Wellen reiten. Zum Schwimmen verlocken das offene Meer oder die zahlreichen Meerwasserpools. Das schönste Bad in meinen Augen? Das Wylie's Baths (wylies.com.au), nicht zuletzt, weil der Boden aus natürlichem Meeresgrund besteht und man beim Schwimmen das eine oder andere Fischchen sichtet. Übrigens: Auch beim Schwimmen herrscht in Australien Linksverkehr, also Vorsicht, wenn ihr eure Bahnen zieht…

Oder: Man liegt einfach an den herrlichen Sandstränden und schaut aufs blaue Meer hinaus…

Nur ein, zwei Zugstunden ausserhalb des Stadtzentrums finden sich zahlreiche Nationalparks wie der Kuring-Gai National Park, der Royal National Park oder der Blue Mountains National Park, welche zu ein- oder mehrtägigen Hikes einladen. Oder man besucht das Hunter Valley, eines der ältesten Weinbauregionen Australiens, welches auf höchst angenehme Art Wandern mit Wein verbindet.

Und natürlich der ganze Kontinent und die Südsee: Für wenig Geld bieten einem Billigfluganbieter wie Jetstar die Möglichkeit, längere Strecken zu reisen und dieses Paradies zu entdecken, z.B. kann ein Flug von Sydney nach Melbourne für unter AUD 100 erworben werden, und auch ein Flug nach Fiji belastet das Budget nicht übermässig.

Fazit

Das Jahr in Sydney hat mir unendlich gut gefallen. Das LL.M.-Programm an der UNSW ermöglichte mir vertiefte Kenntnisse des australischen Rechtssystems und bot mir Gelegenheit, mein Wissen im internationalen Recht zu vertiefen. Nebst strengeren Phasen an der Uni blieb auch Zeit, das Land zu entdecken. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Lebensstandard in Sydney sehr hoch ist – was sich aber auch in den Preisen niederschlägt. Dennoch möchte ich das Jahr in Sydney und die Erlebnisse, die es mit sich brachte, nicht missen, es ist jeden Cent wert. Einen Studienaufenthalt in Sydney kann ich jedem nur wärmstens empfehlen!

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