Wer sich traut, lernt doppelt und dreifach fürs Leben
Kaufmann_P_Portrait

Pia Kaufmann | Bachelorstudentin

Wo
James Cook University

Zeitraum
2017 - 2019

Was
Political Science and International Relations

Studienprogramm
Bachelor

Förderung
IRH Förderprogramm

03.12.2019

Ich bin froh den Schritt zum Auslandsstudium gemacht zu haben

Erfahrungsbericht Kaufmann Landschaft Australien

Meine Entscheidung nach Australien zu gehen um dort zu Politikwissenschaften zu studieren, habe ich vor etwas mehr als einem Jahr gefällt. Eigentlich wollte ich erst mal nur nach ein paar Information fragen, als ich beim Ranke Heinemann-Institut anrief, aber dann ging alles ganz schnell. Durch die Unterstützung des Instituts erhielt ich die erforderlichen Informationen und zusätzlich die Möglichkeit auf eine Studienbeihilfe (Das Ranke Heinemann-Institut übernimmt 10 Prozent der anfallenden Studiengebühren). Die Mitarbeiter des Instituts korrigierten und verschickten meine Bewerbungen und ich brauchte nur noch das Visum zu beantragen. Da ich das ganze Bewerbungsverfahren ohne Beihilfe meiner Familie anging, war ich froh, das Ranke Heinemann Instituts an meiner Seite zu haben.Von drei herausgeschickten Bewerbungen kamen auch drei Zusagen zurück. Ich entschied mich für die ''preisgünstigste'' Universität, die James Cook University in Townsville, Queensland. Preisgünstig heisst aber nicht schlecht, die James Cook University gilt als die beste Universität im Bereich Meeresbiologie und ist meiner Meinung nach bestens ausgestattet.

Durch meine schnelle Entscheidung, den Stress bei der Planung und der Bewerbung hatte ich keine Zeit nervös zu werden. Die geballte Nervosität kam dann eine Woche vor dem Flug, als ich versuchte, mich online für meine Kurse einzuschreiben. Nichts klappte, es war einfach viel zu kompliziert und ich hab kein Wort verstanden. ''Wenn ich nicht mal schaffe mich für die Kurse zu bewerben, wie soll ich dann ein Studium schaffen?'' Habe ich mich frustriert gefragt. Einen Tag vor meinem Flug kam dann ein zweiter Grund für Aufregung, die Frau bei der ich einziehen sollte, informierte mich in einer kurzen Nachricht bei Facebook, dass sie wieder mit ihrem Partner zusammen sei und das Zimmer leider nicht mehr zur verfügung stehe. Mit den ganzen Sorgen und ohne Unterkunft war es ein mulmiges Gefühl in den Flieger zu steigen.

Für die erste Woche in Townsville habe ich dann ein Air BnB gebucht. Die Unterkunft erwies sich als ziemlicher Glücksgriff! Die Besitzerin, Jai, war nur ein paar Jahre älter als ich, sehr hilfreich und freundlich. Sie und ihr Hund Betty, der fröhlichste Hund der Welt, haben alles dafür getan, mir das Gefühl zu geben willkommen zu sein. Mit Jai und Betty habe ich dann auch das erste mal Castle Hill bestiegen. Castle Hill ist ein Berg in der Stadtmitte und gleichzeitig eine der wenigen Sehenswürdigkeiten in Townsville. Man glaubt nicht, wie anstrengend es ist, bei tropischen Temperaturen einen Berg zu besteigen! Doch wenn man oben angekommen ist und wieder atmen kann, hat man einen wunderschönen Blick über Townsville, bis hin zu Magnetic Island. Mit Unterstützung von Jai konnte ich dann, da ich glücklicher Weise schon einen Monat vor Studiumsbeginn nach Townsville gekommen bin, in Ruhe nach einer schönen Wohnung suchen. In Townsville findet man momentan unglaublich viele schöne und günstige Unterkünfte abseits der Universität, so hatte ich das Glück, recht schnell ein schönes Zimmer mit Balkon in einer netten WG zu finden. Als das erledigt war hatte ich Zeit genug mein etwas eingerostetes Englisch zu verbessern und mich an das neue Klima in Australien gewöhnen. Ich bin im Januar angekommen, also im Hochsommer! Wie schon oben erwähnt, Townsville liegt in North Queensland und ist deswegen ziemlich tropisch, das bedeutete um die 39 Grad, die sich durch die Luftfeuchtigkeit anfühlen wie 100. Die ersten Tage bin ich mit meiner hellen Haut nur von Schatten zu Schatten gesprungen.

Die Universität habe ich mir in den ersten Wochen dann ganz in Ruhe angucken können. Ich war und bin immer noch sehr begeistert. Der Campus sieht eher aus wie ein kleiner Urwald, und versteckt zwischen den Palmen findet man dann die Vorlesungsräume, Cafés und gemütliche Sitzecken. Die James Cook University hat mich grade am Anfang auch sehr mit organisatorischen Dingen unterstützt und mir ein bisschen meine Panik vor dem Studium genommen. Schon vor der Einführungswoche gab es zahllose Kurse für internationale Studenten ''How to enrole?'' oder ''Plan your studies''. Ersteres war für mich sehr hilfreich. Kurz gesagt, ich hatte das Gefühl, dass man in den ersten Wochen an der James Cook University oft an die Hand genommen wird, vieles wird doppelt und dreifach erklärt, damit es auch jeder versteht und es gibt unzählige Hilfsgruppen etc.

Nach einem Monat in Australien hatte ich mich dann schon etwas eingelebt und langsam die interessanten Dinge gefunden, die man in Townsville erleben kann. Es gibt hier zum Beispiel eine kleine Musikszene die ''Neighbourhood Sessions'' organisiert, dort trifft man sich in irgendeinem Garten in der Nachbarschaft und hört bei Picknick und Bier den Musikern zu. Der erste Monat war also sehr entspannt und ich hatte genug Zeit genug mich an alles Neue zu gewöhnen, sodass ich ohne Probleme und Stress anfangen konnte zu studieren.

Für Internationale Studenten fängt das Semester an der James Cook mit dem International Students Day an. Für Studenten wie mich, die sich entschieden haben ausserhalb des Campus zu wohnen, war es Anfangs schwer, sich einer Gruppe anzuschliessen. Die vielen On-Campus Studenten hatten sich alle schon in ihren Wohnheimen kennen gelernt. Doch man findet immer ein paar Leute die nett sind, und ich hatte das Glück, direkt in einer Gruppe mit Leuten in meinem Alter zu sitzen. Wenn man dann sein Grüppchen zusammen hat, macht man sogar die ganzen Kennenlernspiele mit, die bestimmt jeder noch aus Schulzeiten kennt. „Findet einen Partner der nicht neben euch sitzt und überlegt euch 3 Fragen...etc“.

Die erste Uniwoche, die O-Woche, war dann ziemlich witzig, da man noch keine Kurse hat, dackelt man in kleinen Gruppen einem älteren Studenten nach, der einem den Campus zeigt. Abends traf man sich dann mit allen in der Unibar. Für mich persönlich war die O-Woche zwar witzig, doch da ich mit 24 Jahren deutlich über dem Altersdurchschnitt liege, haben mich viele Dinge wie, ''wie kaufe ich gesund ein'' und ''what to do when I'm homesick'' nicht wirklich betroffen. Die Internationalen Studenten in meinem Alter sind auch eher zum studieren, als für das Uni-Party-Leben nach Australien gezogen, so hatte ich immer Leute um mich herum, mit denen ich mich austauschen und alternativ Programme unternehmen konnte. Magnetic Island ist zum Beispiel nur eine halbe Stunde entfernt und man kann Wallabies füttern, tauchen und wenn man Glück hat auch Koalas sehen. Leider hab ich noch keinen entdeckt, dafür mangelt es hier nicht an kleinen Haustieren wie Kakerlaken und Spinnen. Mein Mitbewohner und ich haben seit kurzem auch eine Rieseneidechse im Vorgarten wohnen, die wie ''Larry'' getauft haben, und der ist beinahe so süss wie ein Koala.

Die zweite Woche ist dann eigentlich die erste richtige Uni-Woche, man lernt seine Professoren, Tutoren und den Kurs kennen. Man hört den Professoren zu wenn sie erklären wie sehr man sich anstrengen muss um das Fach zu bestehen, versucht heraus zu finden wie sehr man sich wirklich anstrengen muss um das Fach zu bestehen und verläuft sich ständig auf dem Campus. Persönlich war diese zweite erste Woche gleichzeitig unglaublich interessant und verwirrend. Ich glaube jeder internationale Student kämpft grade am Anfang etwas mit dem Sprachdefizit, und den Überfluss an Informationen. Dadurch, dass ich die letzten 5 Jahre nur gereist bin, dachte ich mein Englisch wäre super, nur hatte ich vergessen, dass unter Backpackern in Hostel's selten akademisches Englisch gesprochen wird. Die ersten drei Wochen waren also eine Mischung aus ''wow ist das interessant'' und ''oh Gott, ich werd das nie schaffen''. Das Studium ist sehr „textlastig“, viele Bücher mussten bestellt werden. Von den Professoren wurden in jedem Fach regelmäßig Essays eingefordert. So ging es nicht nur um Inhaltliches, sondern auch „wissenschaftliches Schreiben“ musste ich schnell lernen. Irgendwann hat es dann aber einfach alles geklappt und es kamen nur gute Noten zurück. Inzwischen bin ich, auch wenn der Stress durch das Semester zwar nicht nachlässt, doch gelassener und bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Zwischen den Vorlesungen und Tutorials hat man häufig ein paar Stunden Pause bis zum nächsten Kurs. In der Zeit kann man an der James Cook unglaublich viel machen. Ich treffe mich meist mit Freunden auf einen Kaffee und wir setzen uns irgendwo in die Sonne, oder ich schnappe mir meine Bücher und lerne drauss

en. Es gibt auch ein Fitness Studio, einen Supermarkt, einige Restaurants und wahrscheinlich noch viel mehr interessantes, was ich selbst noch nicht entdeckt habe. Und fast immer scheint die Sonne! Es ist wirklich motivierender morgens aufzustehen und bei strahlendem Sonnenschein zur Vorlesung zu gehen, als bei grauem Himmel und Regen.

Jetzt ist mein erstes Semester und der Stress mit den vielen Hausarbeiten fast vorbei, nur die Klausuren liegen noch an und dann kann ich endlich das Land ausserhalb Townsville's angucken. Ich würde sagen, dass sich die Entscheidung in Australien zu studieren für mich sehr gelohnt hat. Auch wenn ich viel Unterstützung durch die Universität bekommen habe, hab ich doch sehr viel alleine geschafft auf das ich stolz sein kann. Ich glaube, jeder der sich traut alleine in ein anderes Land zu ziehen und sich dadurch erschwerten Studienbedingungen stellt, lernt doppelt und dreifach fürs Leben. Ich für meinen Teil lebe gerne hier, auch wenn Townsville nicht mehr meine erste Wahl wäre und ich wahrscheinlich auf eine andere Universität wechseln werde, habe ich hier unglaublich viele schöne Erfahrungen gesammelt und ich bin froh, den Schritt zu einem Auslandsstudium gemacht zu haben.

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