Es war jeden Cent wert

Alina Ulrich | Uni Wuppertal

Was
Wirtschaftsingenieurwesen

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

30.04.2016

Auslandssemester an der University of New South Wales

Collage Studium in Australien

Sechs Monate, ein neues Land, eine neue Stadt, ein neues Zuhause, eine neue Uni, neue Menschen, ein neuer Lifestyle und 16.500 km entfernt von zu Hause. Für mich die perfekte Mischung, denn ich liebe es neue Dinge zu erleben.

Sydney

Für mich ist Sydney eine der vielfältigsten Städte, die ich bisher bereist und bewohnt habe. Neben dem typischen städtischen CDB, hat Sydney jede Menge Grün und Wasser zu bieten. Jeder Suburb in Sydney hat seinen ganz eignen Charme. Von teuren, schicken Wohnviertel bis zu lässigen Surforten wie Bondi bis hin zu Hipster-Vierteln wie Surry Hills und Newtown hat Sydney einfach alles zu bieten.  

Eins steht fest: Langweilig wird einem nie.

Man kann zum Shoppen ins CBD fahren, sich zum Lunch in den Botanical Garden setzen, zum Samstags-Feuerwerk nach Darling Harbour fahren. Oder den Tag mit ‚Avo-Toast’ und Cappuccino in einem der vielen Cafés starten und dann den Tag in Coogee, Maroubra, Bondi oder Manly am Strand verbringen. Zum Essen kann man zwischen alternativen Restaurants in Newtown, asiatischer Küche in China-Town oder einem internationalen Mix im CBD wählen. Zum Feiern und Cocktails trinken, eignen sich das CBD (besonders zur After-Work Happy Hour) oder aber Surry Hills, Newtown oder Bondi. Außerdem sollte man unbedingt die Coastal Walks in und um Sydney herum ausprobieren: teilweise mit Blick auf die Skyline und die Oper und teilweise mit Blick aufs Meer, wo man ab und an Wale und Delfine beobachten kann. Und selbst bei Regen kann man durch zahlreiche Museen und Galerien schlendern.

Das Wetter kann von regnerisch und unter 10 Grad (ja, der Winter in Australien kann ziemlich unangenehm werden), bis zu 35 Grad und Sonne pur reichen. Da aber immer ein Wind geht, sollte man definitiv genug warme Kleidung im Gepäck haben, vor allem weil die australischen Häuser in der Regel keine Heizung haben und es gerade im Winter ziemlich kalt werden kann. Nicht ohne Grund kommen UGG-Boots aus Australien.

Von A nach B kommt man größtenteils mit Bussen. In der Stadt gibt es auch Züge, aber rund um die Uni fahren (bisher) nur Busse. Die Busse verkörpern die „no-worries“-Kultur in Australien sehr gut, was heißt, dass man nicht allzu viel Vertrauen auf Abfahrtzeiten legen sollte und sich in Geduld üben sollte. Falls am Abend mal ein Bus gar nicht auftauchen sollte, ist Uber eine preiswertere und gute Alternative. Ein Studententicket gibt es leider nicht, sondern man kauft eine Prepaid Opal-Card, mit der man sich beim Aus-und Einsteigen in die Busse einloggt und auf der jede einzelne Fahrt separat abgerechnet wird. Fahrradfahren gestaltet sich aufgrund der vielen Hügel recht schwierig, sodass meine Alternative das laufen war. 45 Minuten zur Uni sind zwar schon ein ordentlicher Weg, aber in Begleitung oder einem Café und guter Musik, lässt es sich gut aushalten.

UNSW - die Uni

Die University of New South Wales. Von einer kleinen Uni wie der BU Wuppertal kommend, war ich auf dem riesen Campus der Uni (eher eine eigene kleine Stadt) erst einmal etwas verloren. Aber mit den Angeboten der Uni, wie der Einführungswoche und Einrichtungen wie der Studienvertretung Arc oder dem international Office, hat man sich jedoch sehr schnell zurechtgefunden.  

Ich habe an der Uni drei Kurse belegt. Alle wichtigen Informationen wurden auf der Moodle Seite zur Verfügung gestellt. Die Kurse liefen ähnlich zu den Kursen zu Hause ab. Allerdings sind hier deutlich mehr Abgaben während des Semesters, wie kleinere Hausaufgaben, Gruppenarbeiten und Essays, nötig. Diese zählen dann zusammen mit möglichen Mid-Term-Exams und den Final Exams in die Endnote ein. Ich fand es ganz angenehm, dass man schon im Vorfeld Punkte sammeln konnte und nicht die gesamte Note nur vom Final-Exam abhängig war. Da ich Postgraduate-Kurse besucht habe, waren diese spät am Abend (18-21 Uhr). Der Master-Abschluss ist in Australien nicht so üblich wie z.B. in Deutschland. In Australien steigen viele Studenten nach dem Bachelor Abschluss direkt in den Beruf ein und machen dann ggf. später berufsbegleitend ihren Master-Abschluss. Daher waren in meinen Kursen auch ältere Studenten, die bereits im Berufsleben sind und nur in Teilzeit studieren. Außerdem ist die UNSW aufgrund ihres guten Rufes und der Nähe zu Asien sehr beliebt für chinesische Studenten. Besonders in naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fächern hat man daher einen überwiegenden Anteil an chinesischen Mitstudenten. Inhaltlich fand ich meine Kurse sehr ansprechend und besonders mein Business-Kurs hat sehr von dem umfangreichen Angebot der Uni profitiert, sodass wir diverse uni-interne Gastsprecher von anderen Fakultäten hatten.

Durch die Größe der Uni gibt es außerdem ein riesiges Angebot an Sport-, Freizeit- und Weiterbildungsaktivitäten. Man kann an Ausflügen in die Umgebung teilnehmen, sich in einem der Sport-Clubs oder im Campus Fitnessstudio anmelden oder an Angeboten wie dem Language-Exchange teilnehmen. Die Teilnahme an den Aktivitäten kann ich nur empfehlen, da ich auf diese Weise wirklich viele andere nette Studenten aus aller Welt kennen gelernt habe. Besonders das Language-Exchange-Programm war eine super Chance in angenehmer Atmosphäre über kulturelle und sprachliche Unterschiede zu sprechen.

Wohnen

Ich hatte mich damals dazu entschieden mir erst vor Ort eine Wohnung zu suchen und vorerst in einer Airbnb-Unterkunft zu wohnen. Somit hat es mich durch mein Air-Bnb Zimmer nach Maroubra verschlagen, wo ich letzten Endes auch geblieben bin. Für mich stand fest, dass ich am Meer wohnen möchte. Daher habe ich mir zu Beginn Zimmer in Bondi, Coogee und Maroubra angeschaut. Die Wohnungssuche war eine interessante Erfahrung. Erst einmal muss man sich natürlich auf die Preise einstellen: diese starten etwa bei 160$ pro Woche für ein „shared room“ und reichen bis um die 300$ für ein „private room“. Da ich gerne etwas Privatsphäre und auch Ruhe zum lernen haben wollte, habe ich mich für ein eigenes Zimmer in einer WG entschieden. Ich hatte Glück und habe für mein Zimmer in einem 9er Strandhaus „nur“ 210$ bezahlt. Die Miete ist meistens alle zwei Wochen fällig und eine Kaution wird in der Regel auch verlangt. Einen Vertrag gibt es nur sehr sehr selten, sodass man hier auf seinen Gegenüber vertrauen muss. Aber weder bei mir, noch in meinem Umfeld gab es diesbezüglich Probleme. Der Wohnungsmarkt ist sehr dynamisch und flexibel, sodass man recht zügig umziehen kann, meist keine Mindestaufenthalte hat und nur eine Ankündigungsfrist von zwei Wochen hat, wenn man ausziehen möchte.  

Meine Mitbewohner bildeten eine bunte Mischung aus berufstätigen Australiern, einer Französin, einem Inder und Kenzo, unserem Hund. Für mich war es die perfekte Mischung aus Gesellschaft, Privatsphäre und einer super Lage. Wer etwas mehr Trubel sucht, für den wird sich Bondi oder Coogee eignen und wem es wichtig ist direkt an der Uni zu wohnen, der wird sicher in Randwick fündig. Die Wohnheime würde ich persönlich weniger empfehlen, da sie verhältnismäßig teuer sind und man in Sydney durch einen sehr dynamischen Wohnungsmarkt schnell und einfach auch selbst eine Wohnung findet.

Ich war letzten Endes in Maroubra super glücklich. Es gibt viele kleine Cafés, Restaurants, eine kleine Strandpromenade, Einkaufsmöglichkeiten, Busanbindungen in die Stadt und zur Uni und das schlagende Argument ist einfach der Strand.

Leben und genießen

Das wichtigste am Auslandsaufenthalt- Kultur, Land und Leute kennen lernen. Die „no-worries“-Kultur gewöhnt man sich in Australien sehr schnell an, was meines Erachtens in vielerlei Hinsicht eine sehr gute Eigenschaft ist. Die Menschen sind deutlich entspannter, lassen sich nicht allzu schnell aus der Ruhe bringen und sehen viele Dinge sehr viel lockerer. Als ich zum Beispiel nach unserem Haustürschlüssel gefragt habe, wurde ich schräg angeschaut und die Antwort lautete „Mh einen Schlüssel haben wir gar nicht. Die Haustür ist einfach immer offen“. Auch Verträge und Belege sind hier häufig unbedeutend und man setzt auf das Vertrauen der anderen Personen, was in meinem Fall auch immer problemlos funktioniert hat, auch wenn man vorher als deutsch-geprägte Person erstmal alle „was wäre wenn...“ Szenarien durchgespielt hat.

Außerdem wird in Sydney viel Sport getrieben (ob im Wasser oder an Land), es wird sehr viel und sehr guter Café getrunken, gerne Fleisch gegessen. Somit sollte man seinen Auslandsaufenthalt nicht abschließen, ohne ein typisch Aussi-Style BBQ gemacht zu haben, ohne Surfen ausprobiert zu haben, ein Känguru gesehen zu haben und seinen eignen Café entwickelt zu haben. In Australien gibt es eine eigene Café-Kultur, bei der die Australier auch keinen Spaß verstehen. Von der Art des Cafés (Cap, Flat White, Latte, Short Black, Long Black, Piccolo, Mocca,...) über die Temperatur, über die Stärke, die Milchsorte bis den Füllstand kann man hier bei seinem Barista des Vertrauens alles bestellen.

Man muss sich aber, wie auch bei der Wohnungssuche, auf deutlich höhere Preise einstellen. Australien ist einfach ein teures Land. Ob beim Ausgehen, beim Lebensmittel einkaufen oder bei Freizeitaktivitäten und Reisen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Preise und findet seine Wege mit den Preisen umzugehen. Bei Discountern wie Aldi einkaufen, Obst und Gemüse auf Märkten kaufen und beim Ausgehen auf die Happy Hour und besondere Angebote achten, hilft schon sehr. Ich habe zudem noch in einem kleinen Café und als Beach-Volleyball-Schiedsrichterin ein bisschen Geld verdient. Beide Jobs haben mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich am Strand war, nette Leute um mich hatte und gleichzeitig mit $18-$20 pro Stunde ganz gut Geld verdient habe. Am besten fragt man direkt in Cafés, Restaurants, Geschäften an oder schaut auf Gumtree nach Job-Anzeigen. Mit etwas Geduld, findet man aber sicher einen Job, da auch im Jobmarkt eine ziemliche Dynamik ist und Personal deutlich häufiger wechselt als z.B. in Deutschland.

Wenn man erst einmal Geld in Australien verdient, dann sind die Preise im Restaurant oder Supermarkt auch gar nicht mehr so erschreckend.

Zu guter Letzt sollte man es nicht missen die vielen schönen Orte um Sydney herum und in Australien zu besuchen. Alles zu sehen, geht leider bei diesem riesen Land nicht, aber etwas Zeit im Anschluss würde ich definitiv einplanen. Aber auch während des Semesters kann man sich (je nach Stundenplan) mal ein verlängertes Wochenende für einen Trip gönnen oder auch einen Roadtrip über den Semester-Break planen.

Vorbereitung

Da meine Universität keine Partneruniversität der UNSW ist, handelt es sich bei meinem Auslandsaufenthalt um einen selbstorganisierten Aufenthalt. Mit der Auswahl der Universität, den Kursen, der Bewerbung an der Universität und der Finanzierung fällt einiges an organisatorischen Vorbereitungen an, aber das Institut Ranke-Heinemann und auch das International Office der UNSW unterstützen und erleichtern die Organisation wo sie nur können. Mein Semester hat Mitte Juli 2016 angefangen und ich habe meine Bewerbung bereits im November 2015 eingereicht. Gleichzeitig habe ich mich im Vorfeld um Finanzierungsmöglichkeiten gekümmert. Gerade für das Auslands-Bafög empfiehlt es sich zeitig zu beginnen, da die Bearbeitungszeiten häufig etwas länger sind. Allerdings konnte ich viele Nachweise erst in Australien einreichen, wie z.B. den Beleg über die gezahlten Studiengebühren, sodass eine Auszahlung von möglichen Geldern in der Regel erst nach Reiseantritt möglich ist. Zusätzlich habe ich mich für das PROMOS Stipendium sowie das Ranke-Heinemann Vollstipendium beworben.

Rückblickend waren die Vorbereitungen zwar sehr zeitaufwändig, aber wenn man das Ziel „Australien“ vor Augen hat, fällt einem das Ganze schon deutlich leichter.

Fazit

Da für das Auslandssemester insgesamt ziemlich hohe Kosten anfallen, habe ich im Vorfeld viel darüber nachgedacht, ob ich wirklich nach Australien gehen soll oder nicht. Im Nachhinein betrachtet war es jeden Cent wert. Ich hatte sechs unvergessliche Monate, in denen ich eine neue Stadt, ein neues Land, eine ganz eigene Kultur und viele tolle Menschen kennen gelernt habe. Ich habe sowohl studientechnisch von dem Auslandsaufenthalt an der UNSW profitiert, aber auch viel über mich selbst gelernt und mich sicherlich auch in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt und viele unvergessliche Orte in einem zuvor unbekannten Land entdeckt.

Somit kann ich nur Jedem, der gerne einmal nach Australien möchte, empfehlen dies mit einem Auslandssemster zu kombinieren. Und egal welche Hürde entsteht, „no worries“ es findet sich ein Weg diese Hürde zu meistern.

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