Zeitraum
2016
Was
Commerce
Studienprogramm
Auslandssemester
Förderung
IRH Förderprogramm
Von Ende Februar bis Ende Juni (Semester 1 2016) habe ich an der Curtin University in Perth studiert und Kurse aus dem Master of Commerce belegt. Die Kurse werde ich mir über ein vorab unterzeichnetes Learning Agreement anrechnen lassen.
Insbesondere wer wie ich Wert auf ein interessantes Kursangebot legt und bezüglich des Ortes flexibel ist, dem empfehle ich frühzeitig mit der Planung anzufangen, da der Zeitaufwand, sich durch die angebotenen Kurse nicht zu unterschätzen ist. Aber auch sonst ist es ratsam, früh anzufangen, gerade da sich die für die Bewerbung benötigten Unterlagen sowie ggf. vorhandene Bewerbungsfristen zwischen den Universitäten unterscheiden können. Hierbei hat mir das Institut Ranke-Heinemann sehr geholfen, denn die Internetseite liefert schon eine sehr gute Übersicht über alles, was ich für die Vorbereitung meines Auslandssemesters benötigte und für alles weitere konnte mir meine Ansprechpartnerin weiterhelfen. Ich habe mich schließlich Anfang Oktober bei zwei Universitäten beworben und wurde bei beiden angenommen. Bei der Curtin University betrug die Annahmefrist nicht einmal zwei Wochen (inklusive Zahlung der Studiengebühr und Nachweis der Auslandskrankenversicherung OSHC); es ist also ratsam die hierfür benötigten Unterlagen so weit wie möglich vorzubereiten.
Nach der Annahme des Studienplatzes konnte dann die konkrete Planung beginnen, also den Flug buchen, das Visum beantragen, etc. Da ich erst zwei Tage vor Vorlesungsbeginn anreisen konnte und lange Wege zur Uni vermeiden wollte, habe ich mich für einen Wohnheimsplatz beworben. Hierfür sollte man sich möglichst früh bewerben, scheinbar wäre dies auch schon vor Erhalt der Zusage möglich gewesen. Ich hatte vermutlich Glück, noch einen Platz im Vickery House zu erhalten. Auch wenn ich mich an das Wohnen in einer Achtereinheit erst einmal gewöhnen musste, kann ich das Vickery House grundsätzlich empfehlen, gerade auch da viele Aktivitäten angeboten werden, bei denen man mit anderen Studenten in Kontakt kommt. Mein Eindruck war, dass es aber auch möglich gewesen wäre, zeitnah außerhalb des Campus eine gute und vermutlich etwas günstigere Unterkunft zu finden (und wenn man an der Strecke des kostenlosen Shuttlebuses Curtin CAB wohnt, umgeht man auch Extrakosten für die Fahrt). Hierbei kann der Housing Service der Curtin University kostenfrei unterstützen. Auch sonst bietet die Curtin University ein umfangreiches Serviceangebot, sodass man für jedes Anliegen einen Ansprechpartner finden wird. Um sich schneller einzufinden und Leute kennen zu lernen, wäre die Orientation Week sicher hilfreich gewesen, da ich jedoch in dieser Woche noch Klausuren in Deutschland hatte, habe ich diese leider verpasst.
Mit der Zusage des Studienplatzes kam bei der Curtin University auch die Zusage für die Units, die ich bei der Bewerbung angegeben hatte, sodass ich mit der Annahme des Platzes auch schon meine Units auswählen konnte. Ich habe vier Units belegt, was dem dort normalen Arbeitspensum entspricht. Aufgrund der vielen Abgaben empfand ich den Arbeitsaufwand als etwas höher als an meiner Heimatuniversität, inhaltlich jedoch nicht als schwieriger. In drei Units hatte ich jeweils zunächst ein Einzelassignment, in dem ein Thema in Essayform und basierend auf akademischer Literatur diskutiert werden sollte. Anschließend folgte eine etwas praktischer orientierte Gruppenarbeit, in der man beispielsweise eine Case Study bearbeitete oder bestimmte Praktiken am Beispiel eines Unternehmens diskutierte, und eine Abschlussklausur. Im vierten Fach hatte ich eine Gruppenpräsentation sowie zwei Einzelassignments, jedoch keine Abschlussklausur. Zu den Assignments bekam man mit der Note auch ein kurzes Feedback und konnte sich auch noch detaillierteres Feedback einholen. Auch für Fragen und sonstige Anliegen waren die Dozenten sehr offen, beispielsweise war es in der Regel kein Problem mit Begründung und im Voraus eine Verlängerung der Abgabefrist ohne sonst üblichen Notenabzug zu erhalten (was ich allerdings nicht empfehlen würde, da die Arbeit mit der Zeit bekanntlich nicht weniger wird).
Die Ausstattung der Universität ist sehr gut; der Campus ist nicht nur schön, er bietet auch alles was man zum universitären (und außeruniversitären) Leben benötigt – eine gut ausgestattete Bibliothek, Bücherläden, einen Copyshop, einen Sportcampus (dessen Fitnessstudio man als Bewohner eines der Wohnheime zu off-peak Zeiten kostenlos nutzen kann), ein Medical Center, Cafés, eine Bar, Sitzsäcke um auf der Wiese zu entspannen und vieles mehr. Das einzige, was mir fehlte war eine Mensa; das MainCafé kam dieser zwar relativ nahe, die Preise waren aber doch etwas höher.
Zunächst ist das Leben in Australien leider erst einmal eines: teuer. Allein die Miete ist deutlich teurer, ich habe für das Vickery House 184 AUD pro Woche bezahlt. Auch die Lebensmittelpreise sind deutlich höher – je nach Produkt von etwa gleich wie in Deutschland bis zum dreifachen Preis. Abends weggehen ist ebenfalls teurer, da kann ein Bier locker an die 10 AUD kosten. Übrigens lohnt es sich beim Weggehen in Perth, sich frühzeitig Gedanken um den Nachhauseweg zu machen: Busse fahren abends spärlich und nachts gar nicht mehr. Ohnehin ist hier alles für Autofahrer ausgelegt, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Distanzen einfach andere sind. Bentley ist schon deutlich außerhalb vom Stadtzentrum und hat etwas von meiner Vorstellung einer amerikanischen Kleinstadt, also einstöckige Häuser mit kleinem Garten rundherum. Das führt aber auch dazu, dass kaum etwas (außer alles auf dem Campus) in angenehmer Laufdistanz ist. Zum nächsten Shopping Centre braucht man mindestens 20 Minuten zu Fuß – gut also, dass das Vickery House kostenlos Fahrräder verleiht und jeden Samstag Bewohner zum Einkaufen dort hinfährt. Aber an solche Gegebenheiten gewöhnt man sich schnell und die Anpassung an ein neues Umfeld gehört einfach zum Auslandssemester dazu.
An was man sich sicher schnell gewöhnt, ist wie freundlich, hilfsbereit und herzlich die Australier sind. Beispielsweise habe ich in einem lokalen Tennisclub mitgespielt und trotz eher geringer Vorkenntnisse und obwohl klar war, dass ich nur für wenige Monate dabei sein würde, wurde ich überaus herzlich aufgenommen. In meinen Kursen wie auch im Wohnheim waren sehr viele internationale Studenten, und zwar von allen Kontinenten, sodass man quasi zwangsläufig mit Leuten aus aller Welt in Kontakt kommt, was ich persönlich unglaublich spannend fand.
Nicht zuletzt ist Australien ein sehr schöner und äußerst interessanter Kontinent. Auch wenn man die Zeit problemlos ins Lesen und Schreiben von Assignments investieren könnte, lohnt es sich doch sich Zeit zu nehmen um die Gegend zu erkunden und während der beiden vorlesungsfreien Wochen während des Semesters zu verreisen. Westaustralien mag für Touristen zwar weniger bekannt sein, aber es ist wirklich schön. Allerdings braucht man unbedingt ein Auto, denn mit dem öffentlichen Langstreckenbus würde man zwar noch zu den meisten Orten kommen, aber eben nicht zu den schönen Landschaften selbst. Alternativ gibt es organisierte Bustouren, und das International Office hat auch Touren speziell für study abroad und exchange students organisiert. Diese wirken zwar recht teuer, ich denke aber der Preis ist insgesamt fair – auch Reisen ist teuer in Australien, zumal in abgelegenen Gegenden (was in Westaustralien so ziemlich alles außer das Gebiet um Perth ist) die Preise noch höher sind. In jedem Fall sollte einem bewusst sein, dass man sehr viel Zeit im Auto/ Bus verbringen wird, denn man muss einige hundert Kilometer zurücklegen, um zu den wirklich schönen Orten zu kommen. Aber es lohnt sich.
Alles in allem bin ich trotz des hohen Planungsaufwandes und der Kosten sehr froh diese Erfahrung gemacht zu haben. Natürlich ist auch vor Ort nicht immer alles nur schön und einfach, aber insgesamt ist es all das meiner Ansicht nach definitiv wert. In einem anderen Land für längere Zeit zu leben ist etwas ganz anderes als dort einige Wochen Urlaub zu machen, da man wirklich mit den Menschen in Kontakt kommt und ihren Alltag kennen lernt. Daher würde ich jedem empfehlen, diese Chance zu ergreifen und sein gewohntes Umfeld zu verlassen, um einmal auf etwas andere Art zu studieren, neue Bekanntschaften zu machen und neue Orte zu entdecken.