Atemberaubende Landschaften sowie Leute aller Ecken dieser Welt
Student Down Under Erfahrungsbericht

Lars Leonhardt | Student der TU Dresden

Was
Lebensmitteltechnik

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2017

Eine sehr abwechslungsreiche Zeit

Auslandssemester Neuseeland

Kennt ihr das Gefühl, ihr reist schon seit mehreren Monaten quer durch ein bezauberndes Land und könnt euch nicht genug satt sehen von all den ganzen Ecken und Winkeln, doch irgendetwas fehlt, eine Aufgabe, sich nützlich fühlen? Genau so war es bei mir und meinem Jahr in Neuseeland. Begonnen hatte ich meine Reise im August 2016. Es war nicht mehr viel von meinem Studium in Deutschland übrig und bevor ich mit meinem Abschluss ins Arbeitsleben durchstarte, wollte ich noch das umsetzen, was mir viele Freunde ans Herz gelegt haben, ein Semester Abroad in einem Land am anderen Ende der Welt. Neuseeland war dabei ein ganz besonderer Anreiz, der mir von einigen schmackhaft gemacht wurde. Doch wie finanzieren? Außerhalb des Erasmus-Programms und ohne kooperierende Universität war es ein Vortrag des Institut Ranke-Heinemanns, welcher mir die Antwort auf all meine Hoffnungen vor die Füße legte. Vermittelt an die Auckland University of Technology (AUT) und mit Auslands-BAföG und der Studienbeihilfe des IRHs als finanzielle Stütze machte ich mich also auf den Weg nach Neuseeland.

Nach 16000 km im eigenen Campervan und zahlreichen Wanderungen kam ich Ende Februar nach drei Wochen Urlaub zusammen mit meinen Eltern in Auckland an. Die Orientierungswoche zum Kennenlernen der Uni und weiterer Austausch-/ Study Abroad Studenten hatte ich zwar leider verpasst, doch dank Kenneth, dem Programmmanager für internationale Studenten, bekam ich eine Einführungsrunde für Spätankommer. Obwohl ich mich gegen das Studentenwohnheim entschied und mich etwas weiter entfernt vom Zentrum im JJ House Backpackers einquartierte, kam ich schnell in Kontakt mit weiteren internationalen Studenten. Über eine Facebook-Gruppe wurden wir zu Beginn des Semesters zu einer Menge Veranstaltungen eingeladen, wie zum Beispiel der Welcome Party mit free BBQ und live Musik.

Auch Posts von Unternehmungen für die noch Mitstreiter gesucht wurden füllten die Gruppe Tag für Tag. Da ich zu Beginn des Semesters auch noch mein Auto hatte, waren wir eine der vielen Gruppen, die sich an einem der ersten Wochenenden zum Togariro Nationalpark und dem Alpine Crossing aufmachten. Als einer der beliebtesten Wanderwege Neuseelands ist das Crossing an sonnigen Wochenenden zwar recht überlaufen, zählt jedoch meiner Meinung nach zu den ‚must-does’ in Neuseeland. Warum? – hier ist ein kleiner Appetitanreger. 

Die AUT besitzt insgesamt drei Campi, auf welchen sich die unterschiedlichen Fakultäten verteilen. Ich hatte mir drei Kurse verschiedener Fakultäten herausgesucht, welche mich in Ergänzung zu meinem Studium in Deutschland am meisten interessierten. ‚Food and the Senses‘ am City-Campus, ‚Nutrition, Activity and Health‘ am Südcampus und ‚Health and Environment‘ am Nordkampus hielten mich unter der Woche von Montag bis Mittwoch ganz schön auf Trapp (bzw. im Shuttle-Bus  :)). Doch so erhält man ein um zwei Tage verlängertes Wochenende, dass an sonnigen Tagen perfekt genutzt werden kann. Um daraus einen super Wochenendausflug hinaus aus der Stadt in Landschaft zu machen benötigt es noch folgendes: Einen Mietwagen für drei Tage, so viele Mitstreiter bis der Wagen aus allen Nähten platzt und Spotify Premium, denn wer mag schon Werbung?! Alles zusammen ergibt das z.B. einen Trip zum Mt. Taranaki und dessen Gipfelbesteigung und Surfen an einem der besten Spots Neuseelands in Raglan für nicht mal 80 Euro.

Generell befindet sich die AUT in einem top modernen Zustand. Mit dem neu erbauten WG-Gebäude für Studenten am City-Campus bietet sie einem alles was man für seine Zeit an der Uni so braucht. Günstige Druck-Stationen, Arbeitsplätze für Team-Projekte, eine Bibliothek, free WiFi und das Student-Hub, wo jeder Student auf der Suche nach Hilfe vorbeischauen kann. Das Online-Portal Blackboard vereinigt Kursmaterialien, Notengebung und Ankündigungen und über einen online-Stundenplan ist man immer auf dem neusten Stand und bleibt up-to-date.  Wer sportlich die Herausforderung in bereits bekannten oder auch neuen Sportarten sucht, ist während des Auslandssemesters an der AUT gut aufgeboben. Jeder Campus besitzt ein eigenes Fitnessstudio und für unter 40 Euro das Semester kann man einem Netball-, Touch- oder Futsal-Team beitreten (um nur ein paar der für die meisten vielleicht unbekannten Sportarten zu nennen). Nebenbei hält einen obendrein das International-Exchange-Team über Spiele in der Rugby League der All Blacks auf dem Laufenden.

Auch ohne direkt in einem Maori-Kurs der Te Ara Poutama Fakultät eingetragen zu sein, wird hier in Neuseeland viel Wert auf den Erhalt und die Förderung der Maori-Kultur gelegt. In Health and Environment wurde mir die Kultur der Maori und deren Werte, wie die Rolle der Familie – Whanau und Mana – der spirituellen Energie und deren Balance nähergebracht. Auch wenn es einem nicht sofort in den Kopf schießt, wenn man an die Gesundheit der neuseeländischen Bevölkerung denkt, sind es diese Aspekte und auch der historische Hintergrund des Landes mit der Kolonialisierung und der ‚Treaty of Waitangi‘, dem Abkommen zwischen der britischen Krone und den Maori-Häuptlingen, die entscheidend zu der aktuellen Situation beitragen.

Für Studenten, die am Wochenende (oder auch schon in der Woche :)) ihre von Büchern gestressten Augen entspannen und ins Nachtleben eintauchen wollen, hat Auckland einiges zu bieten. In nahezu direkter Nachbarschaft zur Uni befinden sich eine Menge Bars und Clubs an der Queen Street, K‘ Road und am Hafen. Persönliche Präferenzen sind Bar 101, welche zwar meistens Eintritt kostet, das jedoch mit günstigen Getränken und guter Musik bei weitem wettmacht und Family Bar für einen ausgelassenen Abend in der Schwulenszene Aucklands.

Doch Achtung! Von den Preisen eines Bieres in Deutschland sollte man sich in Neuseeland gleich schon mal verabschieden. Ein Glas erheben kostet im Schnitt 10 $ (ca. 6 €) und auch generell sind die Lebensmittelpreise ungefähr doppelt so hoch wie von zu Hause gewohnt. Also je nachdem wie oft man sich abends auf 1 bis x Biere einlässt, wie viel man wöchentlich für seine Unterkunft bezahlt und wieviel Ausflüge am Wochenende und Co. benötigen, würde ich grob aufsummiert sagen, man sollte schon 350$ die Woche (Unterkunft: 150-250$ / Lebensmittel: 80$) einplanen, was letztendlich um die 1500 $ (= 880€) im Monat macht. Eine Stadt in der bereits ¼ der gesamten Bevölkerung Neuseelands lebt und wo es immer mehr Menschen hintreibt ist nicht günstig.

Doch es gibt Abhilfe für all diejenigen, die sich während ihrer Zeit hier noch etwas dazu verdienen möchten. So war es auch bei mir der Fall, da ich mir bereits für den Anschluss Flüge nach Bali, Kambodscha und Myanmar gebucht hatte und dort nicht komplett pleite ankommen wollte. Eine Großstadt wie diese hat einiges an Jobs auch für Teilzeitarbeiter zu bieten. Neben zahlreichen Restaurants und Bars zum kellnern oder als Barkeeper/in gibt es einige Agenturen, die einen für Tagesjobs auf dem Bau, für Surveys und, und, und vermitteln. Über AWF hatte ich so die Möglichkeit mir etwas dazu zu verdienen und in viele verschiedene Berufsfelder hinein zu schnuppern. Ob ein Bürojob in einer Wäscherei, beim Einbau von deutschen Küchen in Luxus-Apartments helfen oder Lagerarbeit, zweit Tage in der Woche arbeiten deckten meine Miete ab und zauberten mir ein Lächeln für zukünftige Unternehmungen ins Gesicht.

Alles in allem war mein Auslandssemester in Neuseeland eine sehr abwechslungsreiche Zeit in der ich sowohl von der atemberaubenden Landschaft als auch von all den Leuten aller Ecken dieser Welt, die ich während meiner Reise, im Hostel und Unialltag kennengelernt habe, mehr als begeistert bin. Ich kann es jedem empfehlen, auch denen die sich noch nicht sicher sind, den Schritt zu machen und sich außerhalb von Austauschprogrammen wie Erasmus nach Universitäten für ein Auslandssemester umzusehen. Mit dem Institut Ranke-Heinemann für Australien und Neuseeland wird einem ein großer Teil Organisationsaufwand abgenommen und man kann sich umso entspannter den Erlebnissen und Abenteuern auf der anderen Seite der Welt widmen.

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