Aussie Life

Sonja Spitzer | Studentin

Wo
The University of Sydney

Zeitraum
2015

Was
Economics

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.12.2015

Eintauchen in die sonnig, relaxte Kultur der Australier

Path at Palm Beach

Während meines Auslandssemesters in Sydney wollte ich wie ein richtiger Aussie leben. Ich habe Australien bereits zwei Jahre zuvor mit dem Rucksack bereist und als Touristin kennengelernt. Dieses Mal wollte ich gänzlich in diese sonnig, relaxte Kultur eintauchen und gleichzeitig mein Studium genauso ernsthaft verfolgen wie zu Hause, anstatt dem Klischee einer Party-Austauschstudentin zu entsprechen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. AustralierInnen schaffen es, unter Tags effizient zu arbeiten und dann am Abend den Schalter umzulegen und trotzdem in ein Pub oder an den Strand zu gehen.

Um nicht nur mit anderen Austauschstudierenden zusammen zu sein habe ich mich gegen ein internationales Wohnheim entschieden und bin stattdessen in ein typisches 'Terrace House' in Chippendale gezogen, gemeinsam mit drei AustralierInnen. Das war günstiger als ein Wohnheim (wobei diese 'günstige' Option immer noch das Dreifache meiner Miete in Wien war) und ich habe über meine MitbewohnerInnen viele 'Sydney-sider' kennen gelernt. Das Zimmer habe ich über eine facebook-Gruppe (Inner West Housemates) gefunden, alles funktioniert sehr unkompliziert: Wohngemeinschaften posten ein Angebot, man kommt auf ein Bier vorbei und wenn die Chemie stimmt kann man meist schon ein paar Tage später einziehen. Verträge gibt es keine, ich konnte mich auf alle mündlichen Zusagen verlassen.

Wenn man wie ich an der University of Sydney studiert hat, ist Chippendale der perfekte Suburb: Zu Fuß war ich innerhalb von zehn Minuten am Campus, der Großteil des Wegs führt durch den wunderschönen Victoria Park. Central Station, der Hauptknotenpunkt des öffentlichen Verkehrssystems ist ebenfalls nur zehn Minuten entfernt und im Umkreis von 500 Metern gab es so viele Restaurants, Pubs und Supermärkte, dass man das Viertel eigentlich gar nie verlassen muss (was angenehm ist, da das öffentliche Verkehrssystem im Vergleich zu Wien sehr dünn und teuer ist und man als RadfahrerIn sein Leben risikiert).

Im Gegensatz zum Zurechtfinden am Wohnungsmarkt ist das Orientieren an der Universität etwas aufwändiger. Hier zahlt es sich wirklich aus, die zahlreich angebotenen Infoveranstaltungen zu Besuchen und die zusätzlichen Info-Services für internationale AustauschstudentInnenin Anspruch zu nehmen, um sich mit Kursanmeldesystemen, Bibliotheksleihkriterien und dem Lageplan vertraut zu machen.

Auch der Unterrichtsstil sowie die Beziehung zwischen den ProfessorInnen und Studierenden unterscheidet sich stark von jenen in Österreich: ProfessorInnen begegnen einem auf Augenhöhe, sprachbedingt ist man mit allen per Du und redet sich mit dem Vornamen an. Weiters waren meine ProfessorInnen allesamt exzellente Vortragende, die Einheiten waren klar strukturiert und abwechslungsreich gestaltet. Bereits vor Beginn der Kurse war klar ausgeschrieben, welche Themen abgedeckt werden, welche Literatur behandelt wird und welche Kriterien für einen bestimmten Notengrad zu erfüllen sind. Auch die Prüfungs- und Abgabetermine standen schon zu Beginn des Semesters fest. Es gab die gesamten 13 Wochen über Deadlines, weshalb sich der Arbeitsaufwand gut über Zeitspanne hinweg aufgeteilt hat. Im Vergleich zu meiner Österreichischen Universität waren viel mehr Aufgaben zu Hause zu erledigen, der Arbeitsaufwand für die einzelnen Kurse war erheblich größer. Aber auch die ProfessorInnen schienen mehr Zeit in die Kurse zu investieren: Ich habe auf jede Hausübung sehr ausführliches und hilfreiches Feedback bekommen. Dank dieser haben sich meine Fertigkeiten, englische Essays zu schreiben und zu strukturieren in diesem Semester sehr verbessert.

Ein Nachteil war, dass die Kurse teilweise nur die Grundlagen eines Themas abdeckten. Das liegt wohl daran, dass viele Master-Studierende in Australien nach dem Bachelor das Fach wechseln und keine oder nur wenige Vorkenntnisse mitbringen. Weiters waren alle meine Kurse am Abend: In Australien ist es noch nicht Standard, einen Master zu machen. Viele entscheiden sich erst nach dem Berufseinstieg dafür und besuchen die Kurse dann nach der Arbeit. Das hat aber auch den Vorteil, dass man mit KollegInnen zusammenarbeitet, die bereits Berufserfahrung haben und sich sehr bewusst für ein Interessensgebiet entschieden haben. Davon haben viele Diskussionsrunden profitiert.

Der wohl größte Unterschied zu meiner Universität in Wien war das australische Benotungsschema: Benotet wird in Prozentpunkten, die durchschnittlichen Noten in meinen Kursen bewegten sich zwischen 60 und 70 Prozent. Mit einem Schnitt von 80 Prozent gilt man bereits als sehr gut und kann sich zum Beispiel um einen PhD-Platz bewerben. Noten von über 90 Prozent sind eine seltene Ausnahme. In Österreich ist es verhältnismäßig einfach, ein 'Sehr gut' zu bekommen. Da die Umrechnungskriterien von Australischen Noten auf Österreichische Noten sehr streng sind, kann dies unter Umständen ein Nachteil Österreichische Studierende sein.

Wem - wie mir - die Diskussionen in den Vorlesungsräumen nicht tief genug gingen, der konnte sich in eine der vielen Societies einschreiben und mit fachspezifischen Organisationen vernetzen um von Vorträgen oder themenspezifischen Stammtischen zu erfahren. Als Masterstudentin in Volkswirtschaftslehre hat sich für mich die 'Political Economy Alumni Society', die 'Sydney University Economics and Econometrics Society' und die Mastervertretung 'Supra' angeboten Als begeisterte Fotografin war ich weiters Mitglied in der 'Photography Society' - wir haben an Workshops teilgenommen oder solche für Anfänger organisiert und uns alle zwei Wochen zum Mittagessen getroffen. Langweilig wir es einem in Sydney nie - dafür sorgen auch die vielen Sportmöglichkeiten. Die vielen Strände und Wasserpromenaden bieten die perfekte Kulisse um bei Sonnenuntergang laufen zu gehen und in Inner West Sydney gibt es in beinahe jeder Straße ein Yogastudio, um sich danach so richtig zu entspannen. Danach kann man mit Freunden bei einer Runde Trivia den Abend im Pub ausklingen lassen, oder einen Gig von einer der unzähligen Australischen Bands besuchen.

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