Mit keinem Geld der Welt sind die Erfahrungen aufzuwiegen

Manuel Böck | Goethe-Universität (Frankfurt)

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Finance

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Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

30.06.2016

Auslandssemester an der University of New South Wales

Die Blue Mountains in New South Wales

Zunächst ein herzliches Dankeschön an meine zuständige Betreuerin vom Institut Ranke-Heinemann (IRH), welche mich in vollem Umfang bei den Vorbereitungen unterstützt hat.

Vorbereitungen

Mit den Vorbereitungen habe ich rund 10 Monate vor meinem Auslandssemester begonnen. Vom IRH wurde mir detailliert aufgeschlüsselt welche Unterlagen ich brauche und an welchen Universitäten ich mich bewerben kann. Die Wahl der Uni fiel mir nicht sonderlich schwer, da ich schlichtweg sämtliche Universitäten anhand von verschiedensten Rankings verglichen habe und anschließend die höchstplatzierte im Bereich Finance gewählt habe. Das war schließlich die University of New South Wales in meiner ohnehin favorisierten Stadt Sydney. Im QS-University-Ranking belegt sie im finanzwirtschaftlichen Schwerpunkt den 12ten Rang und steht damit vor Universitäten, wie beispielsweise Yale oder Princeton.

Außerdem gehört die UNSW zur „Group of Eight“, ein Zusammenschluss der forschungsstärksten Unis in Australien. Zur Bewerbung waren nur einige wenige Unterlagen notwendig, die problemlos auszufüllen waren. Außerdem brauchte man den TOEFL-Test als Nachweis der Englischkenntnisse, allerdings war der erforderliche Score überschaubar, sodass diese Hürde kein ernsthaftes Problem darstellte. Auch wenn die UNSW einen gewissen Elite-Status für sich beansprucht, sei erwähnt, dass sich die Bewerbung auch mit mittelmäßigen Noten lohnt, da es eine Vielzahl von Plätzen für ausländische Studenten gibt. Mit der Beantragung des Auslandsbafögs kam das erste wirkliche Hindernis auf mich zu. Obwohl ich den Antrag, wie empfohlen, 6 Monate vorher gestellt habe, wurde er erst 2 Monate nach Ankunft in Australien genehmigt. Einerseits sind einige meiner Unterlagen wohl verloren gegangen, andererseits war ich auch etwas zu unsortiert bei der Zusammenstellung der Unterlagen. Die nötigen Unterlagen sollten im eigenen Interesse höchst detailorientiert und gewissenhaft an das Bafögamt geschickten werden. Für Australien ist übrigens zentral das Studentenwerk in Marburg zuständig.

Am Rande sei noch erwähnt, dass die Einkommensgrenzen der Eltern beim Auslandsbafög deutlich höher liegen, als beim herkömmlichen Bafög und daher auch viele Studenten anspruchsberechtigt sind, die im Inland keine Chance auf Förderung haben. Eine weitere Hürde waren die Semesterzeiten, da meine Klausurenphase in Frankfurt bis in den März hineinging, aber das Semester in Australien schon Ende Februar begann. Doch auch dieses Problem wurde vom Institut Ranke-Heinemann gelöst, indem die UNSW darüber informiert wurde und diese dann meinen Plänen der späten Anreise zustimmten. 

Studium in Australien

Durch meine verspätete Anreise habe ich leider die erste Studienwoche verpasst, was aber nicht schlimm war, da die Tutorien erst in „Week 2“ begannen. Die Tutorien stellten schon den ersten großen Unterschied zum Studium an meiner Heimatuniversität dar. Im Wirtschaftsstudium in Frankfurt gibt es weder Anwesenheitspflichten, noch benotete Hausaufgaben oder mündliche Vorträge, auf all dies muss man sich in Australien einstellen. Eine weitere Besonderheit sind die wöchentlichen Online-Quiz-Abgaben, die es in vielen Fächern gibt. Hierbei werden über das Online-Portal der Universität einige Multiple-Choice-Fragen gestellt, teilweise auf Zeit, meist über das Thema der letzten Vorlesung. Zum Beispiel der Kurs Portfolio Management, im Bereich Finance. Vom Niveau anspruchsvoll, jedoch nicht unmöglich. Die Notengebung erfolgte so: Die finale Klausur machte nur 34% aus, eine Klausur in der Mitte des Semesters 33%, Hausaufgaben 22% und die wöchentlichen Quiz-Einheiten 11%. So konnte man auch mit mittelmäßigen Prüfungsergebnissen gute Ergebnisse im Kurs erzielen.

Kosten

Trotz der vielen Unterstützung die ich erhielt, unter anderem die 10-prozentige Studiengebühren-Rückerstattung des Instituts Ranke Heinemann, waren die Kosten immer ein großes Thema. Alleine die Studiengebühren an der UNSW betrugen 12.500 AUD, bei einem Wechselkurs von rund 1,5 AUD/€, waren das rund 8.300 €. Der Flug macht nochmal rund 1000 € und auch das Studentenvisum schlägt mit einigen hundert Euros zu buche. Sollte man Anspruch auf Auslandsbafög haben, werden 4.600 € der Studiengebühren erstattet und pauschal 1000 € für die Flüge bezahlt. Monatlich werden einem rund 750 € überwiesen, sollte man den maximalen Anspruch geltend machen können.

Das reicht jedoch bei weitem nicht um die Lebenshaltungskosten zu decken. Allein in Sachen Miete muss man mit 200 AUD pro Woche rechnen, sprich mit rund 800 AUD (530€) im Monat. Mit nochmal 100 AUD pro Woche schlugen sich die Lebensmitteleinkäufe nieder. Dazu muss ich aber sagen, dass ich sehr viel esse und auch auf nichts verzichtet habe. Auch das Ausgehen ist nicht gerade billig. Dafür waren die öffentlichen Nachverkehrsmittel für die man die sogenannte OPAL-Card braucht, vergleichsweise günstig. So zahlte ich trotz aller Ausflüge nur $ 20 pro Woche für Bus und Co. Alle Ausgaben und Unternehmungen addiert, kam ich auf ungefähr 2000 AUD im Monat, was in etwa 1300 € entspricht. Es empfiehlt sich im Vorhinein ordentlich zu sparen, oder nach Stipendien Ausschau zu halten. Glücklicherweise konnte ich Eines ergattern womit meine laufenden Kosten gedeckt waren. Angesichts der Kosten sollte man sich durchaus überlegen, ob es das Ganze Wert ist.

Leben in Sydney

Diese Überlegungen kann ich abkürzen. Mit keinem Geld der Welt sind die Erfahrungen aufzuwiegen, die ich in den letzten Monaten machen durfte. Vorneweg, die Wohnungssuche gestaltete sich nicht besonders schwierig. Es gab dutzende passende Zimmer. Ich teilte meines mit einem anderen Austauschstudenten. Was zunächst abschreckend klingt, hat sich als sehr positiv herausgestellt. Auch die anderen „zwölf!!“ Hausbewohner wurden innerhalb kürzester Zeit zu guten Freunden, deshalb kann ich jedem nur ans Herz legen sich eine eher große WG zu suchen.

Morgens startete mein Tag nicht selten mit einem kurzen Trip zum Strand. Glücklicherweise hatten wir einige Surfboards, die zum Hausinventar gehören. Besonders empfehlenswert sind die Strände Bondai und Maroubra, wenn man sich auf das Brett schwingen möchte. Dennoch war mein favorisierter Strand der Coogee Beach, an welchem man zwar nicht surfen kann, da die Wellen zu spät brechen, jedoch lag mein Haus nur wenige Minuten entfernt und die Uni auch in Laufnähe. Zudem traf man immer jemanden zum gemeinsamen Sonnenbaden.

Apropos Sonne, davon gab es reichlich, obwohl mein Semester größtenteils im australischen Herbst und Winter stattfand. Die Temperaturen fielen nachts auf minimal 10 Grad und stiegen tagsüber auf 20-25 Grad und das sogar noch im Juni. Auf die Sehenswürdigkeiten nahe Sydney möchte ich gar nicht genauer eingehen, da kann wohl jeder Reiseführer mehr und detailliertere Empfehlungen aussprechen. Ich fand jeden Ausflug lohnenswert und wurde nicht einmal enttäuscht. Das Nachtleben ist nicht wirklich mit Deutschland zu vergleiche. Man geht früher aus, weil die Clubs früher schließen- 3 Uhr ist die Regel. Generell sind die Vorschriften sehr viel strenger. So wird im Zentrum Sydneys (in CBD) kein Einlass nach 1:30 Uhr gewährt, Shots nur bis 12 Uhr ausgeschenkt und sämtliche Spirituosenläden um 22 Uhr dicht gemacht. Will man das vermeiden empfiehlt sich beispielsweise Newtown, denn dort gibt es keine „Lockout-Rules“. Wer auf elektronische Musik steht, dem kann ich „S.A.S.H“ ans Herz legen. Jeden Sonntag findet dieses kleine „Festival“ mit diversen DJs ab 14 Uhr im Greenwood Hotel statt, anschließend geht es um 21 Uhr in die Homebar nach CBD, wo weitere DJs auf verschiedenen „Floors“ auflegen.

Zumindest einmal sollte man im Ivey-Club gewesen sein, ebenfalls im Zentrum Sydneys. Berühmt vor allem wegen der legendären Rooftop-Poolanlagen. Natürlich darf das Reisen in Australien auch nicht zu kurz kommen. Besonders schön fand ich Melbourne im Süden und die Gegend um Cairns im Norden. Melbourne aufgrund der alternativen, charismatischen Ausgehmöglichkeiten und dem allgemein sehr angenehmen Charakter der Stadt. Cairns wegen der Flora und Fauna, Stichwort „Great Barrier Reef“. Ich war auch einige Tage an der Gold Coast, um Brisbane, was ich aber nicht besonders herausragend fand.

Zusammengefasst bin ich unheimlich begeistert von meinem Auslandssemester in Sydney und kann es nur jedem weiterempfehlen. Eine Erfahrung die man definitiv nie wieder vergisst. Sollten Fragen rund um den Auslandsaufenthalt aufkommen, könnt ihr mich jederzeit kontaktieren. 

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