Ich kann nur jedem empfehlen diesen Schritt zu wagen

Alexander Hagikian | LL.M. Student

Wo
The University of Sydney

Zeitraum
2016 - 2017

Was
Rechtswissenschaften

Studienprogramm
LL.M. Master of Laws

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2016

LL.M. an der University of Sydney

1. Entscheidung

Bereits während meiner Vorbereitung auf das erste Staatsexamen habe ich mich intensiv mit dem Gedanken auseinandergesetzt, im Anschluss dessen den Master of Laws im Ausland zu absolvieren. Einerseits lagen die Gründe sicherlich darin sich für die spätere Karriere bessere Chancen zu verschaffen und sich von der Masse der Juristen ein wenig abzuheben. Allerdings wollte ich mir darüberhinaus die Chance nicht nehmen lassen, während des Studiums noch eine andere Kultur kennen zu lernen und mein Englisch weiterhin zu verbessern.

Im weiteren Verlauf befasste ich mich intensiv mit den verschiedenen Angeboten diverser Universitäten in den USA, Australien und England Hierbei spielten Gesichtspunkte wie das Ranking der Universität, die Höhe der Studiengebühren und der Lifestyle eine entscheidende Rolle. Aufgrund der hohen Gebühren für diejenigen Universitäten, die mich wirklich reizten, schied die USA ziemlich schnell aus und es lief auf Australien und England hinaus. Da ich bereits nach dem Abitur eine Sprachschule in London besuchte und mich der Gedanke auf einem anderen Kontinent zu leben, mehr reizte, entschied ich mich schlussendlich für Australien. Zumal die Universität in Sydney eine hervorragende Reputation besitzt und auf den Rankings für Law schools auf Platz 11 der Welt geführt wird.

Das LLM Programm geht ca. 10 Monate und bietet hierbei eine große Auswahl an Kursmöglichkeiten.

Mein Erfahrungsbericht wurde nach dem ersten Semester im Juli 2015 verfasst.

2. Bewerbung und Vorbereitungen

In meiner Entscheidungsphase habe ich mir einen Ratgeber von „e-fellows“ zum Thema LLM Studium zugelegt und bin dadurch auf das Ranke-Heinemann Institut gestoßen, welches für das Studium in Australien empfohlen wurde.

Für die Bewerbung für Semester 1 im Februar 2016 habe ich dann alle Unterlagen vorbereitet und per Post oder Email an das Büro verschickt. So musste ich mir keine Gedanken um Übersetzungen und Beglaubigungen machen und da ich mich in einer Zeit bewarb, als ich mich noch selbst in den finalen Zügen meines Studiums befand, hat es mir das ganze extrem erleichtert und wahrscheinlich überhaupt erst möglich gemacht.

Da mit meiner abschließenden Note erst im Januar zu rechnen war, erhielt ich auf der bis dato vorliegenden Dokumente ein Conditional Offer der Universität Sydney.

Dies konnte ich im Januar 2016 nachreichen und habe dann auch sofort die finale Zusage der Universität erhalten. Um das Angebot anzunehmen, musste ich die erste Rate der Studiengebühren überweisen.

Als internationaler Student in Australien ist man verpflichtet die Overseas Student Health Cover (OSHC) abzuschließen, eine private Krankenversicherung. Fast jede Uni hat ihren bevorzugten Anbieter, die dann meist ein Büro auf dem Campus haben, was praktisch sein kann. Ich habe mich für den Partner der Universität Sydney entschieden und die Versicherung bei der Allianz Global Health Care abgeschlossen. Hierfür gibt es eine eigene App, wo man sich mit seinen Daten einloggen kann und dies bei einem Arzttermin vorzeigen kann.

Nachdem also die OSHC abgeschlossen und die Studiengebühren überwiesen waren, hatte ich dadurch das Studienplatzangebot der USYD offiziell angenommen und ich erhielt die Confirmation of Enrolment (CoE), welche für die Beantragung des Visums benötigt wird. Das Visum lässt sich einfach online beantragen und war zu meiner Überraschung bereits nach wenigen Minuten per E-Mail da.

Mein Bankkonto habe ich bereits von Deutschland aus bei der ANZ Bank eröffnet, die keine Gebühren für Studenten erhebt und viele Filialen in Europa hat. Meine Bankkarte lag schon zur Abholung in der Filiale bereit, als ich in Sydney ankam. Sehr praktisch ist auch, dass man Bargeld direkt am Automaten einzahlen kann. Außerdem nutze ich mit meine Consorsbank-Visakarte, mit der ich kostenlos Bargeld am Automaten abheben kann und zahle es direkt auf mein ANZ-Konto ein. Wenn aber mal größere Überweisung aus Deutschland anstehen, ist das Portal von Transferwise zu empfehlen, welche geringe Gebühren und schnellen Überweisungen bietet.

In Sachen Flugbuchung konnte ich mich relativ spät erst darum kommen und mir u.a. auch von STA Travel Angebote eingeholt. Da ich relativ kurzfristig erst endgültig den Flug buchen konnte, fand ich keinen billigeren als für 1200 Euro.

Eben aufgrund dieser Kurzfristigkeit konnte ich mich auch nicht für diverse Stipendien bewerben und musste Ich mich neben der privaten Finanzierung um Finanzierungsmöglichkeiten über sog. Bildungsfonds wie der Deutschen Bildung kümmern.

3. Start in Sydney

Kurz nach Ankunft habe ich mir eine Prepaid-SIM-Karte gekauft. Die beiden großen Anbieter in Australien sind Optus und Telstra, wobei Telstra oft ein bisschen teurer ist, dafür aber auch in abgelegenen Gebiete eine gute Abdeckung hat. Die meisten Tarife beinhalten ein großes Datenpaket für Internet sowie Credit, der für Anrufe nach Deutschland verwendet werden kann. Ich habe mich für Telstra entschieden und lade monatlich $30 auf. Dank des hohen Datenvolumens kann man auch gut über What’s App telefonieren, wenn man unterwegs ist.

Ich bin schon eine Woche vor Beginn der Orientation Week in Sydney angekommen, da ich mir ein wenig Zeit der Eingewöhnung gönnen wollte. Um die Wohnungssuche habe ich mich bereits aus Deutschland gekümmert und habe mich letztendlich für das Wohnen am Campus entschieden. Ich wollte einfach eine Unterkunft haben, die ich bereits bei Ankunft beziehen konnte. Da der Wohnungsmarkt in Sydney sehr kurzfristig und spontan ist, hätte ich sonst vor Ort suchen müssen und mir in der Zwischenzeit etwas über Airbnb oder ein Hostel suchen müssen. Letztendlich ist das Wohnen am Campus noch ein Tick teurer (in meinem Fall 385$/Woche), aber dafür habe ich direkt in Newtown, in einem absoluten Szeneviertel gewohnt und war in 5 Minuten auf dem Campus.

Zumal bieten Student Accomodations wie das University Village auch soziale Aktivitäten, wie eine eigene Orientierungswoche, wo man andere Studenten kennenlernen kann und direkt Anschluss findet. Auch während des Semesters finden dort einige Events statt, bei denen es Freigetränke und Essen gibt.

Um die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Zug, und Fähren) in Sydney nutzen zu können, muss man sich eine Opal Card anschaffen, die man mit einem Guthaben auflädt und pro Strecke der jeweilige Betrag abgezogen wird. Als International Student hat man leider kein Recht auf eine Consession Card, sodass man immer den vollen Preis bezahlt. Nach acht Fahrten sind alle weiteren bis zum nächsten Wochenanfang frei, was ganz praktisch ist, wenn man z.B. am Wochenende den Zug für Ausflüge nutzt. Ansonsten bietet sich auch Uber an, was in Sydney viel genutzt wird und günstiger als gewöhnliche Taxis ist...

4. Studium an der University of Sydney

Bevor die Vorlesungen losgehen, findet die Orientation Week statt, in der sich die Gelegenheit bietet, die Universität mit all ihren Angeboten kennenzulernen. Besonders zu empfehlen sind die Einführungen in die zahlreichen IT-Systeme, Führungen über den Campus, bzw. die Bibliothek und die Networking-Events. Während dieser Tage war der Campus total überlaufen und glich einem Rummelplatz. Überall waren Stände von Sponsoren und auch von den sog. Societys, die sich den Studenten vorstellen und für die Aktivitäten außerhalb des Uni Alltags sorgen. Hierbei bietet sich die volle Bandbreite aller denkbaren Beschäftigungen – von sämtlichen Sportarten bis hin zu Länderbezogenen Societys wie die „German Society“ oder auch die „Chocolat Society“ für Liebhaber. Voraussetzung für die Teilnahme an einer so einer Society ist die Mitgliedschaft bei der University of Sydney Union (USU), eine Art Studentenschaft, die das ganze Leben am Campus regelt und auch die meisten Kaffees und Restaurants leitet. Für die Mitgliedschaft zahlt man 75 $ für das Semester, dafür werden einem eine Menge Vergünstigungen und Angebote zuteil, sodass sich diese Investition schnell amortisiert.

Pro Semester hat man vier Fächer, die jeweils 6 Credit Points zählen. Bei der Wahl der Kurse ist zwischen sog. Intense Classes und Kursen, die wöchentlich stattfinden, zu unterscheiden. Die Intense Classes finden hingegen als Blockseminar statt. Der Stoff wird auf 4 Tage geballt und dementsprechend anstrengend sind diese Kurse. Insgesamt ist der Aufwand für Vor- und Nachbereitungen der Kurse sehr hoch und die verschiedenen Assignments nehmen auch viel Ziel in Anspruch. Anders als in Deutschland gibt es nämlich nicht nur eine Klausur am Ende des Semesters. Normalerweise hat man zwei bis drei verschiedene Assignements. (Präsentationen, Essays, Take-Home Exams, Klausuren), aus denen sich die Gesamtnote zusammensetzt. So hat man über das Semester verteilt viel zu tun, andererseits ist der Druck vor den Klausuren dementsprechend geringer.

Insgesamt kann man sagen, dass der Master of Laws an der USYD eher auf Studenten zugeschnitten ist, die bereits voll arbeiten und den Master berufsbegleitend absoliveren. Dementsprechend finden sämtliche Kurse, die wöchentlich laufen, um 18 Uhr statt und die Intensiv Kurse immer an Freitagen und Samstagen. Dafür sind die Gruppen sehr klein und man hat in allen Fächern ein recht entspanntes Verhältnis zu den Dozenten: man spricht sich mit Vornamen an und bekommt in der Regel schnelle Rückmeldungen, wenn man Fragen hat.

Das Notensystem in Australien ist etwas anders als in Deutschland. So bekommt man nämlich meist 75-85% (Distinction), wenn man eine gute Arbeit abgeliefert und alle Kriterien erfüllt hat. Nur wenn die Arbeit outstanding ist, bzw. die Kriterien in besonderem Maße übertroffen hat, gibt es mehr als 85% (High Distinction).

Darüber hinaus bietet sie viele verschiedene Services für Studenten an, wie dem Medical Center und Councelling Service, dem Career Service, bei dem man Tipps und Tricks zu CV, Cover Lettern und der Jobsuche bekommt, oder Learning Center, die einem bei Assignments helfen. All das ist natürlich kostenlos (bzw. durch die Studiengebühren abgedeckt).

Neben diesen offiziellen Angeboten, gibt es an der USYD auch viele verschiedene Sportteams, die im Vergleich zu den Societys ein wenig seriöser und ernster betrieben werden. Gleich zu Beginn des Semesters habe ich einem Trial für Fussball teilgenommen, bei dem mehrere Coaches ca. 100 Spieler begutachten. Daraufhin wurde ich in eines der Teams aufgenommen, mit dem wir jeden Samstag ein Ligaspiel hatten. Zusätzlich fand auch unter der Woche Training statt. Jedoch spielt Fussball im Vergleich zu den großen Sportarten wie Rugby nur eine untergeordnete Rolle, weshalb die Qualität im Vergleich zu Deutschland schon hinterher hinkt. 

5. Unternehmungen in Sydney

In einer großen Stadt wie Sydney gibt es natürlich eine Menge zu sehen und zu erleben. In den ersten Tagen bietet es sich besonders an, zu Fuß durch die Stadt zu gehen (z.B. Hyde Park, Royal Botanical Garden, Circular Quay, the Rocks, über die Harbour Bridge laufen, Haymarket…). An den Wochenende stößt man dabei oft auf kleine Märkte (z.B. in den Rocks, oder auch in Glebe, Kensington usw.).

Als Trips beliebt sind z.B. Whale Watching, eine Weinverkostung in Hunter Valley, Hiking in den Blue Mountains oder dem Royal National Park und der Coogee-Bondi Coastal Walk. Strände gibt es auch viele zur Auswahl, wobei zu meinen Favoriten Bondi, Bronte und Manly gehören. Rund um den Hafen gibt es auch einige versteckte Plätze, wie z.B. den Milk Beach, mit schönen Blick auf die Harbour Bridge. In Coggee, Manly und Bondi kann man gut surfen (lernen), wobei viele Austauschstudenten am Surf-Camp teilnehmen, welches von der Universität angeboten wird. In fast allen Parks und an den Stränden gibt es übrigens Grill-Stationen, die man frei zugänglich sind und zudem sauber sind.

Je nach Jahreszeit bzw. Saison lohnt es sich zu Spielen der Sportteams in Sydney zu gehen. Australian Football (AFL) ist zum Beispiel sehr populär in Sydney, oder auch Rugby League/Rugby Union und Cricket Spiele. Fußball gibt es natürlich auch.

6. Fazit

Ans andere Ende der Welt zu fliegen, um dort zu studieren, ist schon eine große Entscheidung und eine, für die man sich Zeit nehmen sollte. Ich bin mit jedoch sicher, die richtige getroffen zu haben. Es fühlt sich zwar schon komisch an, Familie und Freunde zurückzulassen und dann noch so weit weg von ihnen zu sein, allerdings bietet Sydney reichlich Ablenkung und die Lebensqualität ist dort sehr hoch. Auch vom Studium her eröffnet der Master eine ganz neue Erfahrung. Weg von dem starren Jura Studium in Deutschland, hin zu sehr einem sehr freien Studium in Sydney, welches keine juristischen Gutachten erfordert, sondern eher freie Research Projekte, für die man viel Zeit eingeräumt bekommt und nach eigenem Ermessen verfolgt.

Ich kann nur jedem empfehlen diesen Schritt zu wagen und sich einer solchen Herausforderung zu stellen.

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