Der Silberstreif am Horizont

Nathalie Hübscher | Uni Innsbruck

Wo
The University of Sydney

Zeitraum
2016

Was
Wirtschaftswissenschaften

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

30.06.2016

Auslandsjahr an der University of Sydney

Fraser Island

Ich studiere Internationale Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Innsbruck/Österreich. Einer der Gründe (wenn nicht DER Grund) wieso ich das Studium gewählt habe, ist das verpflichtende Auslandsjahr. Nach einem scheinbar unendlichen ersten Studienabschnitt wurde mir endlich im Sommer 2015 die Möglichkeit gegeben mein Leben auf den Kopf zu stellen und ich nahm dankend an! Ich war mir nicht ganz sicher wohin es gehen sollte, schlussendlich kamen Vancouver, Sydney und Christchurch in die engere Auswahl. Nach langen Diskussionen und vielen Pro/Contra –Listen wusste ich, dass es Sydney werden würde. Ich wandte mich an das Ranke Heinemann Institut und bekam unmittelbar alle für das Aufnahmeverfahren wichtigen Information. Der Sprachtest war die erste Hürde. Ich entschied mich den IELTS Test zu machen, da dieser mehr auf das Akademische ausgerichtet ist. Nach erfolgreichem Ablegen und dem Erhalt des IELTS-Zertifikats sowie mit allen Unterlagen die ich von meiner Universität benötigte, hatte ich eine Besprechung beim Ranke-Heinemann Institut in München. Innerhalb von einer Stunde war alles besprochen und meine Bewerbungen an die University of Sydney und die University of New South Wales abgeschickt. Mit weiteren wertvollen Tipps betreffend Krankenversicherung, Bankverbindung und anderem machte ich mich auf den Heimweg.

Schon nach einigen Tagen bekam ich die Zusage für einen Studienplatz von der University of Sydney und wenig später auch jene von der University of New South Wales. Da beide Universitäten ungefähr das gleiche anbieten, entschied ich mich meinem Bauchgefühl nachzugeben und nahm das Angebot der University of Sydney an. Wenige Tage später erhielt ich eine E-Mail mit Informationen betreffend Einreise, Visum und den ersten wichtigen Schritten für das erste Semester. Nach dem Bezahlen der Semestergebühren und der OSHC (obligatorische australische Krankenversicherung für Studenten) erhielt ich die „Confirmation of enrolement“, welche man zur Beantragung des Visums benötigt. Für die Überweisung der Gebühren für das 1. Semester hat die Universität u.a. Western Union vorgeschlagen, was komplikationslos und schnell über die Bühne ging. Da ich ein volles Jahr hier studiere, ist mein Visum 15 Monate gültig.

Den Flug habe ich circa 4 Monate vor Abreise über das Internet gebucht. Ich habe One- Way gewählt, da ich das genaue Datum für meinen Rückflug noch nicht weiß. Günstige Flüge für Studenten bietet z.B. auch STA Travel an.

Noch in Europa habe ich bei der ANZ Bank in Sydney online ein Konto eröffnet. Das funktionierte super und es war somit möglich schon vor Abreise Geld auf das Konto einzuzahlen. Nach Ankunft in Sydney holt man sich bei einer Zweigstelle die vorbereitete Bankkarte ab und erspart sich dadurch Zeit und Aufwand erst vor Ort ein Konto eröffnen zu müssen.

Zu erwähnen ist noch, dass man von der Universität ausführliche Informationen und Support erhält, wann immer man nachfragt. Alle Vorbereitungen waren somit abgeschlossen!

Let the adventure begin

Aufgrund der Vorschriften meiner Universität musste ich auf den Beginn des Schuljahres in Australien (= Ende Februar) warten. Ich arbeitete daher im letzten Sommer durch und reiste dafür schon Mitte Januar nach Australien – vom tiefsten Winter ins hochsommerliche Sydney.

 Für die ersten 2 Wochen buchte ich schon vorab ein Youth Hostel, um hier vor Ort nach einer geeigneten Bleibe zu suchen. Gedrängt vom wunderschönen Wetter stand ich am ersten Tag, nach 30 Stunden Reise und kurzem Abliefern des Gepäcks in der Unterkunft, am Bondi Beach und konnte mein Glück kaum fassen. Nach langem Warten und manchem Zweifel ob die 16‘000 km Entfernung nicht doch zu viel sind, stand ich an einem der bekanntesten Orte Australiens. Zu sagen, dass alleine schon dieser Strand atemberaubend ist, ist eine Untertreibung und manchmal kann ich es immer noch nicht glauben wie schön es hier ist. Oberste Priorität, neben Sydney zu erkunden, hatte für mich die Wohnungssuche. Es gibt verschiedenste Onlineplattformen, die das Suchen ziemlich einfach gestalten. Die Populärste ist wohl „Gumtree“. Hier findet man nicht nur Wohnungen/Zimmer sondern auch alles andere, das man online erwerben kann. Natürlich ist auch Facebook sehr hilfreich. Hier gibt es verschiedene Seiten, wie zum Beispiel „shared flats, rooms, sublet, accomodation Sydney“, auf denen freie Zimmer oder Wohnungen ausgeschrieben werden. Ich habe ziemlich schnell ein passendes WG-Zimmer gefunden und mich danach mit 2 Freundinnen auf eine kleine Ostküsten-Reise begeben, bevor das Semester angefangen hat. Wir flogen nach Brisbane, besichtigten die Stadt und besuchten die nahe gelegene Lone Pine Koala Sanctuary. Weiter ging es auf einen abenteuerlichen 4 Tages Trip nach Fraser Island. Ich muss erwähnen, dass jeder der Australien bereist und dieses wunderschöne Stück Erde nicht mit eigenen Augen sieht, einiges verpasst! Die Rückreise nach Sydney mit Greyhound erfolgte mit einigen Stopps unter anderem in Surfers Paradise und Byron Bay! 

Let the games begin

Ende Februar startete das Semester hier mit der Orientation Week. Wer den Film Pitch Perfect gesehen hat, kann sich das so vorstellen wie im Film nur mit weniger Gesang! Es ist die perfekte Möglichkeit den Campus zu erkunden und sich einen Überblick über die vielen Clubs und Societies zu schaffen. Für die Internationalen Studenten gibt es am Anfang des Semesters eine Begrüßung in der „Great Hall“; das riesige Sandstein Gebäude wird von den Studenten hier auch liebevoll Hogwarts genannt! Der Einführungstag ist ein grosses „get-together“. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wird man in Gruppen aufgeteilt und es gibt nochmals eine Info-Session mit wichtigen Tipps und Tricks nicht nur für das Uni Leben sondern auch das allgemeine Leben in Australien. Eine kurze Randnotiz: Es mag lustig und übertrieben klingen wenn ungefähr 10 Mal darauf hingewiesen wird, unter anderem mit absolut ‚hilarious pictures‘, dass die Sonneneinstrahlung und ihre Auswirkungen in keinem Vergleich zu anderen Orten auf der Welt stehen ABER es ist wahr. Es ist egal wie“ outdoorsi“ man ist und wie schnell oder langsam man braun wird oder wie wenig oft man im Sommerurlaub an anderen Orten sich eincremen muss, im australischen Sommer muss man das alle gefühlten 10 Minuten machen! Während ich diesen Report schreibe (es ist Anfang Juli, laut Wikipedia tiefster Winter in Sydney) sitze ich im Garten bei angenehmen 20 Grad und habe nach 30 Minuten einen leichten Sonnenbrand im Gesicht… Die Sonne sollte hier wirklich nicht unterschätzt werden!

Die fast obligatorische International Party folgt am gleichen Abend und es werden schon dort Kontakte geknüpft und Freunde für das ganze Semester gefunden! 

Mit dem Beginn der Kurse kehrt der Ernst des Lebens ein. Wenn man sich von einer Europäischen Universität gewöhnt ist während des Semesters mit minimalem Aufwand hin und wieder eine Vorlesung oder ein Proseminar zu besuchen, tritt hier doch ein Kulturschock ein. Das System an der Universität in Sydney ist sehr anspruchsvoll und wird auch so kommuniziert. Mit konstanter Mitarbeit, Projekten, Zwischenprüfungen und Essays wird man von Anfang an dazu gezwungen mitzuarbeiten und ständig dran zu bleiben. In den ersten Wochen kann das doch sehr anstrengend und fast ein bisschen überwältigend wirken, doch je schneller man sich daran gewöhnt umso besser. Die Kurse, die ich hier besuchte waren alle sehr spannend und gut strukturiert. Die Tutoren und Professoren sind sehr daran interessiert einen Dialog zu erstellen und nicht einen 3-stündigen Monolog zu halten, bei dem ab der fünften Reihe schon Karten gespielt wird und die Facebook Updates alle 3 Minuten erfolgen… Das Semester verging wie im Flug und endete mit den Finalexams. Der Aufwand ist teilweise riesig, aber wie es so schön heißt, man lernt nicht für eine Prüfung sondern fürs Leben!

Von Seiten der Universität bekommt man sehr viel Unterstützung für sein Studium und vor allem die Union of the University of Sydney stellt einiges für die Studenten auf die Beine. Von Foodfestivals über Politikdiskussion bis hin zu PubCrawls findet man hier alles und es gibt daher auch an der Uni immer irgendetwas Neues zu entdecken. Zu Beginn des Semesters wird man auch angefragt ob man am „Mates Abroad“ Programm teilnehmen möchte, bei dem man einem einheimischen Studenten zugeteilt wird, der ebenfalls einen Auslandsaufenthalt absolviert hat. Dieser oder diese hat somit Insiderwissen, wenn es um mögliche Probleme oder spezielle Hindernisse geht, die manchmal während des Auslandsjahrs auftreten. Ich wurde einer Studentin zugewiesen, die ihr Auslandssemester in Wien absolviert hatte. Über das Semester verteilt zeigte sie uns viele auch abseits der Touristenroute liegende Teile Sydneys und half uns weiter wenn es um Korrekturlesen oder andere wichtige Sachen das Studium betreffend ging.

Adventure time

Rund um Sydney gibt es einige erwähnenswerte Tagestrips! Die Blue Mountains, wenn man mal Sehnsucht nach einer Wanderung hat. Auch wenn es für meine Verhältnisse doch eher Hügel sind, bieten sie eine willkommene Abwechslung. Der Royal National Park, der circa 1.5h von Sydney entfernt liegt, bietet eine einzigartige Kombination aus Bushwalk und chillen am Strand. Die atemberaubenden Klippen bieten einen wunderschönen Ausblick und zeigen die unglaubliche Vielfalt Australiens. 

Ich hatte grosses Glück und konnte einige Grossereignisse in Sydney erleben. Alljährlich im Januar findet das Sydney Festival statt. Während drei Wochen werden verschiedenste Attraktionen in der ganzen Stadt angeboten. Darbietungen aus Musik, Oper, Kabarett, Zirkus und vielen anderen Gebieten finden teils gratis statt. Es bietet sich auf jeden Fall an, abends oder auch tagsüber (wenn man hitzeresistent ist) sich etwas anzusehen. Auch den Australia Day, am 26. Januar, an dem die Australier ihre Unabhängigkeit feiern, habe ich in Sydney erlebt. Wie sich das natürlich gehört mit einer grossen Regatta im Harbour und einem traditionellen BBQ. Generell ist das Leben in Sydney sehr Outdoor orientiert. Mit mehr als 400 Parks und über 100 Stränden ist es verständlich, dass die Sydneysider (so werden hier die Einheimischen genannt) jede freie Minute gerne draussen verbringen! Fast jeder Park und Strand ist mit BBQ-Einrichtungen und Picknickplätzen ausgestattet. Die „Coastal-Walks“ vor allem jener von Bondi nach Coogee bieten nicht nur malerische Ausblicke, sondern auch ein wunderschönes Wochenend-Programm für solche, die nicht nur am Strand liegen möchten.

Ich habe natürlich auch keinen Bogen um den Nationalsport Surfen gemacht. Die Universität bietet hier in Zusammenarbeit mit SurfCamp Australia Wochenendtrips nach Seven Mile Beach an. Während drei Tagen lernt man die Basics des Surfens und es ist um einiges schwerer als man es sich vorstellt! Es lohnt sich aber sicher so etwas zu machen, wenn man daran interessiert ist unter „einfacheren“ Bedingungen und mit professioneller Hilfe zu lernen. Am Ende der drei Tage konnte ich sogar schon eine kleine Welle reiten und werde weiter daran bleiben, sodass ich dann am Ende des Jahres vielleicht sogar in Bondi rauspaddeln kann!

Wenn es dann doch dem Winter zugeht und es „kälter“ wird, sind Attraktionen wie der Taronga Zoo oder Luna Park, ein Vergnügungspark, sehr willkommen. Ein wunderschönes Spektakel bietet auch das Vivid Light Festival. Während 23 Tagen im Juni werden verschiedenste Gebäude und Orte in atemberaubende Lichtinstallationen getaucht. Die eindrücklichsten sind wohl das Opernhaus oder der botanische Garten der einen Lightwalk anbietet.

Wenn ich an das erste Semester zurück denke, hatte ich meine Ups and Downs. Es ist nicht immer leicht so weit von seiner Familie und Freunden weg zu sein und speziell in schwierigen Momenten vermisst man manchmal die gewohnte Umgebung und die persönlichen aufmunternden Worte von Nahestehenden. Trotzdem hat mir das erste Semester viel mehr gebracht als ich erhofft hatte. Die Zeit, die ich bis jetzt in Australien verbracht habe, hat mich weiter im Leben gebracht als alles andere zuvor. Ich habe meine eigenen Grenzen gepusht und neue Sachen erlebt. Alleine das Land an sich bringt so viel Schönes, Unglaubliches und Atemberaubendes mit sich, das man schwer in einen Bericht packen kann. Die Universität hier ist eine Herausforderung und eine Bereicherung. Es ist ein anderes System, ein anderer, für mich persönlich besserer, Fokus wird gesetzt. Man wird angehalten mitzuarbeiten, seine eigenen Ideen einzubringen und somit seine eigenen Denkweisen zu überdenken. Ich will hier nicht das Bild malen, dass man am anderen Ende des Regenbogens einen Topf voller Gold findet, klar auch hier gibt es Sachen bei denen man nur leicht den Kopf schüttelt, aber alles in allem bin ich sehr froh, dass ich mich für dieses Abenteuer entschieden habe! Es wartet glücklicherweise noch ein zweites Semester auf mich. Ich freue mich auf weitere scheinbar unendliche Abenteuer, weiterhin wunderbare und spannende neue Leute kennen zu lernen und das Leben hier zu geniessen. 

Ich hätte nie gedacht, dass ich mein Herz an eine Stadt verliere aber Sydney, I love you! 

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