Einwanderung ist Tradition Teil 2 - Eine französische Kolonie in Neuseeland?

Parlez-vous français? Beinahe wäre die Südinsel Neuseelands eine französische Kolonie geworden. Der zweite Teil unserer Magazinserie beleuchtet die Historie der Einwanderung in Neuseeland genauer.

Mount Cook auf der Südinsel Neuseelands

Mount Cook auf der Südinsel Neuseelands - Beinahe wäre die Insel französisches Herrschaftsgebiet geworden

Stellen Sie sich vor, die Südinsel Neuseelands wäre französischsprachig und ein von der Nordinsel unabhängiger Staat. Schwer vorstellbar? Um ein Haar wäre genau das auf Neuseeland passiert. Denn die Franzosen hatten ein großes Interesse daran, die Südinsel zu ihrer Kolonie zu erklären. Doch die Briten waren schneller und übernahmen, wie schon zuvor auf der Nordinsel, auch auf der Südinsel das Kommando. Doch der Reihe nach: Lange vor der Ankunft der ersten Europäer besiedelten die Maori Neuseeland. Es ist unklar, wann genau sie herkamen, doch man nimmt an, dass sie im 13. Jahrhundert mit Kanus aus Ostpolynesien anreisten. Anfangs ließen sie sich in den Küstenregionen Neuseelands nieder, doch mit den Jahren wurde auch das Landesinnere besiedelt. Geflohene Sträflinge aus der Kolonie bei Sydney, Wal- und Robbenfänger – die ersten Europäer kamen gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Neuseeland. Es gibt Geschichten von ersten europäischen Einwanderern, die mit den Maori lebten, so zum Beispiel der sechzehnjährige Robbenfänger James Caddell. Er heiratete die Tochter eines Häuptlings, ließ sich sein Gesicht tätowieren und wurde selbst Stammeshäuptling. Nachdem er 13 Jahre später Europäern begegnete, hatte er die eigene Sprache so sehr vergessen, dass er kaum als Dolmetscher fungieren konnte.

Konflikte und Gesetzeslosigkeit charakterisierten die Anfangsjahre der britischen Kolonie in Neuseeland. Sorgen bereitete es den Briten außerdem, dass die Franzosen Interesse an der Südinsel zeigten. Mit dem Vertrag von Waitangi sollten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Er wurde von Vertretern der englischen Krone und der Maoristämme unterschrieben und gab den Briten die offizielle Kontrolle über die Nord- und die Südinsel – während die Franzosen zu Hause die letzten Vorbereitungen für die geplante Kolonisierung trafen. Der Vertrag von Waitangi war allerdings die Ursache von Konflikten mit den Maori, die bis in die heutige Zeit hinein andauern sollten. Die englische und die Maori-Fassung weichen in wesentlichen Details voneinander ab und die indigene Bevölkerung verlor ihre Ländereien an die Siedler, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn bald schon sollten sie den Europäern zahlenmäßig unterlegen sein, die nun zu tausenden nach Neuseeland kamen. 1851 waren es noch 27.000, 1951 fast 100.000 und noch mal zehn Jahre später etwa 250.000. Dies hatte unter anderem damit zu tun, dass 1852 in Neuseeland Gold entdeckt wurde, was ähnlich wie in Australien einen Einwanderungsschub auslöste.

Wie im Nachbarland zog der Goldrausch auch in Neuseeland nicht-britische Einwanderer an, darunter viele Chinesen. Und genau wie in Australien waren sie auch in Neuseeland Opfer von Diskriminierung und Rassismus. Als sich die wirtschaftliche Situation Neuseelands gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlechterte, wurde die Einwanderung chinesischer Migranten stark eingeschränkt. Ähnlich wie in Australien wurde Einwanderern aus dem angelsächsischen Raum bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der Vorzug gegeben. Dies sollte sich nach dem Zweiten Weltkrieg langsam ändern. In Neuseeland herrschte ein Mangel an Arbeitskräften und die Regierung warb aktiv um Einwanderer - nicht nur in Großbritannien sondern auch in Ländern, deren Einwohner, so glaubte man, leicht assimiliert werden könnten. Neben Dänen, Griechen, Östereichern und Deutschen wurden vor allem Niederländer angeworben. Anfang der Siebziger Jahre waren sie die größte nicht-britische Migrantengruppe, und ihr wirtschaftlicher Einfluss ging so weit, dass Neuseeland heute Tulpen in die Niederlande exportiert. Zwischen den fünfziger und siebziger Jahren kamen auch immer mehr Menschen aus den pazifischen Inselstaaten nach Neuseeland. Sie prägten die neuseeländische Kultur, Sport, Mode, Kunst etc. nachhaltig. Die meisten zog es nach Auckland, wo sie heute fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen. Anfang der Achtziger Jahre wurden schließlich die Einwanderungsgesetze reformiert. Heute zählt nicht mehr die Herkunft der Immigranten, sondern Charakteristika wie berufliche Fähigkeiten, Familienangehörige in Neuseeland etc. Dies hat Migranten aus allen Winkeln der Erde angezogen, besonders viele aus asiatischen Ländern. Ohne diese Einwanderer wäre Neuseeland wohl nicht das, was es heute ist: eine multikulturelle Gesellschaft in Down Under.

Quellen:

http://www.teara.govt.nz

http://www.nzhistory.net.nz

http://history-nz.org

http://www.cultureandrecreation.gov.au

http://www.migrationheritage.nsw.gov.au

http://www.abs.gov.au

http://www.australianhistory.org

http://www.immi.gov.au

http://www.cultureandrecreation.gov.au

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