Die australische Autorin Rosalie Ham, aufgewachsen im ländlichen Outback, kam eher zufällig zum Schreiben, dafür aber gleich mit großem Erfolg. Das erste große Romanprojekt „The Dressmaker“ entstand beim Schreiben einer viel zu lang geratenen Hausarbeit in einem creative writing course am Royal Melbourne Institute of Technology, wo Ham erst einen Bachelor und dann einen Master im Kreativen Schreiben absolvierte. Offensichtlich mit Erfolg, denn heute ist Ham eine gefragte Autorin, die neben Romanen auch Drehbücher und Kurzgeschichten für Magazine schreibt.
Hinter dem unspektakulären Romantitel (auf Deutsch: Die Schneiderin) verbirgt sich eine humorvoll-dramatische Rachekomödie – Outback Revenge-Dramedy trifft es wohl am besten. 1951: Eine internationale erfolgreiche Schneiderin, Tilly, kehrt als Erwachsene in ihr australisches Heimatdorf im Outback zurück, aus dem sie als Jugendliche unter Mordverdacht vertrieben worden war - an den Vorfall hat sie selbst allerdings keinerlei Erinnerung. Sie lebt bei ihrer psychisch angeschlagenen Mutter „Mad Molly“ und löst durch ihre skandalösen und extravaganten Kleider im Dorf größtes Unbehagen aus, findet aber auch begeisterte Anhängerinnen ihrer Kreationen. Tilly hat allerdings nicht vergessen, was man ihr in der Kindheit in Dungatar angetan hatte und versucht, der wahren Geschichte auf den Grund zu gehen. In einer absurden Spirale der Ereignisse kommen immer mehr dunkle Geheimnisse der nach außen biederen Dorfgemeinschaft ans Licht und der Roman hat ein fulminantes Ende, das wir hier natürlich nicht spoilen möchten. Wer Freude an bisweilen humorvoll bösartigen Geschichten hat, wird hier an Weihnachten Spaß haben. Und wer zum Lesen dann doch keine Zeit hat, kann sich mit dem exzellent besetzten und sehr erfolgreichen Film von 2015 mit Kate Winslet und Judy Davies trösten.