Die Zeit in Australien war eine unvergessliche Erfahrung und jeden der vielen Euros wert.

Jan Grünwald | Student

Wo
Griffith University

Zeitraum
2012

Was
Marketing

Studienprogramm
Auslandssemester

Förderung
IRH Förderprogramm

01.08.2012

Erst wenn man zurück in Deutschland ist, merkt man, wie sehr man sich an Sonne, Palmen, Strand, Pools und die lässige Mentalität gewöhnen kann.

Küste Australiens

In diesem Bericht möchte ich mich auf die speziellen Eigenheiten und Empfehlungen für die Griffith University und die Stadt Gold Coast konzentrieren. Informationen zu Bewerbung, Immatrikulation, Visa usw. sind beim Ranke-Heinemann Institut vollkommen ausreichend vorhanden, hier braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Die ersten Schritte

Nach der Ankunft am Flughafen Brisbane wird man (nach Anmeldung!) von einem Fahrer der Uni zu einer Unterkunft der Wahl gebracht. Wenn man Glück hat, sieht man auf der Fahrt schon ein bisschen was von Brisbane. Ich habe mich für die ersten Tage im Trekkers Backpackers in Southport eingebucht. Ein schwerer Fehler, denn das Hostel ist katastrophal und dreckig. Der Gedanke in Southport (=Chinatown) zentral zu Wohnen ist auch nur halb richtig gewesen, da man sowohl zur Uni als auch zum Strand und Stadtzentrum den Bus braucht. In Southport kann man außer einkaufen nicht viel machen. Empfehlen kann ich hingegen mein zweites Hostel, das Budds in Surfers Paradise. Gutes gehört habe ich außerdem vom Islander Resort, ebenfalls sehr zentral gelegen.

Meine Tipps:

- Sucht euch eine Handykarte im Netz von Optus (connect4less oder amaysim). 1GB Datenverkehr kostet euch dann „nur“ $10.

- Ein australisches Konto ist nicht für jeden notwendig. Wenn ihr nicht arbeitet, könnt ihr die Miete auch in bar bei der Bank einzahlen. Kreditkarte ist Pflicht!

Wohnungssuche

Die wichtigste Aufgabe in der neuen Heimat ist die Wohnungssuche. Grundsätzlich hängt der Preis in Gold Coast besonders stark von der Lage ab. Ich habe in Surfers Paradise gewohnt. Das war für das halbe Jahr eine sehr gute Wahl. Man hat Einkaufmöglichkeiten, den Strand und das Nachtleben direkt vor der Haustür und braucht den Bus nur zur Uni. Annehmlichkeiten wie private Swimmingpools, Whirlpools oder Fitnessräume sind in den Wohngebäuden nicht selten anzutreffen.

Für ein Einzelzimmer kann man problemlos über $250 pro Woche ausgeben. Hier lohnen sich WG’s so richtig. Ich habe erst in einem eigenen Haus und anschließend ganz oben in einem der besten Wohntürme der Stadt gewohnt. Als sechser WG kamen wir auch in besten Wohnungen auf nur ca. $150. DSL-Anschlüsse werden fast immer mit Gigabyte-Grenzen verkauft oder kosten über $100 pro Monat; hier ist eine WG wieder von Vorteil.

Wer es etwas ruhiger oder untouristischer mag, sollte sich in den anderen Stadtteilen umsehen. Weitere Gründe außerhalb Surfers Paradise zu wohnen, wären der höhere Anteil an Locals, also echten Australiern und die geringeren Preise im Umland. Vermeiden würde ich die direkte Nähe zur Uni (und vor allem das Student- Village). Man ist weit weg von allem was Spaß macht und es fährt kein Bus nach 22 Uhr.

Meine Tipps:

- Geht persönlich in den Gebäuden vorbei. Die Rezeption kann euch sagen, ob etwas frei ist. Wenn man wirklich alle abdeckt, sollte ein ganzer Tag eingeplant werden.

- Glaubt nicht den Fotos im Internet. Offenbar ist der Einsatz von Profi-Fotografen und Photoshop selbst für kleine Wohnungen üblich.

- Vermeidet Makler. In Australien gilt fast immer eine offizielle Mindestmietdauer von 6 Monaten.

- Sucht im Internet bei gumtree.com.au. Dort stellen Privatpersonen Zimmer, Wohnungen und Häuser ein. Ruft die Vermieter an anstatt zu mailen, wenn ihr eine Antwort möchtet.

Essen und Einkaufen

Es gibt an sich nur zwei wichtige Supermarktketten. Woolworths und Coles. Die Preise sind grundsätzlich ziemlich hoch, aber es gibt jede Woche Sonderangebote, bei denen man richtig sparen kann. Quasi alle Produkte des täglichen Bedarfs sind innerhalb eines Monats mal im Angebot. Ein ALDI Süd befindet sich etwas abgelegen aber mit dem Bus erreichbar. Hier ist es etwas günstiger, aber immer noch weit von deutschen Preisen entfernt. 

Die Lebensmittelpreise, insbesondere für Obst und Gemüse sind sehr hoch. Salatgurken für über $2 oder Paprika für $17 pro Kilo lassen auswärts essen attraktiv werden: Es gibt in Surfers Paradise eine Menge Angebote für $10 Lunch. Durch die hohe Anzahl an Einwanderern, die in Gold Coast wohnen, gibt es chinesische/indische/thailändische Gerichte günstig und in großer Vielfalt.

Meine Tipps:

- Der Irish Pub Waxy’s im Stadtzentrum bietet sonntags ab 17 Uhr Steaks für $2 an. Beilagen jeweils $2. Früh da sein, sonst muss man im Stehen essen.

- Shushi Avenue unter dem Hilton hat tolle Sushi-Platten für $36 (reicht für 2-4 Personen)

- Bangkok Thai auf Chevron Island (direkt bei Surfers Paradise) ist ein tolles nicht ganz günstiges Restaurant, das aber mittags für $10 Lunch anbietet. Sehr lecker!

- Wenn es billig sein soll: Am günstigsten fährt man mit Dominos Pizza (Surfers Paradise und Southport), wo es immer für $5 eine komplette Pizza (6 Sorten) gibt.

- Stilles (Leitungs-)Wasser gibt es quasi in jedem Restaurant (außer amerikanischen Ketten) umsonst.

Die Universität

Der Campus der Griffith University ist sehr schön gestaltet: Mancher Park in Deutschland hat weniger Erholungswert zu bieten. Das Zwitschern subtropischer Vogelarten und die üppige Bepflanzung lassen einen manchmal vergessen, wozu man auf dem Gelände unterwegs ist. Die Gebäude sind über den Campus verteilt und unterschiedlich gestaltet. Die Hörsäle, in denen ich war, waren durchweg modern ausgestattet. Auch eine Steckdose für den Laptop ist ab und an zu finden. 

Die Bibliothek ist sehr ordentlich ausgestattet. Die Gruppen- und Stillarbeitsräume sind z.T. rund um die Uhr offen. Moderne Computerarbeitsplätze findet man in ausreichender Zahl überall auf dem Campus. Auch Einrichtungen wie Post, Bank, PC-Laden und STA-Reisebüro sind direkt am Campus angesiedelt.

Vor den ersten Vorlesungen findet eine Orientierungswoche statt. Hier bekommt Ihr alle Informationen zum Studentenleben vor Ort. Man kann seinen Studentenausweis, die Buskarte mit eingebauten Rabatt (GoCard) abholen und sich schon für Sport- und Kulturclubs eintragen. Das Amazing Race ist eine Art GPS-gestützte Stadtrallye und bringt einem durch die zugelosten Teams direkt neue Freunde ein.

Ich kann außerdem empfehlen den Orientation-Trip nach Byron Bay mitzumachen. Hier sind nur die internationalen Studenten dabei, die alle in der gleichen Situation stecken. Man findet hier schnell neue Freunde oder WG-Mitbewohner. Außerdem sollte man sich die Chance nicht entgehen lassen innerhalb von drei Tagen Kängurus zu streicheln, Koalas zu umarmen, surfen zu gehen und Kajak mit Delfinen zu fahren. Die $300 haben sich auf jeden Fall gelohnt.

Vorlesungen dauern offiziell 3h an der Griffith-Uni und nicht jeder Dozent macht Pausen. Die Vorlesungen werden für gewöhnlich aufgezeichnet und sind im Internet verfügbar (Ton und Folien). Die Qualität der Vorlesungen war sehr unterschiedlich. Manche Dozenten sind mit viel Engagement dabei und machen kurzweiligen Unterricht. Bei anderen Kursen ärgerte man sich über jede Minute, die man nicht am Strand verbringen konnte.

Im Masterbereich Marketing hat man normalerweise nur ein Seminar pro Kurs. Die Vorlesung dazu gibt es vorproduziert im Internet. Für jedes Seminar sollen vorgegebene Aufgaben erfüllt werden oder Forschungspapiere etc. gelesen werden. 

Für ein Studentenvisum müssen mindestens drei Kurse belegt werden, maximal vier sind zulässig. Jeder Kurs hat unterschiedliche Prüfungsformen: Während des Semesters müssen Hausarbeiten abgegeben werden, die zur Abschlussnote zählen. Ich hatte pro Kurs zwei dieser Assignments mit je ca. 2500 Wörtern abzugeben. Zusätzlich zur Klausur nach Semesterende gibt es bei manchen Kursen eine Klausur in der Semestermitte oder auch gar keine. Auch Referate gehören zum Studieren selbstverständlich dazu.

Das akademische Niveau der Studenten ist stark unterschiedlich. Anders als in Deutschland kann man auch mit miserablen Sprachkenntnissen in den Master starten. Insbesondere asiatische Kommilitonen fallen hier leider sehr stark auf. Als deutscher Student dürfte man kaum vom Stoffumfang der Vorlesungen überfordert werden, aber gute Organisation ist hilfreich, um den Arbeitsaufwand über das Semester sinnvoll zu verteilen.

In Gold Coast, speziell Surfers Paradise, und auch an der Griffith Uni sind sehr viele deutsche Studenten anzutreffen. Australier sind an der Griffith Uni hingegen eher schwach vertreten. Wen das stört, der ist hier nicht richtig. 

Die Uni bietet drei Englischkurse an, auf die ich etwas genauer eingehen möchte. Man kann diese Kurse jede Woche nach Lust und Laune besuchen, die Kurse bauen nicht auf einander auf:

„Word Up“ ist ein Grammatikkurs, in dem man die Regeln der englischen Sprache und wichtige Formulierungen für das akademische Schreiben wiederholen oder lernen kann. Hier kann man tatsächlich das ein oder andere mitnehmen, auch wenn man vieles schon können dürfte.

„Find Your Voice“ ist eigentlich kein Sprachkurs sondern eher eine Anleitung zum Kennenlernen anderer Kulturen. Der Dozent ist sehr engagiert und man lernt ein paar Leute kennen. 

„Pronunciation Power“ soll helfen, die Aussprache zu verbessern. Dieser Kurs ist für Europäer völlig ungeeignet. Hier geht es eher darum, asiatischen Studenten die Laute der englischen Sprache beizubringen. Die Dozentin hat allerdings in einem Feedbackgespräch anklingen lassen, vielleicht in Zukunft auch eine Version anzubieten, die Studenten mit Vorkenntnissen hilft.

Meine Tipps:

- Der Campus ist gefühlt der teuerste Ort zum Essen in ganz Gold Coast. Wer kann, bringt sich sein Mittagessen und alle Getränke mit.

- Wählt keine Kurse an anderen Campussen, wenn ihr es vermeiden könnt. Pendeln ist sehr zeitintensiv und mit Kosten verbunden.

- Kauft nicht gleich jedes Buch, das euch der Kursleiter empfiehlt. Für jeden Kurs über $100 auszugeben lohnt sich kaum. Manche Bücher gibt es im Netz als PDF oder gebraucht. Die Uni hat eine Bücherbörse.

- Die Griffith App für’s Smartphone hilft in den ersten Wochen perfekt beim Finden der Räume.

Verkehr

Das Bussystem in Gold Coast ist völlig unzuverlässig. Die Fahrpläne kann man getrost vergessen. Kommt einfach zu eurer Bushaltestelle wann ihr Lust habt; der Bus macht es genauso. Das heißt natürlich, viel Zeit für die Fahrten einzuplanen. Die 20 Minuten von Surfers Paradise zur Uni sind inklusive Wartezeit eher 60 Minuten. 

Ampeln sind in Australien meist übervorsichtig geschaltet und man kann ewig warten. Das Überqueren einer roten Ampel ist natürlich verboten und kostet $70 Strafe. In Gold Coast wird das Ganze allerdings halbwegs locker gesehen und man kann etliche Minuten am Tag sparen.

Um sich ein Auto für Ausflüge o.ä. zu kaufen oder zu mieten ist manchmal ein internationaler Führerschein nötig. Ein Auto macht innerhalb von Gold Coast aber wenig Sinn, da Parkplätze insbesondere in der Uni teuer und stark begrenzt sind. An den Linksverkehr gewöhnt man sich relativ schnell. Wer unsicher ist, kann für den Anfang erst mal als Beifahrer auf die Außenspiegel aufpassen.

Nachtleben

Das Nachtleben in Gold Coast findet hauptsächlich in Surfers Paradise statt. Es gibt auch in Broadbeach einige Clubs und natürlich Uni-Partys in der Bar auf dem Campus. Grundsätzlich gehen die Australier eher früh in die Clubs und sind auch sehr früh betrunken. Die Polizei hat nachts viel damit zu tun, Betrunkene nach Hause zu schicken. Spaß kann man hier jede Menge haben, aber für „hohes Niveau“ muss man woanders feiern gehen.

Meine Tipps:

- Keinen Eintritt für Clubs bezahlen! In Surfers Paradise stehen jede Nacht Promoter der großen Clubs, die euch den Stempel gratis geben.

- Die Preise für alkoholische Getränke in Australien sind selbst in heruntergekommenen Kneipen obszön hoch. Wein ist häufig etwas moderater bepreist als Bier. Frauen trinken häufig billiger oder sogar umsonst.

- Kino ist allgemein sehr teuer in Australien ($16 und mehr). Eine Ausnahme ist das Kino in der Australia Fail Mall in Southport. Hier kann man für $7,50 aktuelle Filme sehen.

Ausflüge

Für einen Tages- oder Wochenendausflug eignen sich z.B. Brisbane, die Nationalparks Mount Tamborine und Springbrook. Auch der Stadtteil Coolangatta, Byron Bay, der Currumbin Wildlife Park oder das Hinterland haben schönes zu bieten.

Gold Coast ist ein australisches Touristenzentrum. Daher gibt es vier Vergnügungsparks und ein Shopping Outlet (Harbour Town), wo sich tatsächlich einige gute Angebote finden lassen.

Mein Tipp:

- Für drei der vier Freizeitparks gibt es einen Saisonpass für 6 Monate. Für Locals, also jeden der einen Mietvertrag in Gold Coast hat, kostet dieser Pass für drei Parks nur ca. $80 anstatt $60 pro Besuch.

Fazit

Alle reden immer extrem pathetisch von „der Zeit deines Lebens“, aber wenn man für ein halbes Jahr oder sogar länger in Australien war, begreift man, dass es stimmt. Die Zeit in Australien war eine unvergessliche Erfahrung und jeden der vielen Euros wert.

Die Menschen in Australien leben in einer der schönsten Gegenden der Welt und wissen das auch ganz genau. Die sonnige „no worries“-Einstellung springt schnell auf jeden über. Es ist ganz normal, dass man völlig Fremde mit einem „G’day, mate“ begrüsst und jeder ist begeistert dir zu helfen oder Auskunft zu geben.

Speziell die Stadt Gold Coast hat mir sehr gefallen. Im Gegensatz zu den Metropolen wie Sydney oder Melbourne wirkt Gold Coast trotz 600.000 Einwohnern wie eine in die Höhe gewachsene Kleinstadt, ohne dass man sich eine Minute verloren fühlt. Alles ist in vertretbarer Entfernung erreichbar. Zwar muss auch Gold Coast ohne architektonischen Charme auskommen, weil Australien dafür einfach zu jung ist, doch die Aussicht aus den Wolkenkratzern lässt das vollkommen vergessen.

Über die Reisen in Australien, nach Neuseeland und Fidschi, die ich während und nach dem Semester unternommen habe, könnte ich nochmal genauso viel schreiben.

Erst wenn man zurück in Deutschland ist, merkt man, wie sehr man sich an Sonne, Palmen, Strand, Pools und die lässige Mentalität gewöhnen kann. Und dann wundert man sich zuhause über Ampeln, die kein Geräusch machen, wenn sie grün werden und Mitmenschen, die Thongs (FlipFlops) in der Öffentlichkeit für unangemessene Fußbekleidung halten.

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