Die Zeit am anderen Ende der Welt nutzen!
Studium Melbourne

Benjamin Greiner | Studiert an der Universität Hohenheim

Was
Masterstudium Financial Management

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2017

Vom Leben und Studieren in Melbourne

Auslandssemester Melbourne

Sieben Filme, drei Serienstaffeln von vier Serien und gefühlte zwanzig Flugzeugmahlzeiten nach Abflug war es endlich soweit. Gleich am Flughafen offenbarte sich zumindest in meinem Fall die australische Freundlichkeit. Man erhält gleich den Eindruck, dass die Menschen hier um einiges offener und kommunikativer sind, als man es von Zuhause gewohnt ist.

Wohnungssuche und wohnen:

Ich habe bereits von zuhause aus versucht, einen Überblick über die verschiedenen Viertel in Melbourne zu bekommen. Habe mich aber dann dafür entschieden die eigentliche Wohnungssuche vor Ort zu beginnen – wer will denn schließlich die Katze im Sack kaufen? Aus diesem Grund habe ich mir für die ersten Tage schon relativ lange vor Reiseantritt eine Wohnung bei airbnb gemietet. So kann man recht entspannt ankommen, die Stadt erst einmal kennenlernen und sich mit den verschiedenen Vierteln Melbournes vertraut machen. Ich entschied mich letzten Endes für Fitzroy. Unserem Reiseführer nach das Viertel „where the cool kids hang around“. Es zeigte sich, dass das nicht zu viel versprochen war - sehr hippes Pflaster! (manchmal v.a. optisch etwas zu viel des Guten) Hier ist immer etwas los und es gibt haufenweise Bars und kleine Restaurants.

Allgemein sollte man sich bei der Wohnungssuche nicht gleich entmutigen lassen. Teilweise werden einem unglaublich teure Schlafplätze hinter Vorhängen in Wohnzimmern angeboten. Wenn man sich dessen aber bewusst ist und etwas Geduld mitbringt, kann man auch innerhalb kurzer Zeit ein schönes Plätzchen finden. So kam ich letztlich in einem kleinen Haus mit 12 anderen Leuten aller Herren Länder unter. Dies kann natürlich teilweise etwas anstrengend sein, denke aber für ein Auslandssemester genau das richtige!

Da sich unter den australischen „Landlords“ auf einem so umkämpften Wohnungsmarkt wie dem in Melbourne auch teilweise schwarze Schafe tummeln, lohnt es sich seine Rechte als Mieter zu kennen. Bei Problemen bietet die „tenants-union“ kostenlose Hilfe.

Fortbewegung

Die Uni (RMIT) konnte in meinem Fall fußläufig erreicht werden, wobei man dazu sagen muss, dass es mitunter etwas frustrierend sein kann, wenn die Tram an einem vorbeifährt und man weiß, dass diese den gleichen Weg hat wie man selbst. Bei der Tram ist es jedoch so, dass es zwar in der Innenstadt eine kostenlose „free tram zone“ gibt, außerhalb dieser ist es jedoch nicht sonderlich billig Tram zu fahren. Das RMIT liegt zwar innerhalb dieser Zone, jedoch am oberen Ende.

Nichtsdestotrotz lohnt es sich teilweise kurz über die Tram nachzudenken, da es auch Preisobergrenzen (innerhalb zwei Stunden und innerhalb eines Tages) gibt, sodass man sich nach einem bestimmten Limit quasi umsonst bewegt und dies dann auch nutzen sollte.

Die Bezahlung erfolgt quasi auf Vertrauensbasis über eine Prepaid-Karte („myki“) in Größe einer Kreditkarte, welche beim Ein- und Aussteigen an kleine Sensoren gehalten werden muss. Hier sollte erwähnt werden, dass diese Vertrauensbasis häufig durch Kontrollen gefestigt wird.

Neben der Tram gibt es auch Busse, welche ich jedoch kaum nutze. Zudem gibt es für weitere Entfernungen Züge. Hierbei kann aber nur ein Teil der Züge mit der „myki“-Karte genutzt werden. Wenn/falls man es weiß, ist dies leicht an der unterschiedlichen Farbgebung zu erkennen. Da ich dies bei meiner ersten Fahrt nicht wusste, wurde ich von einem australischen Schaffner in gewohnt freundlicher australischer Manier darauf hingewiesen und bin zum Glück einer Strafe entgangen.

Eine weitere Alternative, die ich bisher von Zuhause lediglich namentlich kannte ist Uber. In Australien ein um einiges weiter verbreitet Fortbewegungsmittel (App-basierte Taxialternative) und oftmals eine bequeme und sogar kostengünstigere Lösung als öffentliche Verkehrsmittel und Taxis. Lohnenswert beispielsweise für den Transfer vom Flughafen in die Stadt und umgekehrt sobald man zu zweit ist, da hier die einzige wirkliche Alternative der „SkyBus“ ist.

Unileben

Mein Unileben begann wie das der meisten Austauschstudenten mit der Orientation Week. Am ersten Tag gibt es quasi unendlich viele neue Informationen, die es erstmal zu verdauen gilt. Diese sind mehr oder weniger nützlich, was stark darauf ankommt wie sehr man sich schon im Vorfeld auf seinen Aufenthalt vorbereitet hat. Unabhängig davon sind die Einfügungsveranstaltungen sehr zu empfehlen, schon alleine um andere Studenten kennenzulernen. Zudem gab es eine Menge an Give-Aways und auch ein kleines Booklet mit nützlichen Tipps zur Stadt und typischen Anfangsproblemen wie Wohnungssuche etc. Es stellen sich die Clubs (Sport, Kultur, etc.) der Uni vor und es gibt zahlreiche Gelegenheit die Uni und andere Studenten kennenzulernen. Auch Abendaktivitäten kommen dabei nicht zu kurz!

Die Uni an sich hat viele, teilweise sehr abgefahrene moderne Gebäude mitten in der Innenstadt. Diese in den ersten Tagen zu entdecken war eine sehr schöne Erfahrung. Leider gab es zur Zeit unseres Aufenthalts eine riesige Baustelle an der Uni, da quasi ein kompletter Straßenzug an Unigebäuden neu gebaut bzw. umgebaut wurde. Für uns etwas ärgerlich, aber künftige Studenten an der RMIT werden auf jeden Fall ihren Spaß an sehr coolen neuen Einrichtungen und Gebäudeteilen haben.

Im Studentenalltag angekommen kann es mitunter sein, dass man sich plötzlich unter einer dem normalen Mitteleuropäer eher ungewohnten Anzahl an asiatischen Studenten befindet. Dies scheint aber (den Erfahrungen von Kommilitonen an anderen Universitäten in anderen Städten nach) in Australien eher die Regel als die Ausnahme zu sein.

Die Vorlesungen wurden in meinem Fall eher in kleineren Gruppen (Schulklasse) gehalten und waren deutlich interaktiver als ich es von meiner deutschen Heimatuni kannte. In einer Vorlesung hatten wir sogar eine Trading-Simulation in einem eigens dafür ausgelegten Handelsraum, welcher mit Reuters live-Daten versorgt wird. Dies wäre in solch einem Umfang an deutschen staatlichen Unis aufgrund der Lizenzgebühren undenkbar. Einer der Faktoren, an welchen man beispielsweise erkannte, dass die Uni aus einem deutlich größeren Pott an Studiengebühren schöpfen kann. Diese Studiengebühren sind in Australien übrigens relativ hoch und variieren von Uni zu Uni sehr! Glücklicherweise bietet das Institut Ranke-Heinemann an dieser Stelle eine Finanzspritze in Form der Studienbeihilfe an. Durch diese wird ein Teil der Studiengebühren nachträglich erstattet. Vielen Dank an dieser Stelle!

Auch ansonsten unterschied sich das Studieren an sich sehr von dem was ich an meiner Heimatuni kannte. Der Aufwand zieht sich aufgrund diverser Zwischentests und abzugebenden Hausarbeiten viel konstanter durch das Semester, ist dafür aber am Ende nicht ganz so hoch. Aus diesem Grunde sollte man sich auch genau überlegen, wie viele Fächer man belegen möchte. Allerdings ist die mögliche Wahl der Fächeranzahl begrenzt: drei Fächer müssen belegt werden, um als Vollzeitstudent „durchzugehen“, vier Fächer sind das Maximum! Weitere universitäre Neuheiten waren beispielsweise ein „Take Home Exam“, welches man tatsächlich zur Bearbeitung über’s Wochenende mit nach Hause nimmt oder seine Klausur in einer riesigen Halle mit über 3000 anderen Studenten zusammen zu schreiben.

Reisen/Freizeit

Das beste natürlich zum Schluss. Reisen und Freizeit:

Melbourne

Um etwas zu erleben, muss man nicht mal aus Melbourne raus. Die Stadt hat sehr viel zu bieten. Es gibt unzählige Festivals, Events und Ähnliches. Wer auf kulturelles aus ist, der kommt in Melbourne auf jeden Fall auf seine Kosten (leider durchaus auch wörtlich zu nehmen)!

Um nur ein paar zu nennen:

  • Moomba Festival: Buntes Festival mit Parade. Ein ganzes Wochenende lang unter anderem Skate Contests, Wasserski und eine Art Rummel entlang des Yarra Rivers.

  • White Night: Eine Nacht lang gibt es in der ganzen Stadt Video-, Licht- und Lasershows. Faszinierendster Part dabei war die Videoshow, welche maßgeschneidert auf das Exhibition Building in den Carlton Gardens (immerhin Weltkulturerbe) projiziert wurde.

  • Diverse Comedy-, Film- und Food-Festivals

  • Formel 1 und Australian Open

  • Australian Football („Footy“): Verrückter Sport, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Am besten im MCG, dem Melbourne Cricket Ground, was immerhin das zehntgrößte Stadion der Welt ist. Am Wochenende ist hier oftmals gut was los, da gefühlt die Hälfte der Teams der Liga aus Melbourne und den Vororten stammen. Neben dem MCG gibt es auch noch ein zweites Stadion mitten in der Innenstadt, das Etihad Stadium.

Auch ansonsten hat Melbourne eine riesen Bar- und Restaurantszene. Besonders in unserem Viertel in Fitzroy gab es eine fast unendliche Anzahl kleiner hipper Cafes und Bars. In den Bars findet man sehr oft Livemusik und es gibt oft Specials, die sich über alle Wochentage verteilen. Besonders cool fand ich dabei die Trivia Nights, die in vielen Bars meist dienstags und mittwochs angeboten werden. Dahinter verbirgt sich eine Art Pub Quiz, das man in Deutschland höchstens aus Irish Pubs kennt. Unglaublich witzig und abwechslungsreich, da sich die Bars teilweise sehr spaßige Minigames haben einfallen lassen. Auch entlang des Flusses gibt es unzählige Bars und Restaurants und besonders bei gutem Wetter oder wenn es dunkel wird versprühen diese ein besonderes Flair.

Wer noch nicht all sein Geld in Essen, Trinken und sonstige Aktivitäten angelegt hat, kommt auch beim Shoppen vollkommen auf seine Kosten. In Melbourne gibt es mehrere riesen Einkaufscenter, in denen man so ziemlich alles findet. Zudem noch zwei riesige Outletcenter mit allen bekannten Marken. Besonders in Fitzroy gibt es zudem viele kleine sehr stylische Läden, aber auch viele Second Hand-Läden, die es aber manchmal in Preis und „Hippsterness“ doch etwas zu gut meinen.

Außerhalb von Melbourne

Natürlich lohnt es sich trotz aller Möglichkeiten, die man innerhalb von Melbourne hat auch mal rauszukommen. Kein Geheimtipp hierbei ist wohl die Great Ocean Road. Nichts destotrotz ein wahres Muss, da sie einfach wunderschöne Ausblicke bietet!

Ein gute Möglichkeit für so einen Trip sind immer sogenannte „Relocations“. Diese werden von den Auto-/Campervermietern angeboten um deren „Gerätschaften“ zu ihrer Ausgangsbasis zurückzubringen. Deshalb werden hier oftmals lediglich Preise von einem oder fünf Dollar pro Tag aufgerufen. Mit Glück bekommt man sogar ein Angebot, bei dem noch das komplette Benzin bezahlt wird. Einziger Wermutstropfen: meist enthalten die Angebote nur eine gewisse Anzahl von Tagen, die man von Abholung bis Abgabe hat, sodass keine Zeit bleibt in jedem zweiten Ort Halt zu machen und dort zu übernachten. Aber genau deshalb bietet es sich bei einem Trip wie der Great Ocean Road an, bei dem ja eher der Weg das Ziel ist. Also – Augen offenhalten!

Wunderschön und gleichzeitig vermutlich auch ein Klassiker ist Tasmanien. Hier kommt man eigentlich nicht drum herum, irgendeine Art von Gefährt anzumieten, um die Insel zu erkunden.

Wer keine längeren Autofahrten scheut der kann auch eine Fahrt nach Sydney in Erwägung ziehen. Falls man sich Sydney für ein paar Tage anschauen möchte, würde ich jedoch unbedingt empfehlen dies zu tun, wenn nicht alle anderen dies auch tun können. Ich war in den Osterferien dort. Aufgrund der Nachfrage bezahlt man für ein einfaches Hostelzimmer ein (studentisches) Vermögen.

Zu berücksichtigen ist bei allen Trips mit Wohnmobilen/Auto mit Zelt jedoch, dass man nicht überall campen darf. Um dies vorab einschätzen zu können, bietet es sich an, eine der kostenlosen Apps einer der Campervermietungen zu konsultieren. Diese bieten oftmals Karten an, welche kostenlose Campinggelegenheiten ausweisen.

Das Ende des Semesters muss selbstverständlich nicht bedeuten, dass auch der Australienaufenthalt vorbei sein muss. Wenn man schon einmal an das andere Ende der Welt gereist ist, dann sollte man dies auch nutzen und nach dem Semester noch ein wenig das Land bereisen.

Mehr Eindrücke?

Lesen Sie auch unsere anderen Erfahrungsberichte.

Kontakt aufnehmen Kontakt aufnehmen