Sowohl die Uni als auch die Stadt hat mich überzeugt

Marc Großmann | LL.M Student

Wo
The University of Sydney

Zeitraum
2016 - 2017

Was
Rechtswissenschaften

Studienprogramm
LL.M - Master of Laws

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2016

LL.M an der University of Sydney

The University of Sydney

Nachdem ich mein erstes juristisches Staatsexamen bestanden habe war ich mir relativ schnell darüber im Klaren, nicht gleich ins Referendariat gehen zu wollen, sondern einige Zeit etwas anderes zu sehen als die Mühle der deutschen juristischen Ausbildung. Ich wollte etwas Abstand gewinnen von dem ganzen Lernen, das einen ein Jahr lang gefangen genommen hat und das soziale Leben fast gänzlich verdrängt hat. Jeder, der sein Examen hinter sich hat, wird verstehen was ich meine. Neben diesem Aspekt spielte aber auch der Gedanke eine Rolle, durch ein Auslandsstudium vielleicht einen Teilbereich zu finden, in welchem ich mich nach dem zweiten Examen spezialisieren könnte; also herauszufinden, in welche Richtung ich gehen möchte. Aus diesen Gründen entschied ich mich dazu, einen LLM im Ausland zu absolvieren. 

2. Unisuche

Die Suche nach geeigneten Universitäten gestaltete sich anfangs etwas schwierig, da man sich zunächst einem unüberschaubaren Angebot verschiedenster Universitäten und LLM-Programmen gegenübersieht und jede Universität unterschiedliche Anforderungen stellt und Bewerbungsunterlagen fordert. Allerdings beginnen die meisten LLM Programme im Herbst und wenn man (wie ich) im Frühling beginnen möchte reduziert sich die Anzahl potentieller Unis schnell. Insbesondere Australien oder Neuseeland stellen dann die besten Möglichkeiten dar, da man hier an den meisten Unis sowohl im Frühling als auch im Herbst beginnen kann. Desweitern verfügen viele australische Unis über einen exzellenten Ruf. Hinzu kommt, dass man sich bei der Bewerbung für australische und neuseeländische Unis der Hilfe der Ranke Heinemann Stiftung bedienen kann. Ranke Heinemann übernimmt den gesamten Bewerbungsprozess, inklusive der Beglaubigung der einzelnen Dokumente, was ansonsten mehrere hundert Euro Notargebühren kosten kann. Desweiteren erhält man eine Förderung in Höhe von 10% der Studienkosten, wenn man die Hilfe von Ranke Heinemann in Anspruch nimmt, was bei den hohen Kosten eine beachtliche Summe ausmacht. Ich habe mich mit Hilfe von Ranke Heinemann an drei australischen Unis beworben (Australian National University, University of Melbourne, University of Sydney). Alle meine Bewerbungen waren erfolgreich und ich entschied mich letztlich dazu, das Angebot der University of Sydney anzunehmen. 

3. Vor der Abfahrt

Die nächsten Sachen, die man abhaken muss sind: Visum, Kontoeröffnung und Unterkunft.

Die Beantragung des Visums stellt für EU-Bürger gar kein Problem dar. Alles läuft online ab und man muss lediglich ein paar Fragen beantworten und seine Confirmation of Enrolment hochladen. Dieses Dokument bekommt man kurz nach Annahme des Studienplatzes. Die Visumsbeantragung hat bei mir nicht mal zwei Stunden gedauert.

Die Eröffnung eines australischen Kontos bietet sich an, da es das tägliche Leben in Australien um einiges einfacher macht. Zwar haben einige Freunde von mir „nur“ ein DKB-Konto, mit dem man weltweit ohne Gebühren abheben kann, und fahren damit gut. Ich finde ein australisches Konto aber unkomplizierter, insbesondere was Überweisungen angeht, da man keine Wechselgebühren zu bezahlen hat. Ich habe ein Konto bei Westpac eröffnet, was ich nur empfehlen kann. Zum einen kann man das Konto bereits aus Deutschland eröffnen und bereits Geld einzahlen bevor man nach Australien kommt und zum anderen finden sich Westpac Automaten an jeder Ecke.

 

Im Hinblick auf die passende Unterkunft ist zu beachten, dass in Sydney extrem hohe Mieten verlangt werden. Ich habe zunächst für 6 Monate ein Zimmer in einer Studentenunterkunft gemietet und dafür 390 $ wöchentlich gezahlt. Die von mir gewählte Unterkunft (UniLodge on Broadway) kann ich nicht empfehlen, neben dem überhöhten Preis waren die Räumlichkeiten ziemlich bescheiden und das Gebäude sehr unsauber. Kakerlaken im Zimmer waren keine Seltenheit. Was allerdings positiv an einer Studentenunterkunft ist, und es gibt auch deutlich bessere als UniLodge (bspw Urbanest, Abercrombie oder Village), ist der Umstand, dass man relativ schnell viele Leute kennenlernt. Allerdings würde ich jedem empfehlen nur einen 6 monatigen Vertrag abzuschließen, da man so frei ist nach neuen Möglichkeiten zu suchen und nicht daran gebunden ist, 12 Monate in der Unterkunft bleiben zu müssen. Nach 6 Monaten bin ich dann mit zwei Freunden zusammengezogen und wir haben für 1.200 $ eine Wohnung mit Blick auf die Oper und die Harbour Bridge gefunden. 

4. Uni

Das Unileben in Australien ist anders als in Deutschland, was aber zum Großteil daran liegt, dass ich einen Master (Master of Law) hier mache. Der Master ist hier hauptsächlich auf Leute zugeschnitten, die arbeiten und nicht nur studieren. Daher werden die meisten Kurse in Blockveranstaltungen angeboten, was bedeutet, dass ein Kurs über 4 Tage jeweils von 09.00-17.00 Uhr geht. Dies war anfangs etwas ungewohnt, da man so keinen richtigen Stundenplan hat, auf der anderen Seite ist die Präsenzzeit so auch geringer, was einem mehr Zeit gibt, an den Assignments zu arbeiten oder andere Dinge zu tun. Die Assignments sind für jeden Kurs unterschiedlich. Manchmal muss man einen kleinen Essay (3.000 – 5.000 Wörter) und ein Take-Home-Exam schreiben, manchmal auch nur einen großen Essay (8.000 Wörter), andere Kurse verlangen In-Class-Tests oder auch Class Participation oder Presentations. Meist wird eine Kombination aus den genannten Möglichkeiten verlangt. Die Anforderungen scheinen anfangs etwas hoch, allerdings zeigt sich schnell, dass die Assignments relativ leicht zu bestehen sind. Wenn man deutsche Anforderungen gewohnt ist, wird man mit normalem Aufwand die Assignments gut bestehen.

Die einzelnen Kurse, zumindest im Master, finden in kleinen Gruppen statt. In einigen Kursen wird verlangt, dass man sich aktiv beteiligt, in anderen Kursen wird eine derartige Beteiligung nicht gefordert. Allerdings sind die meisten Professoren sehr nett und offen, was eine Beteiligung an den Kursen sehr einfach macht.

Die Liste an möglichen Kursen ist sehr lang und man kann sich seine Kurse nach seinen Präferenzen gut zusammenstellen.


5. Leben

Sydney ist eine extrem lebenswerte Stadt, sehr sauber, sicher und multikulturell. In meinen Augen, eine der schönsten Städte, die ich bis jetzt besucht habe. Der Mix aus Strandleben (insb in Bondi) und urbaner Großstadt ist das was Sydney ausmacht. Was das Weggehen betrifft, muss man aber wissen, dass in Sydney die sogenannte Lock-out Rule existiert, was bedeutet, dass man keine Bars mehr nach 01:30 betreten kann und um 03:00 die allermeisten Bars und Diskos schließen. Vereinzelt gibt es zwar noch Möglichkeiten, nach dieser Uhrzeit wegzugehen, aber diese sind sehr rar. Wenn man sich aber darauf einstellt, kann man dennoch gut weggehen und feiern.

In Sydney kann man auch viele Dinge in der Natur unternehmen. Beispielsweise kann man die vielen Coastal Walks abwandern und so sehr entspannt die unfassbare Natur in und um Sydney erleben. Desweiteren sind die Blue Mountains nicht weit weg, auch hier kann man gut wandern oder Mountain-biken.

6. Schluss

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl für Sydney eine sehr gute war. Ich habe die Zeit bis hierhin sehr genossen und habe noch ein paar gute Monate vor mir. Insbesondere wenn man sich eingelebt und gute Leute kennengelernt hat, kann man in Sydney viel Spaß haben. Die unterschiedlichen Kurse an der Uni bieten einem die Möglichkeit, sich viele verschiedene Bereiche anzusehen und sich so mit Dingen beschäftigen, mit denen man sich ansonsten vielleicht nicht auseinandergesetzt hätte. Alles in allem hat mich sowohl die Uni als auch die Stadt überzeugt und ich würde meine Wahl wieder genauso treffen. 

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