Wo
Queensland University of Technology
Zeitraum
2015
Was
Wirtschaftsinformatik
Studienprogramm
Auslandssemester
Förderung
IRH Förderprogramm
Im Master erneut ins Ausland gehen – das wäre doch was! Nur wo? Nachdem ich während meines Bachelors ein Auslandssemester in den USA an der University of California, Santa Barbara verbringen durfte, war ich auf der Suche nach einem geeigneten Land bzw. einer geeigneten Stadt. Schließlich kam ich zu dem Entschluss, mein Auslandssemester in Australien oder Neuseeland verbringen zu wollen. Beide Länder haben mich schon immer gereizt, die Erfahrungen von Freunden und Bekannten, die ein Auslandsemester oder Working Holiday in Down Under gemacht, taten ihr Übriges. Außerdem: die Gelegenheit, ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt zu verbringen, hat man nicht so oft im Leben!
Durch meine vorherigen Erfahrungen wusste ich, dass im Vorfeld viel recherchiert, abgestimmt und beantragt werden muss. Zuallererst musste ich allerdings eine passende Universität finden. Nachdem ein Auslandssemester in Australien oder Neuseeland über das Austauschprogramm meiner deutschen Universität nicht möglich war, fand ich über die Ankündigung einer Auslandsmesse an der Universität zu Ranke Heinemann. Die Übersicht der Universitäten hat mir sehr dabei geholfen, einen Überblick zu bekommen. Nach dem Lesen mehrerer Erfahrungsberichte und langem Stöbern auf den Webseiten der Unis habe ich mich für die Queensland University of Technology in Brisbane entschieden. Gründe dafür waren unter anderem die hohe akademische und fachliche Qualität, für mich passende Kurse, viele Freizeitmöglichkeiten sowie (für australische Verhältnisse) einigermaßen Studiengebühren und Lebenshaltungskosten.
Vor meiner Bewerbung über Ranke Heinemann musste ich noch die Learning Agreements mit den jeweiligen Lehrstuhlinhabern an meiner Heimatuni abschließen. Da mein Modulkatalog bis zu 3 International Courses (Kurse an einer Universität im Ausland) beinhalten kann, mussten die Kurse nur in meine Spezialisierung passen und genau mit Kursen in Deutschland übereinstimmen. Nachdem ich soweit informiert war und auch bereits alle Unterlagen zusammen hatte, wandte ich mich das erste Mal persönlich an Ranke Heinemann. Da ich mir schon über fast alles im Klaren war, haben wir die Themen nur noch einmal angesprochen und danach konnte ich die Bewerbung auch schon losschicken.
Nach der Zulassung an der QUT musste ich nur noch ein Visum beantragen und den Flug buchen. Während man normalerweise ein Studentenvisum benötigt, ist es auch möglich ein Semester lang mit einem Working-Holiday-Visum (WHV) in Australien zu studieren. Man benötigt dann nicht die ansonsten obligatorische Krankenversicherung (OHSC), muss aber eine eigene Auslandskrankenversicherung vorweisen. Außerdem darf mein ein WHV nur einmal im Leben und vor dem 30. Lebensjahr beantragen. Ich konnte durch diese Kombination etwas Geld sparen – das WHV ist billiger und ich hätte sowieso eine deutsche Auslandskrankenversicherung abgeschlossen.
Nach 36 Stunden Flug und um 2 Uhr morgens freut man sich richtig über den kostenlosen Transfer-Service der QUT. Ich (und 7 weitere neue Studenten) wurden mitten in der Nacht am Flughafen abgeholt und zu unseren Unterkünften gefahren – einfach klasse!
Die nächsten Tage war nun einiges zu erledigen: Bankkonto erstellen (Westpac, aber ich habe auch viel Gutes von der Commonwealth Bank gehört), Handykarte mit mobilem Internet (wie hat sich früher ohne Google Maps zurechtgefunden? Optus und Vodafone haben beide gute Angebote) und natürlich die Wohnungssuche. Die QUT Accomodation Services helfen einen groben Überblick zu erhalten und organisieren Touren mit Maklern. Wer die Zeit hat und früher als eine Woche vor Uni-Start in Brisbane ist, sollte allerdings versuchen über Seiten wie Flatmates oder Gumtree eine Wohnung zu finden. Dort ist mehr Vorsicht geboten, allerdings sind Zimmer dort erheblich billiger. Meine persönliche Erfahrung mit Brisbane Students, meinem Makler ist nicht die beste – Mitbewohner bekommen unterschiedliche Informationen, die Zimmer sind meiner Meinung nach etwas überteuert und man kommt sich wie in einer Massenabfertigung vor (gerade während der Besichtigungstouren). Auch schwankt die allgemeine Qualität der Häuser erheblich. Ich habe schließlich ein Zimmer in einem 11-Personen-Haus gefunden und hatte enormes Glück mit meinen Mitbewohnern. Wir haben uns super verstanden, viel zusammen unternommen und auch alltägliches wie die Aufteilung von Küche, Badezimmer und Waschmaschinen hat super funktioniert.
Mit der Bestätigung der QUT erhält man sein QUT-Benutzerkonto, dass für fast alle organisatorischen Zwecke genutzt werden kann. So kann man sich auf der Webseite der QUT ab einem bestimmten Datum für Kurse anmelden. Das geschieht bequem von zuhause aus. Meine Kurse hatten alle eine Vorlesung und ein Tutorial. Beides findet im Normalfall jeweils 1x pro Woche statt und dauert im Normalfall jeweils 2 Stunden. Wie in Deutschland ist die Qualität generell gut, hängt allerdings stark vom jeweiligen Lecturer/Teaching Assistant ab. Die Workshops waren sehr hilfreich, es gab ähnliche Fragestellungen wie in Hausarbeiten oder sehr experimentelle oder praxisbezogene Beispiele. Im Bereich Information Technology fand ich den Schwierigkeitsgrad etwas leichter als in Deutschland, habe aber von anderen Internationals auch das genaue Gegenteil gehört. Ein großer Teil der jeweiligen Kursnote (zwischen 40% und 60%) bestand aus der praktischen Anwendung von gelerntem in Workshops oder in Hausarbeiten. Meine Klausuren bestanden zu 90% aus Multiple-Choice-Fragen mit einigen wenigen offenen Fragen.
Die QUT bietet eine große Anzahl an Services zur Unterstützung von Studenten an. Man kann kostenlos zu Kursen für Englisch oder Academic Writing gehen. Außerdem kann man Hausarbeiten vor der offiziellen Abgabe durchsehen lassen, ob man grundsätzliche Handwerkliche Fehler gemacht hat. Auch inhaltliche Fragen lassen sich stellen. Ich habe nichts davon in Anspruche genommen und bin trotzdem sehr gut durchgekommen. Alleine das Angebot finde ich aber sehr beeindruckend.
Brisbane betitelt sich selbst als „Australia’s new world city“. Man merkt an vielen Stellen, dass die Stadt im Umbruch ist, überall wird gebaut. Vor allem merkt man aber nicht, dass über 3 Millionen Menschen in Brisbane leben. Bis auf den CBD, die Innenstadt, gibt es fast keine Hochhäuser, sondern viele ein- bis zweigeschossige Einfamilienhäuser – viele davon in Holzbauweise im Queenslander-Stil. Um die Innenstadt herum gibt es am Fluss viele schöne Parks mit viel Grün und kostenlosen Elektro-Grills. Grundsätzlich würde ich sagen, dass man Brisbane in 1-2 Tagen als Tourist sehen kann, da es nicht allzuviele wirkliche Sehenswürdigkeiten gibt. Allerdings ist es eine wunderschöne Stadt um wirklich hier zu wohnen. Während ich im eher ruhigen, aber immer noch zentralen East Brisbane gewohnt habe (ca. 30 Minuten zu Fuß zur QUT und der Innenstadt), gibt es im Westend, im Fortitude Valley und im CBD viele Bars und Clubs. Im CBD gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten, aber auch weitere Parks wie den Botanical Garden oder Roma Street Parklands. Obwohl die Stadt direkt am Meer liegt, gibt es keinen richtigen Strand – den findet man jeweils eine Stunde nördlich oder südlich an der Sunshine Coast oder der Gold Coast.
In der näheren Umgebung (2-3 Stunden mit dem Auto) gibt es außer den beiden langen Stränden (eigentlich sind Sunshine Coast und Gold Coast aber Städte) viele lohnende Nationalparks. Gerade die Gold Coast Hinterlands bieten viel subtropische Regenwälder mit schönen Wanderwegen und Wasserfällen. Moreton Island lässt sich mit dem eigenen Geländewagen befahren – von der Fähre direkt auf den Strand zu fahren ist ein einmaliges Erlebnis. Während sich südlich von Brisbane alle weiteren großen Städte und damit ein Großteil der Bevölkerung befinden, wird es in Richtung Norden sehr schnell einsam. An der 1700km langen Strecke von Cairns nach Brisbane sieht man gefühlt mehr Kängurus (und leider auch Känguru-Kadaver) als Menschen. Durch das Great Barrier Reef , Magnetic Island bei Townsville und die Whitsunday Islands ist die Strecke aber auf jeden Fall einen Roadtrip wert! Überhaupt Roadtrips: die klassische Art und Weise, dieses riesige Land zu erkunden. An den Linksverkehr hat man sich schnell gewöhnt, allerdings muss man sich darauf einlassen, mehrere tausend Kilometer im Auto zu verbringen. Es lohnt sich aber! Auch Neuseeland ist eine Reise wert – wer die Zeit hat, sollte unbedingt für 2-3 Wochen nach dem Semester die 3 Stunden zu den Kiwis fliegen.
Nach allem positiven muss leider auch der nicht so angenehme Aspekt erwähnt werden: die Kosten. Die QUT empfiehlt, ca. 400 Australische Dollar pro Woche einzuplanen. Das deckt ungefähr die Miete, Lebensmittel, Transportmittel und etwas „Entertainment“. Persönlich habe ich etwas mehr benötigt – mein Zimmer war etwas teurer und wenn man öfters abends ausgeht, verschwindet das Geld auch schneller als man sein Glas Bier trinken kann. In diesen 400 Dollar sind aber noch keine Reisen enthalten. Je nach Programm (spezielle Touren wie z.B. Great Barrier Reef oder Whitsundays) können hier nochmal schnell über 100 Dollar pro Tag zusammenkommen – ohne Unterkunft, Anreise oder Essen!