Tipps für ein Studium in Melbourne
Erfahrungsbericht Bittner Australien Bunte Vögel

Anna Bittner-Stephan | Masterstudentin

Wo
The University of Melbourne

Zeitraum
2017 - 2018

Was
Master of Finance

Studienprogramm
Master

Förderung
IRH Förderprogramm

01.01.2018

Für den Master zurück nach Australien

Master in Australien

Ich studiere momentan im Master of Finance an der University of Melbourne und hoffe dem einen oder anderen weiterhelfen zu können, der etwas Ähnliches plant.

Die Vorbereitungsphase

Ich habe vor meinem Master einen Bachelor of Science in Psychologie in München gemacht. Die letzten beiden Semester war ich im Rahmen eines Austauschprogramms an der Monash University in Melbourne. Dort habe ich neben Psychologie Units vor allem auch Business und Finance Units belegt.

Während meiner Zeit in Melbourne habe ich mich entschieden, dass ich länger in Australien bleiben und außerdem die Fachrichtung wechseln und in mich auf Finance fokussieren möchte.

Der Bewerbungsprozess war meines Empfindens nach lang und relativ aufwändig. Ich habe circa im Juli mit meiner Bewerbung begonnen - für einen Studienbeginn im Februar. Neben all meinen Zeugnissen und einem Motivationsschreiben musste ich außerdem meine Ergebnisse von TOEFL und GMAT einreichen. Die Anforderungen waren nicht sonderlich hoch, aber es hat einige Zeit gedauert die nötigen Unterlagen zusammenzustellen und beglaubigen zu lassen. Meine Ansprechpartnerin beim Institut Ranke-Heinemann war während des gesamten Prozesses immer gut zu erreichen und sehr engagiert.

Was in meinem Fall besonders lästig war, war, dass ich durch den Austausch erst im Dezember mit meinem Bachelor fertig war und es so sehr knapp wurde das Zeugnis noch rechtzeitig einzureichen. Am Ende hat aber alles geklappt und im Januar ginge es von Deutschland los (beziehungsweise zurück) nach Melbourne :)

Die ersten Wochen

Die Universität hat sich von Anfang an viel Mühe gegeben, dass man sich schnell einfindet und Leute kennenlernt. Wir hatten mehrere Einführungsveranstaltungen und Workshops, wo die organisatorischen Seiten des Kurses erklärt wurden und man bei Bedarf Auffrischungskurse in Mathe und Präsentationstechniken belegen konnte. Der Master of Finance wird an der Melbourne Business School (MBS) angeboten, die für alle Master Abschlüsse in Business an der University of Melbourne verantwortlich ist. Was im postgraduate Bereich sehr auffällt, ist der extrem hohe Anteil internationaler Studenten (im Master of Finance würde ich schätzen 80% Chinesen, 5% Australier, 15% andere Nationalitäten - in anderen Studiengängen ist es bunter). So sind dann viele Mitstudenten neu in Melbourne und es ist leicht schnell Anschluss zu finden.

Das Studium

Die beliebteste Lehrmethode ist eindeutig die Vorlesung - in manchen Fächern habe ich eine dreistündige Vorlesung die Woche und sonst gar keine ‘contact hours’, in anderen sind es 2 Stunden Vorlesung + 1 Stunde Tutorial. Anwesenheitspflicht gibt es gar nicht und wenn man will kann man das ganze Studium auch gut von zu Hause durchführen, weil alles aufgenommen wird und für alle Übungen ausführliche Lösungen ins Internet gestellt werden. Die Assessments sind immer eine Abschlussprüfung von 50-80%, je nach Fach, und zwischendrin verschiedene Assignments, die man online einreichen muss. Fast alle Assignments sind Gruppenarbeit, sodass es gut ist, wenn man versucht sich eine Gruppe zu suchen, mit der man vielleicht sogar ein bisschen Spaß hat. Man hat also insgesamt pro Semester nur 12 contact hours die Woche, aber man muss einiges selbst nacharbeiten, um am Ball zu bleiben. Insgesamt finde ich das Niveau in einigen Fächern zwar herausfordernd, aber es ist alles auf jeden Fall machbar (selbst mit fachfremdem Bachelor).

Der Master of Finance ist von der Uni aus sehr durchstrukturiert und man kann seine Electives nicht ganz so frei wählen wie in anderen Kursen - es ist wirklich 100% Finance, was mir aber gut gefällt. Es ist eine gute Mischung von quantitativen Fächern und Theorie und ein bisschen Excel und andere Programme lernt man auch.

Die Lage der Uni ist super (vor allem im Vergleich zur anderen großen Uni in Melbourne, der Monash University), man kann in der Mittagspause locker ins Stadtzentrum laufen (oder die Tram nehmen) oder einfach ein bisschen das schöne Carlton erkunden.

Carlton ist auch zum Wohnen super, wenn man es sich leisten kann. Wenn man etwas außerhalb wohnt (so wie ich), muss man sich entweder auf den öffentlichen Nahverkehr verlassen, der teuer und mäßig zuverlässig ist, oder man legt sich ein Auto zu.

Melbourne & Surrounds

Mir gefällt die Stadt sehr gut (und sie ist ja schließlich the most livable ever, wie man ständig hört).

Was zuerst auffällt ist das tolle Wetter - zumindest im Vergleich zu Deutschland. Die Winter sind zwar kalt und nass, aber der Sommer ist dafür lang und wunderbar heiß. Das gute Wetter kann man in den unzähligen Parks, Biergärten oder am Strand genießen oder für kleine Wochenendreisen nutzen: Man kann im Umland sehr gut wandern, klettern, die berühmte Great Ocean Road entlangfahren oder lokale Weingüter austesten. Wenn es einen ein bisschen weiter wegzieht, ist man in einer Stunde nach Tasmanien geflogen oder in 1,5 Stunden in Sydney, was alles tolle Urlaubsorte sind.

In Melbourne selbst dreht sich viel um Essen und Trinken. Die Konzentration von Restaurants, Bars, Pubs und Cafes ist kaum zu überbieten und man kann sich durch alle erdenklichen Küchen mampfen. Der Australier trinkt auch gerne (Kaffee und Alkohol), was sich in vielen der Uni-Events widerspiegelt.

Das Finanzielle

Leider ist das alles nicht ganz billig - die Lebenshaltungskosten sind in Australien deutlich höher als in Deutschland, wobei ich finde, dass man das vor allem an der Miete merkt. Wenn man erstmal ein finanzierbares zu Hause gefunden hat, kann man den Rest bei Aldi kaufen und es ist alles gar nicht mehr so schlimm. Ich wohne hier 2 Stationen mit dem Zug vom Zentrum entfernt (in South Yarra) und teile mir meine Wohnung mit einer Mitbewohnerin. Das kostet $200 die Woche kalt und ist damit in der Lage schon ein ziemliches Schnäppchen. Dafür müssen wir uns damit abfinden, dass das traute Heim weder Heizung noch Aircon hat.

Die Studiengebühren sind in Australien auch sehr hoch - $40,000 pro Jahr für einen Masterstudiengang. Mit der Bewerbung geht man automatisch ins Rennen für ein Stipendium. Wenn man im Bachelor sehr gute Noten hatte, bekommt man so bis zu 50% Gebührennachlass. Außerdem gibt es natürlich noch externe Stipendium, zum Beispiel vom DAAD oder IRH.

Da das Leben teuer und die contact hours begrenzt sind, bietet es sich an, sich einen Nebenjob zu suchen. Der Stundenlohn ist hier deutlich höher als in Deutschland (kellnern ab $20, Nachhilfe ab $30 würde ich sagen), insbesondere wenn man das Glück hat einen Job an der Uni zu erwischen ($30-$50 die Stunde). Ich arbeite momentan für 8 Stunden die Woche an einer Schule als German Language Assistant, was sich gut mit dem Studium vereinbaren lässt.

Events

Melbourne hat noch ein paar Events, die es innerhalb Australiens besonders machen:

  1. Das Grand Final. Melbourne ist die Hauptstadt des Australian Football (soweit ich informiert bin) und so ziemlich jede Woche kann man irgendein Spiel anschauen. Das alles erreicht dann seinen Höhepunkt im alljährlichen Grand Final, dass in Victoria ein Feiertag ist.

  2. Melbourne Cup Carnival. Im Frühling findet 2 Wochen lang der Melbourne Cup Carnival statt. Das ist kein Fasching sondern ein Pferderennevent. Auch wenn man nichts von Pferderennen versteht ist es eine tolle Ausrede für alle Melbournians, sich schick anzuziehen und zu betrinken. Das größte und wichtigste Rennen ist der Melbourne Cup - natürlich auch wieder ein Feiertag, damit man es ja nicht verpasst.

  3. White Night. Jeden Sommer wird für eine Nacht die Innenstadt abgesperrt und eine Art riesiges Straßenfest inszeniert. Vor allem gibts es viele Lichtinstallationen an den größeren Gebäuden.

Ansonsten finden das ganze Jahr unzählige Food-/Movie-/Comedy-Festivals statt - wie sich das für eine Stadt mit 4,5 Millionen Einwohnern gehört, ist eigentlich immer etwas los.

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