Die Tiere von Down Under: Der Schnabeligel

Laut Aborigine-Erzählungen erhielt der Schnabeligel seine Stacheln als Strafe, weil er den anderen Tieren in der Trockenzeit ein Wasserloch verheimlicht hat. In unserem Magazin werfen wir diese Woche den Blick auf das kleine Tier, welches entgegen aller Annahmen mit den bei uns heimischen Igeln nichts zu tun haben.

Magazinbeitrag australischer Schnabeligel

Der Schnabeligel in freier Natur

Der Schnabeligel – auch Ameisenigel genannt – gehört wie das Schnabeltier zur Familie der eierlegenden Säugetiere und damit verbunden zur Ordnung der Kloakentiere. Man unterscheidet zwischen dem Kurzschnabeligel, den man in weiten Teilen Australiens antrifft, und dem Langschnabeligel, der auf Neuguinea heimisch ist. In der freien Natur können die Tiere über 20 Jahre alt werden und das älteste überhaupt bekannte Tier wurde in menschlicher Obhut über 50 Jahre alt.

Mit ihrem gedrungenen Körper und den Stacheln auf dem Rücken ähneln die Schnabeligel den Igeln, sind mit diesen jedoch nicht näher verwandt. Die Stacheln sind hohl, bis zu sechs Zentimeter lang und meist gelblich gefärbt. Es ist möglich, dass die Stachelspitzen schwarz gefärbt sein können. Das Fell hingegen ist bräunlich oder schwarz gefärbt und manchmal so lang, dass die Stacheln komplett darunter verschwinden. Die Länge der Haare hängt mit dem jeweiligen Klima im Lebensraum der Tiere zusammen. Dabei gilt: Je kälter die Region, desto länger und dichter das Fell.

Die in Australien heimischen Kurzschnabeligel werden zwischen 35 und 53 Zentimeter lang und erreichen ein Gewicht von 2,5 bis 7 Kilogramm. Männchen sind in der Regel größer und schwerer als die Weibchen. Mit 31° bis 33° Celsius liegt die Körpertemperatur der Schnabeligel deutlich unter der Körpertemperatur der meisten anderen Säugetiere. Die Tiere haben einen kleinen Kopf auf einem sehr kurzen Nacken und eine lange, röhrenförmige Schnauze. Die Mundöffnung ist gerade mal so groß, dass die bis zu 18 Zentimeter lange Zunge herausgestreckt werden kann. Schnabeligel besitzen keine Zähne, sondern über Hornplatten am hinteren Teil der Zunge und am Gaumen, mit denen die Nahrung zerkleinert wird. Knapp über dem Mund, an der Spitze der Schnauze, liegen die Nasenlöcher. Der Geruchssinn ist besonders gut entwickelt.

Schnabeligel sind Fleischfresser. Große Beutetiere können sie jedoch aufgrund ihrer kleinen Mundöffnung gar nicht fressen. In erster Linie ernähren sie sich von Ameisen, Termiten und Regenwürmern. Beim Beutefang ist ihr spezielles Wahrnehmungssystem in der Schnauze von Vorteil: Feinfühlige Elektrorezeptoren in der Schnauze reagieren auf Muskelbewegungen ihrer Beutetiere und dienen dazu, die Beute zu lokalisieren und zu fangen. Mit ihrer langen, klebrigen Zunge befördern die Schnabeligel ihre Beute in den Mund, wo sie dann zerkaut wird.

Als dämmerungsaktives Tier geht der Schnabeligel vorwiegend am frühen Morgen oder am frühen Abend auf Nahrungssuche. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzelgängerisch, kennen dabei aber kein revierverhalten. Sie bewohnen Gebiete, die zwischen 25 und 200 Hektar groß sind und sich oft überlappen. Dieses Einzelgängertum ändert sich während der Paarungszeit im Juli und August, in der die männlichen Schnabeligel in langen Schlangen jeweils einem Weibchen hinterherlaufen. Diese Verfolgung kann sich über Tage und Wochen hinziehen und ist für die Männchen, die dabei bis zu 25% ihres Körpergewichts verlieren können, sehr anstrengend.

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