Die offene und freundliche Art der Australier macht das Leben hier sehr angenehm

Ambrin Hasnain | HU Berlin

Wo
The University of Melbourne

Zeitraum
2016 - 2017

Was
Master of Arts and Cultural Management

Studienprogramm
Master

Förderung
IRH Förderprogramm

31.07.2016

Masterstudium an der University of Melbourne

Wilsons Prom

Mit der Unterstützung und Förderung des Institut Ranke-Heinemanns habe ich Ende Februar 2016 mein Studium des „Master of Arts and Cultural Management“ an der University of Melbourne in Australien begonnen. Nun, nach dem Abschluss meines ersten Semesters, habe ich einiges zu berichten.

Alles fing an, als ich im Jahr 2013 zwei Austauschsemester an der University of Melbourne verbracht habe. In diesem Jahr habe ich mich in die Stadt verliebt und viele enge Freunde und Freundinnen mit ähnlichen Interessen gefunden. Deshalb habe ich mich nach meinem Bachelorabschluss dazu entschieden, für ein zweijähriges Masterstudium nach Melbourne zurückzukehren. Da ich gerne im Kulturmanagement arbeiten möchte, schien der Studiengang „Master of Arts and Cultural Management“ wie für mich gemacht. Ich war mir gleichzeitig aber auch im Klaren darüber, dass es eine große Herausforderung für mich sein wird, vier Semester in Australien zu studieren. 

Mein erstes Semester bestätige diese Ahnung. Ich belegte vier Fächer, die während dem Semester mehrere Essays, Präsentationen und eine Menge an Lesestoff forderten, ganz im Gegensatz zu meinem Studium in Deutschland, in dem hauptsächlich am Ende des Semesters Hausarbeiten geschrieben wurden, für die man mehrere Wochen während der Semesterferien Zeit hatte. Obwohl die Prüfungsphasen in meinem ersten Semester ziemlich stressig waren, hat das Semester und der Unterricht viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt, das mir bei meiner angestrebten Karriere von großem Nutzen sein wird. Alle meine Dozent_innen waren hochmotiviert und hatten selbst berufliche Erfahrungen im Kultursektor.

Die Gruppen in den Tutorials, die Seminaren an deutschen Hochschulen entsprechen, bestanden aus dreißig oder weniger Studierenden (in Berlin waren wir teilweise vierzig Student_innen), was eine gute Voraussetzung für rege Diskussionen und interessante Gruppenarbeiten bot. Die Internationalität meiner Kommiliton_innen, die unter anderem aus China, Malaysia, Italien, Indonesien und natürlich Australien stammen, machte diese Diskussionen noch interessanter. Durch die beschauliche Größe des Studiengangs – es haben ca. 40 weitere Studierende das Studium mit mir begonnen – haben wir uns alle schnell persönlich kennengelernt, was während meinem Bachelorstudium bis zum Ende des Studiums nicht der Fall war. 

Das Studium an der University of Melbourne bietet Studierenden umfangreiche Forschungsmöglichkeiten. Der Campus verfügt über einige großartige Bibliotheken, bietet eine große Sammlung an Werken für jeden Studienbereich und ermöglicht einen kostenlosen online Zugriff auf viele wissenschaftliche Zeitschriften. Nicht grundlos ist die Universität international hochanerkannt. Auch die Fakultätsmitarbeiter_innen und Dozent_innen sind äußerst hilfsbereit und immer dazu bereit Studierenden per Email oder persönlich zur Seite zu stehen. Neben den Bibliotheken bieten einige Fakultäten ihren Studierenden auch zusätzliche Arbeitsräume an. Auch für Verpflegung und Entspannung ist gesorgt: Es gibt zwar keine Mensa auf dem Campus, dafür aber mehrere Cafés (in Melbourne geht nichts ohne Kaffee), Imbissstände und Biergärten, wo man eine Auszeit vom hektischen Studentenleben nehmen kann.

Es gibt außerdem einige Grünflächen, auf denen ich den dieses Jahr ziemlich langanhaltenden Sommer in meinen Freistunden genießen konnte. Außerdem findet jeden Dienstag ein kleines Konzert einer ortsansässigen Band statt, bei dem kostenloses Mittagessen angeboten wird. Dieses Event sowie viele weitere sind von der Student Union organisiert. Unter ihrem Dach befinden sich auch viele Studentenclubs wie z.B. die „Film Society“, den „Chess Club“ oder den „Vegan Club“.  

Während die Uni zwar einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt, nehme ich auch regelmäßig Melbournes großartiges Kulturangebot in Anspruch. Es gibt viele Galerien und Museen, wie z.B. die National Gallery of Victoria (NGV), die australische und internationale Kunst ausstellt und im Sommer eine große Andy Warhol und Ai Wei Wei Ausstellung hatte, das Australian Centre for the Moving Image (ACMI), dessen Programm sich rund um Filme dreht, oder das Heide Museum of Modern Art, das neben wechselnden Ausstellungen auch über eine wunderschöne Gartenanlage verfügt.

Melbourne bietet außerdem eine riesige Auswahl an kulturellen Festivals für jedermann, wie zum Beispiel dem Melbourne International Film Festival (MIFF), dem Melbourne Writers Festival (MWF) und dem Melbourne Fringe Festival (MFF). Mehr als alles andere liebe ich Melbournes Musikszene: Es gibt hier zahlreiche Bands jeglicher Musikrichtungen, die für ein paar Dollar Eintritt in Pubs oder kleineren Veranstaltungsorten spielen und musikalisch „großen“ Bands in nichts nachstehen. Man kann fast jeden Abend irgendwo Livemusik sehen – oder selbst spielen, wenn man möchte. Für diejenigen, die mehr an sportlichen Aktivitäten interessiert sind kann ich nur empfehlen zu einem Australian Rules Football (kurz „Footy“) Spiel zu gehen. Vor allem im Vergleich zu Fußball, wie wir es in Deutschland kennen, ist es interessant zu sehen wie die Spieler sich gegenseitig zu Boden werfen und den eierförmigen Ball meterweit durch das Tor schießen. Auf den zahlreichen öffentlich zugängigen Feldern kann man auch sein eigenes Glück versuchen. 

Da ich während meinem Austauschjahr nicht viel von dem Rest Australiens gesehen habe, habe ich das warme Wetter vor dem Semesterstart genutzt, um in Wilsons Promontory zelten zu gehen. Wilsons Prom ist ein National Park, der circa drei Stunden Fahrt südlich von Melbourne liegt. Die Halbinsel hat wunderschöne Strände und Wanderwege anzubieten. Da wir nicht für weitere Wanderstrecken ausgestattet waren, haben wir nur die Gegend um den Zeltplatz erkundet (was schon atemberaubend war). Man kann sich aber auch auf eine zweitages- bis wochenlange Wanderung begeben. Wir sind dieses Mal zu Squeaky Beach gelaufen (ja, der Strand quietscht!) und haben Mount Bishop erklommen. Außerdem haben wir typisch australische Tiere, nämlich Wombats und ein Emu gesehen.

Über ein Wochenende im Mai bin ich nach Sydney geflogen, um die Biennale of Sydney, eine dreimonatige Kunstausstellung, zu sehen. Die Ausstellung war zwar über mehrere Orte in der ganzen Stadt verteilt, hatte aber ihren Schwerpunkt auf Cockatoo Island, einer Insel im Hafen von Sydney die eine ehemalige Strafanstalt beherbergt. Als eine Mischung von ehemaliger Sträflingskolonie und Schiffsindustrie ist die Insel ist eine interessante Sehenswürdigkeit, auch unabhängig von der zu dem Zeitpunkt meines Besuchs ausgestellten Kunst. Natürlich haben wir auch das Sydney Opera House und die Harbour Bridge gesehen, die im Hafen gleich neben den Royal Botanic Gardens und weiteren Kunstgalerien liegen. 

Mein Ausflug während der Semesterferien nach Mission Beach in Queensland war mehr natur- als kulturbezogen. Der Ort liegt circa zwei Stunden südlich von Cairns, das wiederum einen dreistündigen Flug von Melbourne entfernt ist. Der Ort besteht hauptsächlich aus Ferienhäusern und dient als Ausgangspunkt für Schnorchel- und Tauchgänge im Great Barrier Reef. Da das Reef aufgrund von globaler Erwärmung sowie Abfällen der Kohleindustrie, die im Meer versenkt werden, zunehmen gefährdet ist und große Teile schon abgestorben sind, haben wir die Chance genutzt und sind Schnorcheln gegangen. Das Wasser im Reef war türkisblau und kristallklar und man konnte viele unterschiedliche, teils obskure Korallen, Anemonen und Fische beobachten. Meine Highlights waren ein Clownfisch (ein kleiner Nemo) und ein Oktopus, die sich durch uns wenig gestört fühlten. Auch außerhalb des Wassers gab es eine interessante Pflanzen- und Tierwelt in Mission Beach: neben aller Arten von Palmen, Farnen und anderen tropischen Pflanzen haben wir ein seltenes Cassowary gesehen. Den Vogel gibt es nur auf den Inseln um New Guinea und dem Nordosten Australiens, weshalb wir uns über sein Auftauchen am Straßenrand besonders gefreut haben.

Ein weiteres Highlight an diesem Wochenende waren die australischen Parlamentswahlen. Mit knapper Mehrheit konnte sich die vorherige Regierung der Liberal/National Koalition gegen die Labour Partei durchsetzen. Als ich ein paar Wochen später im Parlament in Canberra war, konnte ich von den Auseinandersetzungen und Regierungsbildungsprozessen allerdings leider wenig spüren. Ein Rundgang durch das Abgeordnetenhaus ist trotzdem sehr interessant und empfehlenswert.

Meine bisherige Zeit in Australien war geprägt von viel Arbeit aber auch einer Menge Spaß und dem Entdecken von viel Neuem. Die offene und freundliche Art der Australier macht das Leben in Melbourne sehr angenehm und das Verhältnis zwischen Dozent_innen und Student_innen scheint lockerer als in vielen meiner Kurse in Deutschland, ohne an akademischer Professionalität zu verlieren. Ich freue mich auf eineinhalb weitere Jahre in Melbourne und bin gespannt darauf, was ich noch erleben werde. Falls ihr darüber nachdenkt im Ausland zu studieren kann ich das Studium in Australien und vor allem in Melbourne sehr empfehlen. 

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