Ich wollte immer schon mal selbst durchs Outback fahren, aber Schauergeschichten von Touristen, deren Auto mitten in der Wildnis zusammengebrochen ist, hatten mich bisher von meinem Vorhaben abgehalten. Man kann nicht mal eben so eine gemütliche Autofahrt durchs australische Outback machen, sondern braucht Erfahrung und muss sich sehr gut vorbereiten. Deswegen haben wir uns fürs „Outback für Anfänger“ entschieden – mit vielen befestigten Straßen, aber mit allem anderen, was das Outback so faszinierend macht: wunderschöne unendliche Landschaft, eine faszinierende Tierwelt und sternklare Nächte auf einer Schaffarm mitten im Nirgendwo.
Unser Startpunkt ist Port Augusta und ist einfach mit dem Bus oder Zug von Adelaide aus zu erreichen. Es ist ein einzigartiger Ort, denn hier treffen der Ozean und das australische Outback aufeinander. Im Wadlata Outback Centre kann man den „Tunnel of Time“ besuchen und alles rund um die Geschichte und Entstehung der Flinders Ranges lernen. Diese wollen wir am nächsten Tag erkunden, doch bevor es weiter geht, machen wir noch mal schnell an einem Supermarkt Halt. Dies ist unsere letzte Chance, uns mit Wasser, Lebensmitteln etc. für die nächsten Tage einzudecken. Mit dem vollbepackten Auto geht es immer Richtung Norden und es dauert nicht lange, bis wir das einzige Fahrzeug auf der scheinbar endlosen Landstraße sind.
In den Flinders Ranges ist der Weg das Ziel und wir halten immer wieder an, um Ruinen ehemaliger Siedlungen, Emufamilien und Kängurus oder einfach die wunderschöne Umgebung zu betrachten. Doch wir schaffen es, am Spätnachmittag bei unserer Unterkunft anzukommen. Wir übernachten auf einer Schaffarm, wo wir von den freundliche Besitzern, ihren gezählten neun Hunden und einem alten Känguru begrüßt werden, das vor uns die Straße entlang hoppelt. Für so ein Leben auf einer Outback-Farm muss man geboren sein. Dafür wird man mit einem wunderschönen Ausblick auf die Flinders Ranges, malerischen Sonnenuntergängen und anschließend mit magischen sternklaren Nächten belohnt.
Am nächsten Tag brechen wir früh auf, denn schließlich haben wir viel vor: Wir wollen endlich Ikara, das berühmte „natürliche Amphitheater“ sehen. Auf dem Weg dorthin fahren wir den Moralana Scenic Drive entlang, und zum ersten Mal bin ich froh, dass wir uns für einen Allradwagen entschieden haben: Mit einem normalen Auto wären wir auf dieser unbefestigten Straße sicher nicht weit gekommen. Der huckelige Weg führt vorbei an wettergegerbten Bäumen, Kängurus hüpfen über die Straße und Emus rennen an uns vorbei. Irgendwann ist das so normal, dass wir uns gar nicht mehr darüber wundern: Wir sind viel erstaunter, als wir wieder auf eine befestigte Straße abbiegen und uns zum ersten Mal ein anderes Auto entgegenkommt.
Man merkt, dass wir uns dem beliebten Ikara nähern, einem Paradis für Wanderer. Wir haben uns eine mittelschwere Piste ausgesucht und machen uns auf den Weg zum Wangara Lookout. In der Mittagshitze kommt man ganz schön ins Schwitzen, wird aber mit einem tollen Ausblick auf Ikara belohnt. In der Sprache der Adnyamathanha , die seit zehntausenden Jahren in dieser Gegend leben, bedeutet Ikara übrigens „Versammlungsort“. Wer mehr über ihre Geschichte und die Mythologie der Flinders Ranges erfahren möchte, sollte sich unbedingt Arkaroo Rock ansehen, eine kleine Höhle mit wunderschönen uralten Malereien der Adnyamathanha. Diese erzählen vom Dreaming, d.h. der Mythologie der hier lebenden Aborigines und erklären die Entstehung Ikaras.
Ein weiteres Highlight unserer Reise ist Brachina Gorge. Auf dem Geological Trail begeben wir uns auf eine Reise durch die Geschichte unserer Erde. In dieser In dieser Schlucht, die vor Urzeiten einmal ein Meer war, wurden Gesteinsschichten freigelegt, die zwischen 500 und 650 Millionen Jahre alt sind. Sie stammen also aus einer Zeit, als sich auf der Erde gerade die ersten Tiere entwickelten. Mit dem Allradwagen fahren wir immer tiefer in die Schlucht hinein. Über unseren Köpfen ziehen sich Wolken zusammen und tauchen die schroffen Felswände in ein fahles Licht, das irgendwie zu dieser uralten Landschaft passt. Das Rauschen des Windes und das Kreischen eines Adlers sind die einzigen Geräusche. Es ist leicht, inmitten dieser Millionen Jahre alten Felswände die Zeit aus dem Auge zu verlieren. Uralte Schluchten, ein natürliches Amphitheater und wunderschöne Felsmalereien - Wer hätte gedacht, dass das Outback so vielseitig sein kann?
Und da so eine Fahrt durch die Wildnis hungrig macht, gibt es nichts besseres, als auf dem Rückweg an einem der bekanntesten Outback Pubs Australiens Halt zu machen. Das Prairie Hotel mit seinem simplen Design, dem geschwungenen Vordach und den als Tische umfunktionierten Bierfässern erinnert mich auf den ersten Blick an einen Saloon aus dem wilden Westen – es fehlen eigentlich nur noch die vor der Tränke angebundenen Pferde. Von innen ist das Pub sehr gemütlich – wenn man mal von den vielen Fliegen im Vorzimmer absieht, aber irgendwie gehören auch sie zu so einer Outbackerfahrung dazu. Wir machen es uns an einem der langen Holztische im Restaurant gemütlich, während wir auf unser Essen warten: Ich habe mich übrigens für das Känguruschnitzel entschieden, meine Eltern dann doch für Fish&Chips.
Tipp: Wer selbst durch die Flinders Ranges bzw. durchs Outback fahren möchte, sollte sich bei der zuständigen Touristeninformation über die nötigen Vorkehrungen informieren. Es empfiehlt sich, das Auto eine Zeit lang im Voraus zu reservieren, da die Verleiher nicht unbedingt viele Allradwagen im Angebot haben.