Zeitraum
2017
Was
Nursing
Studienprogramm
Auslandssemester
Förderung
IRH Förderprogramm
Der Campus „Campbelltown“ war weiter von der Stadt und vom nächsten Bahnhof entfernt, als es auf der Karte aussah. Es war dort sehr ruhig und man brauchte etwa eine Stunde bis in die Stadt, was für australische Verhältnisse nicht zu weit ist, bedingt durch die großen Distanzen. Unter der Woche fährt der Shuttle-Bus der Uni zwischen 7 und 22.30 Uhr von der Residence zu den größten Gebäuden der Uni, Campbelltown Station und MacArthur Square, einer riesigen Mall, in der wirklich alles zu finden ist, was man braucht. Zu Fuß braucht man von der Residence zwei Minuten bis zur Uni und circa 20 Minuten zu MacArthur Square, wo gleichzeitig der nächste Bahnhof ist.
Campbelltown ist der Campus, der hauptsächlich Medizin anbietet, neben u. a. Nursing und Paramedicine sowie Health Sciences. Einer meiner Kurse wurde nur in Campbelltown angeboten, weshalb ich diesen Campus gewählt habe. Generell würde ich aber jedem empfehlen, Parramatta als Campus zu wählen, da dieser näher zur Stadt ist und man dort, wenn man auch im University Village lebt, einfacher Leute kennenlernen kann. Der Campus und das Studentenwohnheim dort ist auch lebendiger, sowie dort die meisten internationalen/Exchange Studenten sind, verglichen mit zwei Exchange Studenten in Campbelltown, wodurch man mehr Gleichgesinnte trifft, die ihre Zeit dort genießen wollen und etwas von der Stadt und Australien sehen wollen.
Letztendlich kann ich jedem dem Tipp geben, sich erstmal ein Hostel in Sydney zu nehmen, sei es noch so knapp vor Semesterbeginn, noch so teuer und noch so weit weg von der Uni. Ich kann nur raten, sich erstmal genau anzuschauen, wohin man zieht und wie man in den nächsten Monaten wohnt. Ich bin nur drei Tage vor Semesterbeginn angekommen, weshalb ich mir vorher das Zimmer in der Residence gebucht habe, was ich kein zweites Mal machen würde, da es mir schlichtweg nicht gefallen hat dort zu leben und ich bis zum Ende des Semesters nicht aus dem Vertrag herauskam. Aber daraus muss ich sagen, habe ich definitiv für die Zukunft gelernt.
Da ich, wie eben beschrieben, einer der wenigen Exchange-Studenten auf dem Campus war, wenn nicht sogar die dort erste Nursing-Exchange-Studentin, wurde ich sehr herzlich und offen von den Angestellten der Uni für „Nursing“ auf diesem Campus empfangen. Am Anfang habe ich mich mit einer Koordinatorin getroffen, die mir alle Fragen beantwortet hat, mir alles in Ruhe erklärt hat und danach viele ihrer Kolleginnen über meine Ankunft informiert hat. So wussten meine Tutorinnen in meiner ersten Vorlesung bereits über mich Bescheid und erklärten mir nochmal extra, dass ich bei Verständnisproblemen jederzeit nachfragen kann und ich Ihnen jederzeit eine Email schreiben kann, wenn ich Hilfe brauche. Wenige Tage später wurde ich von der Direktorin für Nursing auf dem Campus zum Welcome-Dinner für mich eingeladen, sowie ich unter anderem als eine von drei Nursing-Studenten des Campus mit auf eine Konferenz durfte, wo eine Tageskarte rund 500$ kostet.
Doch so schön und locker der Umgang an der Uni war, war entgegen meiner Erwartungen durch meine Eindrücke von den Australiern, die alle sehr locker und „laid-back“ waren, die Anforderungen an die Studenten in den Assignments und in der Vor- und Nacharbeit sehr hoch, was den guten Ruf der Uni erklärt. Man hat zwar nur 2 Stunden Vorlesung pro Kurs in der Woche, dafür muss man aber bis zu 8 Stunden pro Kurs nacharbeiten. Auch die „Marking Criteria“ in den „Assignments“ wurden nicht so einfach gewertet, wie es in den „Learning Guides“ aussah. Dadurch habe ich alles in allem meine fachlichen Kompetenzen dort um einiges erweitern können.
Da ich schnell gemerkt habe, wie teuer Sydney ist, habe ich mich auf die Suche nach einem Job gemacht. In meinen ersten Tagen habe ich schon von anderen Studenten auf meinem Campus gehört, dass es sehr lange dauern kann, bis man einen Job findet. Eine indische Medizin-Studentin hat beispielsweise ein Jahr gebraucht, bis sie einen Job gefunden hatte.
Zunächst habe ich nach einem Job in der Pflege gesucht und viele Bewerbungen geschrieben. Doch sobald ich gesagt habe, dass mein Visum in ein paar Monaten auslaufen wird, habe ich eine Absage bekommen oder – gegen deren Versprechen – einfach nichts mehr von den jeweiligen Leuten gehört. Also habe ich mich auf die Suche nach anderen Jobs gemacht und meine Ansprüche etwas runtergeschraubt. So wie viele andere habe ich nur wenige Rückmeldungen auf meine Bewerbungen bekommen und nach einer Zeit dann plötzlich mehrere Jobs auf einmal als Kellnerin angeboten bekommen. Dabei habe ich verglichen mit Deutschland ziemlich viel Geld bekommen, zwischen 22$ und 35$ pro Stunde. Damit konnte ich mir in nur wenigen Wochen und mit nicht allzu vielen Stunden pro Woche, ein Taschengeld dazu verdienen für meine unvergessliche, schöne Reise am Ende des Semesters nach Neuseeland, auf die Fidschi-Inseln und entlang der Ostküste Australiens.
Spätestens als ich am Circular Quay angekommen bin, war ich einfach nur fasziniert von Sydney. Darlingharbour war so viel schöner, als ich es von allen Bildern kannte. Innerhalb kürzester Zeit wurde Sydney zu einer meiner Lieblingsstädte. Im einen Moment befindet man sich inmitten der Hochhäuser und wenige Meter später ist man im Grünen, in schönen und sehr großen Parks. Darüber hinaus gibt es in und um Sydney unendlich viele schöne Orte zu sehen und zu entdecken, darunter Manly, der Royal National Park, der Royal Botanic Garden, Kiama, die Blue Mountains… Ich könnte noch viele weitere Orte aufzählen, aber diese erfährt man sowieso in Gesprächen mit Australiern, anderen Studenten oder Backpackern, wodurch die „bucket list“ immer länger wird.
Weil ich aber eine von Millionen Menschen in und um Sydney bin, die die Stadt so schön findet, ist die Stadt leider auch dementsprechend teuer und laut Forbes einer der teuersten Städte der Welt, weshalb der Besuch von Clubs, Bars, Restaurants oder irgendwelcher Attraktionen nicht billig ist und man weitaus tiefer in die Tasche greifen muss als man es von zuhause gewohnt ist. Deshalb sollte man noch in Deutschland so früh wie möglich mit der Planung anfangen, vor allem mit der Planung über die Finanzierung, damit es schafft, sich vor Ablauf der Fristen für genügend Stipendien zu bewerben, sich in das Förderprogramm der Ranke-Heinemann-Stiftung aufnehmen zu lassen und der BAföG-Antrag rechtzeitig genehmigt wird, um in Sydney keine finanziellen Sorgen zu haben und die Zeit umso mehr genießen kann. Bei Aufnahme in das Förderprogramm der Ranke-Heinemann-Stiftung wurden ich hierzu umfassend beraten, mir wurden viele Alternativen angeboten und meine Möglichkeiten durchgegangen, sowie mir alle Fragen zuverlässig und schnell beantwortet wurden.
Zusätzlich lässt sich durch die Studienbeihilfe der Ranke-Heinemann-Stiftung einiges an Geld sparen, da durch die beträchtliche Summe an Studiengebühren 5-10% durchaus einen Unterschied machen und man damit schließlich schon mindestens einen Flug an die andere Seite Australiens finanzieren kann.
Australien hat nur wenig von einer eigenen Kultur, sie besteht vielmehr aus einer Mischung aus vielen verschiedenen Kulturen. Dadurch lernt man viel von anderen Kulturen und möchte man essen gehen, so sind alle möglichen Länder vertreten, von Indien über Vietnam bis hin zu Brasilien.
Was typisch australisch ist, sind die Football-Spiele, für die man des Öfteren Freikarten ergattern kann und was zugleich eine Gelegenheit bietet, um Sydneys Olympiapark zu erkunden und die beliebten Pies zu probieren, die dort überall verkauft werden.
Neben Football gibt es einige andere Sportveranstaltungen, die man sich ansehen kann, fast jedes Wochenende im Frühjahr werden Pferderennen veranstaltet, sowie Cricket in Australien sehr berüchtigt ist.
Das außergewöhnlichste an dem „Land der Weite und Ferne“ ist aber wohl schlichtweg die Natur mit den verschiedensten Tieren und Landschaften. Man sieht immer wieder neue Pflanzen, Landschaften und Tiere. Dies wird ein allein schon bewusst, wenn man morgens zum Frühstück aus dem Fenster schaut und Kakadus und andere Vögeln in allen möglichen Farben sieht, was mich jedes Mal aufs Neue gefreut hat zu sehen.
Insgesamt ist vieles in meinem Auslandssemester nicht nach Plan verlaufen und erst recht nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber allein durch die Schwierigkeiten, die man zu meistern hat, kann ich definitiv nur bestätigen, dass es sich bewahrheitet hat, dass ich in dieser Zeit unheimlich viel dazugelernt habe und mich persönlich weiterentwickelt habe. Trotz aller Dämpfer und nicht erfüllten Erwartungen ist es die Erfahrung definitiv wert gewesen. Ich habe in dieser Zeit Menschen kennengelernt, Sachen erlebt und Erfahrungen gemacht, die ich in Deutschland so hätte nie machen können. Trotz aller Zweifel und Ängste, die man vorher vielleicht haben mag, kann ich definitiv jedem nur raten, die Chance zu nutzen und das Auslandssemester in Australien zu machen, wenn man schon einmal die Gelegenheit dazu hat. Denn wer weiß, ob man jemals nochmal die Möglichkeit dazu hat, da man schließlich nie weiß, was als nächstes passiert. Und wie ich auf einer Konferenz dort zum Thema „Make Change Happen“ gelernt habe: „Fear kills more dreams than failure ever will.