Dem Fernweh nachgeben
Erfahrungsbericht MBA Newcastle

Malte Olsson | Studiert an der FH Nordakademie

Wo
The University of Newcastle

Zeitraum
2017 - 2019

Was
Wirtschaftsingenieurwesen

Studienprogramm
MBA

Förderung
IRH Förderprogramm

07.06.2019

Ich kann Stadt und Uni wirklich allen sehr ans Herz legen

Erfahrungsbericht MBA Newcastle

MBA an der University of Newcastle

Die University of Newcastle (kurz UON) hat es 2017 in die Top 1% im ‚QS World University Ranking‘ geschafft. Verglichen wurden hierfür weltweit mehr als 26.000 Hochschulen. Außerdem wurde für die Fakultäten Business und Law in diesem Jahr ein neues Gebäude im Herzen der Innenstadt von Newcastle im Wert von 95 Million Dollar errichtet. Für einen MBA Studenten wie mich sind das sicherlich schlagende Argumente. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das aber erst wahrgenommen, nachdem ich für UON unterschieben hatte. In diesem Bericht werde ich kurz darauf eingehen, was mich dazu bewegt hat, warum die Stadt Newcastle einen Besuch wert ist und was man hier als Student unternehmen kann.

Warum studiere ich also hier mit dem Ziel Master of Business Administration? Auf der Hand liegt natürlich, dass ich mir von einem solchen Abschluss neue Karrieremöglichkeiten erhoffe. Das hat aber eher bei der Wahl des Studienfaches als bei der Wahl des Standortes eine Rolle gespielt. Zudem ist es nur die halbe Wahrheit. Der Drang einmal im Leben dem Fernweh nachzugeben, die eigene Komfortzone zu verlassen und fernab vom gemachten Nest neue Eindrücke zu sammeln, war der weitaus entscheidendere Faktor. Die Idee schlummerte schon lange in mir und ich begann früh für ein solches Unterfangen Geld zurückzulegen. Wenn man dann auf die 30 zugeht – ich bin 29 – kommt ein gewisser Zeitdruck hinzu. Der letzte „Sommer“ in Hamburg hat die verbliebenen Zweifel beseitigt. Ich MUSSTE raus in die Welt. In der Folge habe ich weltweit in englischsprachigen Ländern nach hochwertigen Universitäten gesucht, die zudem noch gutes Wetter und Wassernähe bieten konnten. Das grenzte die Auswahl für mich auf die USA und Australien ein. Die Möglichkeit, dass meine Freundin auch mitkommen kann, hat Australien dann in die Pole Position gebracht. Ein grober Abgleich von Lebenshaltungskosten und Studiengebühren brachte dann UON auf Platz eins meiner Rangliste.

Newcastle wird von ‚Lonely Planet‘ sehr positiv beschrieben und der schon erwähnte City Campus (und auch nur der) ist verdammt nah am Strand. Viel mehr wusste ich von Newcastle nicht, als ich die Entscheidung fällte. 2011 war ich zwar im Rahmen meines dualen Bachelor Studiums für vier Monate im Auslandspraktikum in Australien. Da Newcastle aber nur knapp 2 Autostunden von Sydney entfernt ist, bin ich damals vorbeigefahren. Rückblickend ein großer Fehler! Newcastle ist nämlich richtig schön. Der Hunter River schafft eine schöne Promenade in der Innenstadt. Die verschiedenen Strände sind vielseitig, wunderschön und nicht übervölkert. Vor allem aber ist die grundlegende Stimmung auch für australische Verhältnisse sehr freundlich und entspannt. Die Innenstadt ist beschaulich und man trifft regelmäßig Bekannte zufällig auf der Straße. Wäre man in den USA, wäre dies ein typisches Ziel für die ‚Winter Birds‘. Man lebt aber alles andere als in einer Rentner-Enklave. Die 30.000 UON Studenten helfen dabei, dass der Altersdurchschnitt der insgesamt 300.000 Einwohner niedrig ist.

Studium Down Under

Nachdem die Zusage der Uni da war, galt es, in Deutschland Job, Wohnung, Krankenversicherung, Strom, Internet usw. zu kündigen und den Wohnsitz abzumelden. Letzteres ist nur notwendig, wenn man seinen Hauptwohnsitz tatsächlich verlegt, und hilft dabei, Handyverträge und ähnliches zu kündigen. Außerdem ist ab dem Zeitpunkt das Konsulat in Australien für einen zuständig und nicht mehr das Bezirksamt Hamburg-Mitte in Deutschland. Leider habe ich auch ein paar typisch deutsche Fehler gemacht: Ich habe versucht, eine Wohnung zu organisieren, und an der Uni angefragt, wie und wann ich mich für meine Kurse einschreibe. Da in Australien Zimmer und Mietwohnungen fast immer erst dann angeboten werden, wenn sie schon leer stehen, kann man sich die Mühe allerdings sparen. Man wird eher belächelt, als dass man sich einen Vorteil im Wohnungsmarkt verschafft. Auch das Einschreiben in Kurse findet erst sehr kurz vor Vorlesungsbeginn statt. Auch da kann und sollte man sich eher zurücklehnen. So bin ich erst einmal ohne Wohnung nach Australien geflogen, habe die ersten Nächte im YHA verbracht und bin letztendlich über die ‚off campus living‘ Seite der Uni innerhalb einer Woche zu einem Appartment in der Hunter Street gekommen. Wer auf der Suche nach einem Zimmer ist, sollte mindestens genauso schnell fündig werden. Zu empfehlen sind eigentlich alle Stadtteile, die nicht mehr als 1,5km vom City Campus entfernt liegen. Faustregel dabei: Je näher das Wasser, desto schöner der Stadtteil. Das YHA war zudem sehr kulant und hat mir ohne Probleme das Geld für nicht genutzte Nächte zurückerstattet.

Als Masterstudent gibt es einen Orientierungstag. Im Bachelorstudiengang ist es eine ganze Woche. In der Zeit im Hostel und an diesem Tag habe ich bereits einen Großteil der Menschen kennengelernt, mit denen ich auch später viel unternommen habe. Man sollte also auf jeden Fall teilnehmen. Außerdem ist es sinnvoll, der Facebookseite der ‚University of Newcastle Exchange Student Network -UNESN‘ zu folgen. Dort findet man regelmäßig Veranstaltungen, bei denen man für kleines Geld viel Spaß haben kann. Generell gibt es viele Austauschstudenten. Die größte Fraktion kommt aus Asien und teilt sich primär in Chinesen und Philippinos auf. Danach kommen schon wir Deutschen und ein bunter Mix aus anderen europäischen Ländern. Insbesondere im Masterstudiengang sind nur ca. ein Drittel tatsächlich Australier.

Das Studium selbst besteht aus erstaunlich wenig Präsenzzeit. Der offizielle MBA Plan sieht nie mehr als drei Kurse pro Trimester vor. Ein Kurs entspricht 3 Vorlesungsstunden pro Woche, in Summe also sechs oder neun Stunden die Woche. Pro Kurs muss man allerdings während der Vorlesungszeit zwei Assignments abliefern. Das sind entweder Hausarbeiten oder Referate. Die machen dann kombiniert ca. 50% der Note aus. Für die Hausarbeiten ist das Add-on ‚Grammarly‘ ein guter Ersatz für einen Korrekturleser. Der Rest der Note wird durch das Final Exam bestimmt. So verbringt man dann kurz vor der Deadline doch etwas mehr Zeit in der Uni. Diese ist, genau wie die Bibliothek, rund um die Uhr für Studenten geöffnet. Die Räume, die man sich zum Lernen und Arbeiten buchen kann, haben insbesondere in den oberen Stockwerken eine phänomenale Aussicht. Bei den Vorlesungen wird stärker als in Deutschland auf Interaktion gesetzt. Die Räume sind entweder mit Gruppentischen oder parlamentartig eingerichtet. Zudem gibt es immer wieder Aufgaben, die während der Vorlesung zu lösen sind. Je nach Dozent und Kommilitone kann dies sehr spannend oder eher zäh sein. Generell ist das Vorlesungsniveau ansprechend.

Leben und Freizeit Down Under

Aber genug von der Uni, komme ich zu der Zeit außerhalb der Vorlesung. Von der hat man reichlich, wenn nicht gerade Assignments fällig sind. Das Studentenvisum erlaubt es einem, 20 Stunden die Woche zu arbeiten. Bisher habe ich diese Möglichkeit noch nicht wahrgenommen. Daher kann ich eher etwas über die Freizeitgestaltung berichten. Da wäre zunächst einmal der Strand, der zum Schwimmen, Surfen und Volleyball spielen einlädt. Zudem gibt es zwei Seewasserbäder, in denen man gratis seine Bahnen ziehen kann. Die Promenade des Hunter Rivers bildet zusammen mit Küste, Stränden und ‚Memorial Walk‘ eine sehenswerte Jogging Strecke. Mit etwas Glück sieht man dabei Delphine, Robben oder Wale. Abgesehen von sportlichen Aktivitäten geht der Australier an sich gerne Essen und Trinken. Entsprechend gibt es verschiedenste Restaurants, Bars und Cafés. Hier herrscht vor allem am Wochenende und mittwochs immer Trubel. Wenn man Newcastle verlassen möchte, bietet das Hunter Valley Weintouren und Port Stephens einsame Strände. Etwas nördlich von Newcastle laden große Sanddünen zum Sand-Boarden ein. Natürlich ist auch ein Trip nach Sydney oder in die Blue Mountains immer eine Option. Insbesondere längere Strecken sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln verhältnismäßig günstig. So bin ich bislang auch ohne Auto ausgekommen.

Ende November kommt die sonst ein wenig beschauliche Stadt ins Autofieber. Seit 2017 findet dann nämlich das Finale der ‚V8 Supercar‘ Serie in Newcastle statt. Die Serie kann grob mit der DTM verglichen werden und die Strecke führt mitten durch die Stadt und entlang der Küste. Das Event ist zwar nicht ganz unumstritten, zieht aber mehr als 15.000 Zuschauer für ein Wochenende an und wird abends mit Konzerten abgerundet. Anwohner an der Strecke erhalten Freikarten für das Event. Oftmals so reichlich, dass man hier eine abstauben kann. Angesichts der eher mäßigen Leistungen von Teams aus Newcastle in anderen Sportarten, ist dies sicherlich das sportliche Highlight des Jahres - auch wenn ich persönlich nicht wirklich ein Motorsport Fan bin.

Bei einem Studium in Australien kommt man leider auch nicht um das Thema Geld herum. Tipps und Tricks kann ich leider kaum liefern. Während es für Austauschsemester verhältnismäßig viel Unterstützung aus Deutschland gibt (DAAD, BAföG etc.) ist die Auswahl für Studenten, die ihren kompletten Abschluss im Ausland machen, sehr dünn. Hier lohnt es sich eher nach Programmen an der Uni zu suchen, an die man gehen möchte. UON hat dafür eine Art Suchmaschine auf der eigenen Website. Studienfach, Heimatland, Geschlecht und ein guter aber eben nicht sehr guter Bachelor haben bei mir aber auch hier dafür gesorgt, dass ich nicht fündig geworden bin. Einzig das Institut Ranke-Heinemann hat für eine Erleichterung der Kostensituation gesorgt. Zum einen wurden meine Übersetzungen in der Bewerbungszeit kostenlos beglaubigt, zum anderen gibt es eine Förderung von 10% der Gebühren des ersten Semesters beziehungsweise Trimesters. Abgesehen von diesem Bericht musste ich hierfür nur die Bewerbung über das Institut Ranke-Heinemann laufen lassen. Da letzteres eher eine Erleichterung ist, sollte man dieses Angebot unbedingt wahrnehmen. Abgesehen von dieser Förderung muss ich die ca. 50.000 AUD Studiengebühren aus eigener Tasche bezahlen. Hinzu kommen Kosten fürs tägliche Leben. Mein Appartment kostet 300 AUD pro Woche und ist damit verhältnismäßig günstig. Wer ein Appartment sucht, sollte berücksichtigen, dass hier nur Schlafzimmer gezählt werden. Ein ‚one bedroom‘ Appartment entspricht einer deutschen zwei-Zimmer-Wohnung. WG-Zimmer gibt es ab 150-180 AUD/Woche. Nach oben sind den Mietpreisen fast keine Grenzen gesetzt. In der Miete ist in der Regel kaltes Wasser enthalten, bei Zimmern teilweise auch mehr. Strom und Gas kann man für einen zwei Personen Haushalt mit ca. 100 AUD pro Monat ansetzen. Internet kostet, wenn es Netflix geeignet sein soll, ca. 80 AUD im Monat. Fürs Handy empfehle ich Aldimobile. Da hat man für 15-25 AUD im Monat ein gutes Angebot. Aldi sorgt zudem auch dafür, dass die Lebensmittelkosten in einem vergleichbaren Rahmen gehalten werden können, wie in Deutschland. Ausgenommen davon sind allerdings alkoholische Getränke, abgesehen von Wein.

Um das alles bezahlen zu können, braucht man natürlich Geld. Das Überweisen von einem deutschen auf ein australisches Konto ist mit Gebühren und schlechten Wechselkursen verbunden. So ganz kann man das wohl nicht vermeiden, aber man sollte sich dennoch gut überlegen, ob z.B. eine Kreditkarte der DKB nicht die bessere Lösung für die alltäglichen Ausgaben ist. Wer vor der Reise nach Australien bereits ein australisches Konto haben möchte, kann dies bei Westpac oder über Ranke Heinemann bei ANZ einrichten. Es gibt auch online Anbieter, die den Geldtransfer zu besseren Bedingungen versprechen. Diese habe ich allerdings nicht verwendet und kann daher auch nicht viel dazu sagen. Wichtig ist, dass man mindestens eine Kreditkarte dabei hat. Bargeld ist hier noch unüblicher als in Deutschland

Ich stehe inzwischen kurz vor den Finals und bin mit meiner Entscheidung, hierher zu kommen, sehr zufrieden. Ich kann Stadt und Uni wirklich allen sehr ans Herz legen! Der Sommer mit extremen Temperaturen steht allerdings noch aus. Ein Großteil meiner Kontakte besteht aus Austauschstudenten, die bald wieder das Land verlassen. Das wird sicherlich ein wenig merkwürdig. Allerdings war es ja immer erklärtes Ziel, die Komfortzone zu verlassen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch die weitere Zeit hier eine tolle Erfahrung wird.

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