Die beste Zeit überhaupt

Klaas Fiete Krutein | Student

Wo
The University of Auckland

Zeitraum
2015

Was
Manufacturing Systems, Operations Management and Supply Chain Strategy, Marketing Management und Introduction to Operations Research

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

31.12.2015

Mein Gastsemester an der University of Auckland

Neuseeland - Erfahrungsbericht Krutein

Der Sommer 2015 in Deutschland war in vollen Zügen, das Wetter war warm. Das war der Zeitpunkt an dem es für mich nach Auckland in Neuseeland gehen sollte. Mein Auslandssemester stand bevor und ich war schon sehr gespannt was mich erwarten würde. Meine Wahl fiel auf Auckland da ich von der University of Auckland schon viel Gutes gehört hatte, die angebotenen Kurse sehr gut zu meinem Heimatstudienfach des Wirtschaftsingenieurwesens passten, und es dort außerdem viele Möglichkeiten gibt Wassersport zu betreiben.

Auckland und Neuseeland

Auckland ist mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern bei weitem die größte Stadt Neuseelands und zeichnet sich durch ein recht urbanen Lebensstil aus. Die meisten anderen Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst) verabscheuen Auckland und bezeichnen es als große langweilige Stadt, was ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann. Die Stadt grenzt sowohl an die Tasmanische See als auch an den Pazifischen Ozean und hat an sich sehr viel im Umfeld zu bieten.

Diese geografische Lage beschert Auckland ein sehr mildes aber wechselhaftes Klima, die Winter sind mit etwa 10 Grad Celsius nicht besonders kalt aber es kommt schon vor, dass man einen Mix aus Regen, Sonne, Wind und Flaute an einem einzigen Tag erlebt. Da die Stadt mehr oder weniger auf Vulkanen gebaut ist, kann man von diesen Vulkanen einen schönen Blick über die Stadt gewinnen, bspw. vom Mt. Eden oder Devonport.

Mehrere Parks wie der Albert Park und die Auckland Domain, die das große Stadtmuseum beherbergt, sowie mehrere Strände in Mission Bay und Devonport befinden sich in der Stadt und bieten schöne Zufluchtsorte für Entspannung. Darüber hinaus bieten die Inseln des Hauraki Gulf sehr schöne Möglichkeiten für Tagesausflüge wie Waiheke Island und Rangitoto Island (eine weitere Vulkaninsel die das Stadtbild dominiert).

Im Westen der Stadt gelangt man in eine relativ unbewohnte Gegend mit den traumhaft schönen schwarzen Stränden von Karekare und Piha und den ausgedehnten Regenwäldern der Waitakere Ranges.

Sobald man die Stadt ein paar Kilometer nach Norden verlässt kommt man zu den weißen Sandstränden von Orewa und dem Shakespeare Park und im Süden sind es nur etwa 100 km bis zur Coromandel Peninsula und 200 km bis nach Rotorua, in das geothermale Zentrum Neuseelands. Auch Lake Taupo und der Tongariro National Park mit seinen eindrucksvollen Vulkanen sind nur etwa 3 Stunden Autofahrt entfernt.

Im Norden wird das Klima eher subtropisch und die Bay of Islands und das Cape Reinga mit dem Ninety Mile Beach sind sehr schöne Ziele für Wochenendtrips.

Da es in der Mitte des Semesters eine zweiwöchige Vorlesungspause gibt, lohnt es sich einen der günstigen Flüge auf die Südinsel zu buchen und die andere Insel zu erkunden, welche sich landschaftlich durch die Südalpen deutlich von der Nordinsel unterscheidet und daher für viel Abwechslung sorgt. Besonders empfehlen kann ich dort Wanaka, Queentown, die gesamte Westküste mit Fiordland im Süden den großen Gletschern in der Mitte und dem Abel Tasman National Park im Norden der Insel.

Aucklands Nachtleben ist dagegen allerdings nicht so intensiv, wie man sich das vielleicht bei einer so großen Stadt vorstellt. Es gibt zwar so einige Clubs und viele Bars in denen man auch gut feiern kann, aber wer Partymeilen wie in Hamburg oder Berlin erwartet, wird diese hier leider nicht finden. Ausgeglichen wird das allerdings durch die vielen Studentenpartys in den Wohnheimen sodass auch hier jeder auf seine Kosten kommt.

Wer nach gutem Essen sucht, findet sehr nette Restaurants vor allem in Ponsonby, Parnell, am Auckland Harbour und im Skytower, Neuseelands höchstem Bauwerk. Alle diese Orte sind einfach und schnell fußläufig von der Innenstadt aus erreichbar.

Zum Leben in Neuseeland gehören natürlich auch Sportevents und der bevorzugte Sport ist ganz klar Rugby. Wenn die Allblacks (das neuseeländische Nationalteam) spielen sind die Straßen leer gefegt da jeder das Spiel anschaut. Ich kann nur empfehlen zu einem Rugbyspiel zu gehen und die Atmosphäre zu genießen. Ich hatte nun gerade das Glück während des World Cups in Neuseeland zu sein, den die Allblacks dann auch noch gewonnen haben. Die Atmosphäre bei der Willkommensfeier der Spieler war schon sehr beeindruckend.

Leben in Neuseeland an sich ist deutlich entspannter und weniger hektisch als man das aus Deutschland kennt, man muss sich allerdings darauf einstellen deutlich mehr Geld auszugeben da insbesondere Lebensmittel nicht günstig sind und für sämtliche Abenteueraktivitäten, für die Neuseeland bekannt ist, teilweise erhebliche Summen verlangt werden. Es lohnt sich aber diesen finanziellen Aufwand zu betreiben da das Erlebnis Neuseeland doch sehr bereichernd und schön ist.

University of Auckland

Die University of Auckland ist die international renommierteste Universität Neuseelands und zeichnet sich durch eine sehr große Auswahl an Fächern aus, die es möglich machen aus vielen unterschiedlichen Kursen zu wählen.

Grundsätzlich kann man im Rahmen des “Certificate of Proficiency” zwar jede Kurskonstellation wählen die man möchte, ich musste mich jedoch auch nach meiner Heimathochschule bezüglich der anzurechnenden Kurse richten. Ich habe mich letztendlich für die vier Kurse “Manufacturing Systems”, “Operations Management and Supply Chain Strategy”, “Marketing Management” und “Introduction to Operations Research” entschieden und bin mit den Inhalten auch im Nachhinein zufrieden gewesen. Anfangs war ich noch für einen anderen Kurs eingeschrieben konnte diesen aber ohne große Probleme wechseln, nachdem ich in der ersten Vorlesung festgestellt habe, dass dieser nicht den Inhalten entsprach die ich mir vorgestellt hatte.

Studieren allgemein in Neuseeland läuft etwas anders ab als in Deutschland. Es gibt zwar auch normale Vorlesungen und Tutorien, allerdings zählt die Klausur am Ende des Semester nur in etwa 50-60% der Gesamtnote. Der Rest wird durch Assignments (eigentlich Hausaufgaben die abgegeben werden müssen) und Tests abgedeckt, sodass man über das Semester verteilt eigentlich immer etwas für die Uni zu tun hat. Der Vorteil davon ist, dass man dadurch automatisch viele Dinge schon wiederholt hat bevor die Klausurenphase beginnt und der Aufwand für das Lernen dann etwas geringer ist als in Deutschland. Wie schon erwähnt ist der Lebensstil in Neuseeland deutlich entspannter als in Deutschland und das spiegelt sich auch im Studium wieder, da hier eigentlich niemand “rausgeprüft” wird sondern das Ziel eigentlich ist, dass Studenten ihr Studium auch abschließen. Sollte man jedoch seinen Kurs tatsächlich nicht bestehen, muss man den gesamten Kurs wiederholen, da man kann keine Klausur einfach nachschreiben kann.

Ansonsten ist es sehr angenehm, dass die Dozenten sehr zugänglich sind und man eigentlich immer um ein persönliches Gespräch bitten kann, sollte man etwas nicht verstanden haben oder anderweitige Probleme haben. Dafür werden auch sogenannte “Office Hours” eingerichtet, in denen die Dozenten in Ihrem Büro erreichbar sind und für Fragen zur Verfügung stehen.

Die University of Auckland ist eine Campusuniversität und ist recht übersichtlich was die Größe des Geländes betrifft. Ich habe ausschließlich Vorlesungen auf dem City Campus in der Innenstadt von Auckland belegt, welcher nahe des Central Business District liegt. Es existieren auch noch weitere kleinere Standorte, die im näheren Umfeld in der Stadt verteilt sind und Fakultäten wie beispielsweise Medizin beherbergen. Die Ausstattung bezüglich IT-Infrastruktur und Räumen zum Lernen ist sehr gut und es gibt diverse Anlaufpunkte an denen man Antworten auf all seine Fragen erhält, wie bspw. das International Office oder der Health Service.

Bezüglich der Wohnsituation in Auckland ist vor allem zu erwähnen, dass Auckland im Vergleich zu Deutschland relativ teuer ist und man sich darauf einstellen muss pro Woche um die NZD$ 300 für Miete zu bezahlen. In den Vororten gibt es manchmal günstigere Wohnungen, allerdings muss man dann pendeln und der Nahverkehr in Auckland besteht fast nur aus Bussen die sehr lange brauchen und relativ teuer sind (es gibt keine Semestertickets), sodass sich die Kosten dann wieder ausgleichen. Ich habe in einem der Studentenwohnheime im Stadtzentrum gewohnt und empfand die kurzen Wege zur Universität als sehr angenehm und da viele internationale Studenten in den Wohnheimen wohnen findet man hier auch schnell Anschluss.

Zum Unileben in Neuseeland gehören auch die zahlreichen Studentenclubs und ich kann nur sehr empfehlen mindestens einem dieser Clubs beizutreten, da man in aller Regel sehr herzlich aufgenommen wird und so auch viel mit lokalen Studenten in Kontakt kommt, was als internationaler Student anderweitig nicht immer so einfach ist da die lokalen Studenten eben doch schon ihren eigenen Freundeskreis haben. Ich bin dem Kitesurfclub beigetreten und habe in Neuseeland mit Hilfe der sehr engagierten Mitglieder Kitesurfen gelernt.

Fazit

Grundsätzlich kann ich sagen, dass mein Auslandssemester in Neuseeland eine sehr bereichernde Erfahrung war und dass ich jedem empfehlen kann den Aufwand für die Bewerbung in Kauf zu nehmen, da Auckland ein wirklich guter Ort zum Studieren ist und auch der Freizeitausgleich nicht zu kurz kommt. Ich persönlich habe durch diesen Aufenthalt Freunde in aller Welt gewonnen und habe hier mitunter die beste Zeit überhaupt gehabt.

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